Symposium „Religionsästhetik und die Religionskundliche Sammlung in Münster“ - ein Bericht

03.05.2019

Das Seminar für Allgemeine Religionswissenschaft der Katholisch-Theologischen Fakultät der WWU Münster veranstaltete am 03.05.2019 ein Symposium mit dem Thema „Religionsästhetik und die Religionskundliche Sammlung in Münster“, um Prof. Dr. Annette Wilke zu ehren, die an diesem Tag feierlich in den Ruhestand verabschiedet wurde und gleichzeitig auch ihren Geburtstag feierte. An dem Symposium nahmen rund 80 Personen teil. Das gewählte Thema „Materialität von Religion“ griff ein zentrales Forschungsfeld von Prof.in Wilke auf und rückte die vom Seminar betreute religionskundliche Sammlung erstmals ins Licht einer breiteren Fachöffentlichkeit.

Eröffnet wurde die Veranstaltung durch den Vortrag von Dr. Patrick Felix Krüger (Bochum/Münster), der einen Einblick in die Entstehungsgeschichte der Sammlung gab. Patrick Krüger erforscht als ausgewiesener Experte in materieller Kultur süd-asiatischer Religionen seit längerem die religionskundliche Sammlung. Unter seiner Mitarbeit werden vom 11. bis 21. Juli 2019 erstmals Teile der Sammlung der Öffentlichkeit präsentiert; die Ausstellung „Anton Antweiler. Das Fremde zeigen“ wird in der Galerie der Universitäts- und Landesbibliothek (Krummer Timpen 3-5) zu sehen sein: https://www.uni-muenster.de/Kustodie/kultursemesterschwerpunkt/ausstellungen.html

Dr. Susanne Rodemeier (Marburg) stellte als Leiterin der von Rudolf Otto ins Leben gerufenen religionskundlichen Sammlung in Marburg anschließend das von der DFG geförderte interdisziplinäre Verbundprojekt „Dynamiken religiöser Dinge im Museum“ (REDIM) vor. Das Projekt untersucht, wie in musealen Kontexten mit religiösen Dingen umgegangen wird, wie Religionen in Museen ausgestellt werden und wie diese museale Präsentation die Wahrnehmung von Religionen in der Gesellschaft beeinflusst.
Eine nicht-museale, alltagsreligiöse Perspektive eröffnete Dr. Brigitte Luchesi (Bremen/Berlin) in ihrem Vortrag „Du darfst Dir ein Bild machen“ über ihre Forschungsarbeit zu materialer Religiosität in Nordindien. In diesem Zusammenhang stiftete sie der Sammlung drei handgefertigte, ungebrannte Tonfigurinen, die die Göttin Parvati und den Gott Siva darstellen, als Anschauungsmaterial für gelebte Gegenwartsreligiosität.
Die Beiträge beleuchteten die Ästhetik von materieller Religion, wie sie sinnlich wahrnehmbar ist, von drei sehr unterschiedlichen Seiten und eröffneten neue Perspektiven auf das Thema, das Frau Frau Prof.in Dr. Wilke in ihrer abendlichen Abschiedsvorlesung weiter ausführte. Hier hatten alle Teilnehmer*innen die Möglichkeit, einen tiefergehenden Einblick in die religionskundliche Sammlung anhand ausgewählter Objekte zu bekommen. Annette Wilke erläuterte die Bedeutungshintergründe und rituelle Verwendung von Mukta-linga, Vishnuavataras und der Göttin Kali. Dabei zeigte Sie mit vielen Fotos aus ihren Indienreisen die Vielfalt der Götterdarstellungen auf und gab den Zuschauern einen Einblick in dieses lebendige Feld, sowohl aus historischer wie auch aus gegenwartsbezogener Sicht.
Anlässlich der Verabschiedung von Prof.in Wilke als langjährige Direktorin des Seminars für Allgemeine Religionswissenschaft in den Ruhestand, rekapitulierten Prof. Dr. Sebastian Schüler (Leipzig) und Prof. Dr. Sven Bretfeld (Trontheim) ihr wissenschaftliches Schaffen und ehrten die Bedeutung ihrer Arbeit für den Standort Münster. Annette Wilke baute nicht nur mehrere religionswissenschaftliche Studiengänge auf und bildete zahlreiche Studierende in Religionswissenschaft und Theologie aus, sondern etablierte das Fach in Münster in seiner kulturwissenschaftlichen Ausrichtung.

Gerahmt wurde die Laudatio von zwei außergewöhnlichen, musikalischen Beiträgen. Das Cellospiel von Frank Spronk und der Gesang von Walter Raschle ergriffen die Zuhörenden und brachten auf erfahrbare Weise ein weiteres Forschungsinteresse von Annette Wilke in die Veranstaltung ein, das sie in ihrem gemeinsam mit Oliver Moebus verfassten Werk „Sound and Communication“ wissenschaftlich bearbeitete: Die Verbindung von Klang und Religion.
„Machen Sie ihr das mal nach!“, rief Dekan Clemens Leonhard die Teilnehmenden in seiner Dankesrede auf, in der er mit Witz und in kollegialer Verbundenheit seinen Dank für das Wirken von Frau Wilke und die durch sie ermöglichten Einblicke aussprach.

Das Seminar für Allgemeine Religionswissenschaft wünscht seiner ehemaligen Direktorin Professorin Dr. Annette Wilke einen zufriedenen Ruhestand und alles Gute.