
Theologie mit der eigenen Biografie verbinden
„Ich in der Theologie. Chancen und Grenzen von biografischen Zugängen“ lautete das Thema des achten Diversity Brown Bag Meetings an der Katholisch-Theologischen Fakultät. In ihrem Gastvortrag ging Dr. Nadja Waibel, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Pastoraltheologie der Katholisch-Theologischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum, auf die Bedeutung der eigenen Biografie für die Theologie und die theologische Lehre ein.

Nach einer Begrüßung von Theresa Focke, stellvertretende Vorsitzende der Kommission für Gleichstellung und Diversity, berichteten die beiden Organisatorinnen des Meetings, Lena Steffens und Lara Niermann, über ihre Motivation zur Auseinandersetzung mit dem Zueinander von Biografie und Theologie. Zudem wiesen sie auf einen thematisch verwandten Studientag (oder ein vergleichbares Format) im kommenden Sommersemester hin. Den Kern des Meetings bildete ein Vortrag von Nadja Waibel, in dem sie anhand von verschiedenen Beispielen in biografische Zugänge zur Theologie sowie deren Grenzen Einblick gab.
Nadja Waibel studierte Theologie, Psychologie und Judaistik in Zürich, Fribourg und Luzern. 2022 wurde sie an der der Theologischen Fakultät der Universität Luzern mit einer Arbeit zu Biografien von katholischen Gemeindeleiterinnen in der Schweiz promoviert. Seit November 2023 arbeitet sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Pastoraltheologie der Katholisch-Theologischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum. Ihre Forschungsschwerpunkte sind dabei unter anderem Glaubensbiografien und kontextuelle Theologien. Zusätzlich war Nadja Waibel auch als Jugendseelsorgerin und als „Caregiverin“ bei Demenzbetroffenen tätig.

Ausgehend von der Vergewisserung, dass vielen theologischen Zeugnissen – nicht zuletzt den Evangelien – biografische Momente inhärent sind, erklärte Nadja Waibel, dass jede Person mit ihrer Biografie und ihrer Glaubensauslegung ein „loci theologici“ ist und damit ein Ort des Lernens von Theologie sein kann. Deswegen ist eine Auseinandersetzung mit der eigenen sowie mit fremden Biografien in der Theologie sehr gewinnbringend. Jedoch sollte diese Auseinandersetzung bestimmte Grenzen einhalten, da die universitäre Lehre weder ein „Safer Space“ noch ein seelsorgerischer Ort sein kann. Wegen vorherrschender Machtgefälle in der universitären Lehre könnten unabhängige Anlaufstellen hilfreich sein, um diese Grenzen zu wahren.

In der anschließenden Diskussion wurde unter anderem erörtert, wie sich die Grenzen biografischer Zugänge erkennen und bestimmen lassen. Dabei rückten sowohl die Rolle der Dozierenden und deren Kompetenzgrenzen in den Blick als auch die Frage, welches Maß an persönlichen Anteilen in der Lehre angesichts der Wissenschaftlichkeit von Theologie angemessen ist. Zudem wurde hervorgehoben, dass solche Grenzen auch im Schutzkonzept der Fakultät verankert werden können.
Text: Johanna Singer
