Als Erste:r aus der Familie studieren
Die soziale Herkunft von Studierenden war Thema des 6. Diversity Brown Bag Meetings an der Katholisch-Theologischen Fakultät. Diplom-Pädagogin Sabine Hoffmann von ArbeiterKind.de diskutierte über die spannende Frage, wo Menschen im universitären Kontext aufgrund ihrer sozialen Herkunft benachteiligt werden - und wie diesen Strukturen entgegengewirkt werden kann.
Die Kommission für Gleichstellung und Diversity hatte das 6. Diversity Brown Bag Meeting am 30. Juni 2025 ausgerichtet. Menschen aus allen Statusgruppen konnten sich in der Mittagspause bei Snacks, Kaffee und Tee zum Thema „Soziale Herkunft“ informieren und austauschen.

Nach einer Begrüßung von Dipl.-Theol. Ludger Hiepel M.A., der das sechste Diversity Brown Bag Meeting organisiert hatte, hielt Sabine Hoffmann einen spannenden Vortrag zum Thema „Soziale Herkunft. Was bedeutet es, als Erste:r der Familie zu studieren?“ Anschließend stellte sich die Ortsgruppe ArbeiterKind.de Münster vor. Daraufhin gab es eine produktive Diskussion darüber, wo Menschen im universitären Kontext aufgrund ihrer sozialen Herkunft benachteiligt werden und wie diesen Strukturen entgegengewirkt werden kann.
ArbeiterKind.de ist die größte gemeinnützige Organisation Deutschlands, die Erstakademiker:innen unterstützt, die als Erste:r aus ihrer Familie studieren. Er organisiert Veranstaltungen an Schulen, um Schüler:innen zu informieren und zu ermutigen, ein Studium aufzunehmen. Aber auch während und nach dem Studium bietet die Ortsgruppe Unterstützung an.
Sabine Hoffmann studierte Diplom-Pädagogik an der Universität Bielefeld und ist Bundeslandkoordinatorin von NRW-Ost für ArbeiterKind.de. Die Gruppe Münster ist eine von circa 80 Ortsgruppen von ArbeiterKind.de in Deutschland. Dort engagieren sich Studierende ehrenamtlich, um anderen Studierenden und Schüler:innen zu helfen, aber auch um sich zu vernetzen.
In ihrem Vortrag erklärte Sabine Hoffmann, dass ArbeiterKind.de von Katja Urbatsch gegründet wurde. Zu Beginn handelte es sich um eine Website, auf der gebündelte Informationen zu Studium und Finanzierung zu finden waren. Erst später wurde daraus ein Verein. Sabine Hoffmann ging auch auf die aktuellen Zahlen von Studierenden in Deutschland ein und zeigte mittels des „Bildungstrichters“ auf, dass die Anzahl von Studierenden aus Nicht-Akademikerfamilien immer noch deutlich geringer ist als die aus Akademikerfamilien.
In Kleingruppen tauschten sich die Teilnehmer:innen des Meetings zu den Fragen aus: Wo bemerke ich das Thema „Soziale Herkunft“ in meinem Hochschulalltag? Was braucht es für Bedingungen für eine herkunftssensible Uni?
In der Diskussion im Anschluss stellte sich heraus, dass Sprache und Kommunikation im universitären Kontext oft exkludierend wirken kann, da viele Begriffe als bekannt vorausgesetzt werden, die aber nicht für alle bekannt sind. Einführende Übungen für die ersten Semester seien sehr wichtig, da dort viele grundlegende Begriffe und Kompetenzen gemeinsam erlernt werden können.

Auch über die Haltung von Dozierenden und Studierenden wurde gesprochen, da oft davon ausgegangen wird, dass alle aus Akademikerfamilien kommen und somit auch oft eine Sensibilität für die spezifischen Herausforderungen fehlt. Dabei gibt es bei Menschen aus Akademikerfamilien häufig Vorannahmen, die auf alle übertragen werden. Zum Beispiel, dass alle Studierenden auch ein Ehrenamt innehaben. Jedoch fehle manchen einfach die Zeit dazu, da sie zum Beispiel arbeiten müssen.
In dem frei zugänglichen Learnwebkurs „Diversity Brown Bag Meetings“ sind die Vortragsfolien für alle Interessierten einzusehen. Dort sind auch die Folien der anderen Diversity Brown Bag Meetings zu finden.
Der Vortrag von Sabine Hoffmann und der Ortsgruppe ArbeiterKind.de Münster wird in Kürze auch im TheoPodcast zum Nachhören verfügbar sein. Weitere Informationen zur Ortsgruppe Arbeiterkind.de finden sich auf Instagram und auf der Website.