Erstes Colloquium Adamantianum am Cambridge Centre for the Study of Platonism

Göttliche und menschliche Freiheit: Die philosophische Bedeutung des Kirchenvaters Origenes (Theo Kobusch)
Teilnehmende in der Diskussion
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Die Auftaktveranstaltung der Colloquia Adamantiana am von Professor Douglas Hedley (Cambridge) geleiteten Cambridge Centre for the Study of Platonism, die – von Dr. Christian Hengstermann, Lehrstuhlvertreter am Seminar für Alte Kirchengeschichte und Fellow des Zentrums, organisiert – der Forschung jeweils eines wichtigen zeitgenössischen Origenes-Experten gewidmet sind, galt der Origenes-Deutung von Prof. Dr. Theo Kobusch (Bonn), der in kontroverser Diskussion die unterschiedlichen Anfragen der Referenten und Teilnehmenden beantwortete.

Dr. Hengstermann und Prof. Dr. Kobusch
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In insgesamt zehn Vorträgen wurde nicht nur Kobuschs Interpretation des alexandrinischen Kirchenvaters als Urheber einer eigenen christlichen Metaphysik der Freiheit, nach der sowohl Gott wie auch die Seele als ur- und abbildliche sittliche Freiheit anzusprechen sind, kritisch gewürdigt, sondern schlaglichtartig auch die Bedeutung für die spätere westliche Philosophie, insbesondere den Cambridger Platonismus im 17. und den Deutschen Idealismus im 18. und 19. Jahrhundert dargestellt. So ist die Grundidee der origeneischen Metaphysik, nach der, wie von Kobusch umfassend gezeigt, die Freiheit das Wesen bestimmt, nicht umgekehrt das Wesen die Freiheit von Gott und Mensch begrenzt, Grundmotiv späterer wirkmächtiger philosophischer Konzeptionen. Kobuschs Bild vom Alexandriner als Autor einer christlichen Philosophie der Freiheit und Subjektivität erwies sich damit zugleich als wohl bedeutsamste zeitgenössische Origenes-Deutung überhaupt und als herausragende eigene systematisch-religionsphilosophische Option.

Ein zweites Colloquium Adamantianum, das dem Werk Christ – Teacher of Salvation aus der Feder des dänischen Origenes-Experten Anders-Christian Jacobsen (Aarhus) gewidmet sein wird, findet am 2. Juni 2018 ebenfalls an der Theologischen Fakultät der Universität Cambridge statt. Interessent_innen sind herzlich eingeladen, sich an Dr. Christian Hengstermann zu wenden.

[Christian Hengstermann]