Actus Academicus im Sommersemester 2016

Promovendin Anna Maria Riedl spricht zum Thema: „‘Geh ins offene‘ - Judith Butlers philosophische Ethik als Inspiration für die Theologie“

Der Festakt zur feierlichen Urkunden- und Zeugnisüberreichung und Promotion am 22. Juli 2016 wurde in diesem Semester um ein weitere Ehrung ergänzt: der Aschendorff-Verlag hatte den Dissertationspreis ausgelobt, der auf dem Actus Academicus für herausragende Dissertationen des Jahres 2015 verliehen wurde. So waren neben den vielen Absolventinnen und Absolventen dieses Semesters der Studiengänge Magister Theologiae,des Master of Education, des Diploms in Christliche Sozialwissenschaften und den Promovendinnen und Promovenden auch die beiden Theologinnen, die auf den vergangenen beiden Festakten den Promotionsvortrag gehalten hatten und nun Preisträgerinnen waren, gekommen, um mit ihren Familien, Freunden und Angehörigen sowie mit den Mitgliedern der Fakultät ihren Erfolg zu feiern.

In der Aula der KSHG begrüßte die Dekanin der Katholisch-Theologischen Fakultät, Prof.in Dr. Judith Könemann die Anwesenden und freute sich, den Absolvent_innen und Promovend_innen die Urkunden überreichen zu können. Traditionell hält die Dekanin auf dem Actus Academicus eine Rückschau auf das vergangene Semester, auf das, was die Fakultät in den vergangenen Monaten bewegt hat und das in diesem Semester unter dem Begriff „Zukunftsperspektiven“ stand. So berichtete Könemann von einem gemeinsamen Forschungsvorhaben der Fakultät, das unter dem Titel „Ars Moriendi“ der Frage nach der „Kunst des Lebens“ im Angesicht des Todes und der „Kunst zu Sterben“ nachgehen möchte. Wie unser Leben und der Blick auf das Leben verändert wird durch die allgegenwärtige Präsenz von Terroranschlägen, wie Individualität wahrgenommen wird, wenn die Vielzahl der Opfer von Terroranschlägen aufgrund ihrer Zahl nicht mehr als Individuen vorkommen verändert wird, sind einige Fragen, denen nachgegangen werden soll. Eine andere Zukunftsperspektive ist der Campus der Theologien, der in Münster entstehen soll und der nach außen hin ein „deutliches gesellschaftlich sichtbares Zeichen für die wissenschaftliche Zusammenarbeit der Konfessionen und Religionen und damit ein starkes ökumenisches, interreligiöses Signal auf der Ebene der Wissenschaft ist“, so Könemann. Damit könne manchen Vorurteilen und falschen Einschätzungen gegenüber Religion fundiert gegenüber getreten werden. Die Themen der diessemestrigen Abschlussarbeiten und Promotionen (unterhalb des Artikels sind alle Themen aufgelistet) spiegeln die Internationalität der Fakultät wieder, die in diesem Semester auch zu den Internationalen Theologischen Studientage eingeladen hatte. „Die Zeiten, in denen wir uns vor allem mit uns selbst und unserer Theologie beschäftigen konnten, scheinen definitiv vorbei zu sein“, sagte die Dekanin.

Den Promotionsvortrag hielt Anna Maria Riedl zum Thema: „‘Geh ins offene‘ Judith Butlers philosophische Ethik als Inspiration für die Theologie.“ Anna Maria Riedl sprach über die Theorien der bekannten, aber immer wieder auch umstrittenen zeitgenössischen Philosophin Judith Butler (Berkeley/USA). Sie wies dabei nicht nur auf die vielen Missverständnisse der Rezeption hin, sondern zeigte zugleich, dass Butler eine machtsensible und hoch politische Ethik entwickelt, deren Ausgangspunkt die menschliche Verletzlichkeit bildet. Gerade diese Einsicht in unsere Grenzen und Teilblindheiten auf uns selbst, andere und unser Wissen bilden den Ausgangspunkt zu einer Ethik, die ihre Aufgabe nicht im Urteilen und Normieren, sondern im Ermöglichen und Erweitern von Freiheitsräumen sieht und die genau damit Inspirationen für die Theologie bietet, so die Absolventin.
Auch die anderen Promovend_innen und Lizentiaten stellten ihre Arbeiten kurz vor und legten so die große Bandbreite des wissenschaftlichen Arbeitens an unserer Fakultät dar.

Den vom Aschendorff-Verlag ausgelobten und mit 1.000 € dotierten Dissertationspreis verlieh Dr. Bernward Kröger vom Aschendorff-Verlag Dr. Barbara Zimmermann und Dr. Maria Wernsmann zu gleichen Teilen. Wernsmann promovierte mit der Dissertation: „Vom Zusammenspiel in ökumenischen Prozessen. Ein Beitrag zur Theoriebildung: Probleme, Praxis, Perspektiven“; Zimmermann promovierte zum Thema: „Mehr als nur Wissen! Kompetenzorientierung im Bologna-Prozess. Analyse, Kritik und Handlungsoptionen aus theologiedidaktischer Perspektive“. Beide Preisträgerinnen freuten sich sehr über diese besondere Auszeichnung ihres wissenschaftlichen Arbeitens.
Der Festakt, der mit einem Gottesdienst in der Dominikanerkirche unter der Leitung von Prof. Dr. Hubert Wolf und musikalisch unterstützt von der Schola unter der Leitung von Barbara Werbick , begonnen hatte, endete in bewährter Weise mit einem Sektempfang. Klavierspiel und Gesang (von Andreas Lobisch und Annette Bialonski) rundeten den Actus Academicus musikalisch ab.

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Unsere Absolventinnen und Absolventen

Brocker, Irmin: „Heimat ist dort, wo ihr Liebe schenkt und Liebe findet.“ (M. Kaller) Vertriebenenseelsorge und Beheimatung Heimatvertriebener nach 1945
Busch, Maximilian: Didaktischer Umgang mit dem Holocaust – Möglichkeiten und Grenzen für den katholischen Religionsunterricht an Gymnasien
Christoph, Fabian: Kirchliche Ablasspraxis. Historische Vergewisserung und ökumenische Perspektiven
Heinrich, Tobias: Zwischen Rhetorik und Realität: Ethikbewusste Personalführung in Unternehmen
Richter, David Johannes: Krankenhausfinanzierung in Deutschland. Eine Analyse unter ökonomischen und sozialethischen Aspekten
Schoch, Andreas: Nachhaltigkeit – Eine metaethische Untersuchung eines werbewirksamen Begriffes
Toppmöller, Markus: Das berufliche Selbstverständnis von Pastoralreferentinnen und -referenten im Gemeindedienst. Das Aushandeln der Aufgaben- und Handlungsfelder (actiones) zwischen Pastoralreferent/-in und Priester
Tünißen, Ursel: „Wir löschen diesen deutschen Ketzer aus dem Gedächtnis des Lebens aus!“ Das römische Bild Ignaz Heinrich von Wessenberg im Spiegel seines Indizierungsverfahrens
van der Linde, Julia: „Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon.“ Corporate Social Responsibility als Antwort auf sozialethische Anforderungen an den Bankensektor
Wittmann, Monika: „Was hat Sport mit Gott zu tun?“ Leibphänomenologische Überlegungen

Unsere Promovendinnen, Promovenden und Lizentiaten

Ahmed, Luise: Bilder von den Anderen. Christliches Sprechen über Heiden bei den lateinischen Apologeten
Cherayath, Benjamin Padathiparambil: The Apostolic Exhortation Evangelii Nuntiandi of Pope Paul VI as an Orientation for a Pastoral Plan in the Mission Station of the Syro-Malbar Church in Chennai
Heuft, Dr. med. Gereon: Not lehrt (nicht) beten. Repräsentative Studie zu religiösen Einstellungen in der Allgemeinbevölkerung und von Patienten der psychosomatisch-psychotherapeutischen Ambulanz eines Universitätsklinikums
Ozioko, Edwin Ikechukwu: Compassion: A Pastoral Paradigm for Integral Salvation and the Growth of the Church
Huenermund, Till: Kirchensteuer und Kapitalertragssteuer. Die Auswirkungen des Unternehmenssteuerreformgesetzes 2008 im System der Kirchensteuererhebung
Knaack, Barbara Stefanie: „Das Geld muss dienen und nicht regieren“ – Die römisch-katholische Kirche, eine Non-Profit Organisation? Eine vermögensrechtliche Untersuchung
Riedl, Anna Maria Ricarda: Ethik an den Grenzen der Souveränität – Christliche Sozialethik im Dialog mit Judith Butlers Anerkennungstheorie

Fotos

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