Papersession I

Die Papersession I findet statt am Montag, dem 11. September 2023 um 11:30 Uhr.

Folgende Themen stehen Ihnen zur Auswahl:

 

  • Weiblicher Sozialkatholizismus? - ABGESAGT -

    Dr. Julia Blanc, Passau

    Raum 1

     

    Theologische Ethik und Christliche Sozialethik werden zwar mittlerweile im deutschsprachigen Raum auch von Frauen betrieben – ein „feminist turn“, wie er in der Exegese bereits stattfindet, steht aber noch aus. Unter dem Vorzeichen der Care-Ethik soll hierfür die Frühphase des Sozialkatholizismus perspektivisch betrachtet werden. Einen blinden Fleck in der Forschung stellt bisher die Rolle der im 19. Jahrhundert stark wachsenden Schul- (und Sozial-) Orden dar, die bislang nur sehr bedingt aus der Perspektive der theologischen (Sozial-)Ethik heraus betrachtet worden sind.

     

    Um diesem Desiderat zu begegnen, erfolgt eine Orientierung an der bildungshistorischen Forschung von Deirdre Raftery und Catriona Delaney, die auf den deutschen Sprachraum und darüber hinaus auf die sehr einflussreichen Armen Schulschwestern unserer Lieben Frau und ihre Gründerin Theresia Gerhardinger angewandt wird.

     

    Dafür wird von einer rein historischen Einordnung und Betrachtung ihres Werkes ein Schritt hin zu der Frage gemacht, wie „politisch“ ihr Engagement war und welche theologischen und philosophischen Gründe sie dafür anführt. Ein Hauptaugenmerk liegt somit auf der Frage, ob sich "weiblicher Sozialkatholizismus" anders care-ethisch begründen lässt als "klassisch männlicher".

     

  • Therapie und Care für Patienten mit Traumafolgeerkrankungen in Kroatien: Welche Rolle spielen Religiosität und Spiritualität?

    Dr. Andrijana Glavas, Freiburg   

    Raum 4     

     

    28 Jahre nach dem Krieg in Kroatien leiden noch immer viele Menschen an Traumafolgeerkrankungen vor allem PTBS und an anderen komorbiden Erkrankungen. Trotz guter medizinischer und psychologischer Betreuung dieser Patientinnen und Patienten sind viele dieser Erkrankungen chronifiziert. Welche Bedeutung haben Religiosität bzw. Spiritualität als mögliche Ressource für diese Menschen in ihrem Umgang mit dem Belastungserleben? Werden subjektive Religiosität und Spiritualität der Patienten als Ressourcen und Potenziale im psychiatrischen Setting wahrgenommen und sorgfältig gefördert?

     

    Vorgestellt werden die Ergebnisse einer Studie, die an zwei Kliniken in Kroatien (Klinik in Vukovar und Uniklinik in Split) mit ihren Abteilungen für Psychiatrie und Psychotherapie durchgeführt wurde. Das Ziel der Studie war, mit besonderem Blick auf die Traumafolgepatienten, einen umfassenden, strukturierten und repräsentativen Überblick über die Bedeutung von Religiosität und Spiritualität als Einflussfaktor für die Krankheitsbewältigung, insbesondere in Bezug auf die religiös-spirituellen Bedürfnisse der Betroffenen, auf die unterschiedlichen Lebenseinstellungen und auf den Umgang mit der Erkrankung von traumatisierten Patienten zu erheben.

     

  • Young Carers – Eine Frage der (gesellschaftlichen) Verantwortung

    Prof. Dr. Thomas Gremsl, Graz

    Raum 6

     

    Young Carers, Kinder, die sich um ihre Eltern kümmern, sind eine besonders versteckte und vulnerable Gruppe junger Menschen, die durch ihre Verantwortungsübernahme große Beiträge für die Gesellschaften leisten in denen sie leben. Durch diesen gesellschaftlichen Dienst sind sie zugleich selbst in ihren individuellen Entfaltungsmöglichkeiten eingeschränkt, obwohl sie als Kinder und Jugendliche eine besonders schutzbedürftige Gruppe darstellen (UN-Kinderrechtskonvention 1989). Gerade aus sozialethischer Perspektive gilt es diese für große Teile der Gesellschaft nicht sichtbare Gruppe in den Blick zu nehmen und darüber zu reflektieren, welche Maßnahmen notwendig sein können, damit auch diese jungen Menschen sich entfalten und ein gutes, gelingendes Leben führen können.

     

    Ziel dieses Beitrages ist es, in einem ersten Schritt eine Begriffsbestimmung des Young Carers-Begriffs vorzunehmen sowie in der Forschung aktuell diskutierte zentrale Aspekte und Problemfelder darzulegen. In einem zweiten Schritt soll die Verantwortungsübernahme von Young Carers innerhalb der sozialen Institution Familie mit Blick auf dort grundsätzlich geltende Verantwortungsrelationen reflektiert werden. Darauf aufbauend gilt es abschließend im Sinne des Hilfeleistungsgebots die Notwendigkeit sowie die Möglichkeiten der gesellschaftlichen Verantwortungsübernahme für diese Gruppe zu diskutieren und etwaige politische Handlungsimpulse zu formulieren.

     

  • Gute Pflege(arbeit) in innovativen Pflege-Wohn-Formen? Sozialethische Kriterien für eine gute Gestaltung von Pflege-Mix-Settings auf den Ebenen der Interaktion und der Organisation

    Dr. Eva Hänselmann, Münster

    Raum 7

     

    In Deutschland gibt es schon eine Vielzahl von Initiativen, die die Versorgung älterer Hilfebedürftiger in einem „multi-Profi – Ehrenamt – Technik – Mix“ organisieren. Wie ist es in diesen – meist rechtlich als häuslich geltenden – Arrangements um die Qualität der Pflege, aber auch um die Arbeitsbedingungen bestellt? Was sind Kriterien, die aus sozialethischer Sicht für eine gute Pflege(arbeit) an diese Pflegesettings angelegt werden sollten?

     

    Diese Fragestellungen verfolgte eine qualitativ-empirische Forschungsarbeit im Rahmen des DFG-Projekts „Zukunftsfähige Altenpflege“. In 6 Fallstudien wurden als innovativ geltende Pflege-Wohn-Einrichtungen bzw. unterstützende Netzwerke durch Expert*innen-Interviews und Dokumentenanalysen untersucht. Es werden ausgewählte Ergebnisse dieser Forschungen vorgestellt und sozialethisch reflektiert.

     

    Im Fokus stehen Fragen der Qualitätssicherung und Verantwortungsübernahme, aber auch der Beziehungsqualität. Konkret soll beleuchtet werden, welche Voraussetzungen auf den Ebenen der Organisation und der Interaktion gegeben sein müssen, um einerseits die Qualität der Pflege, andererseits die Arbeitszufriedenheit der Pflegenden zu gewährleisten.