Negative Konstitution und indirekte Referenz
Die multiple Differenzierung der Gesellschaft und ihre soziologische Analyse
DOI:
https://doi.org/10.17879/zts-2024-9079Schlagworte:
Multiple Differenzierung, Übersetzungstheorie, Sinnformen, Recht, PolitikAbstract
Die soziologische Differenzierungstheorie kann heute in gewisser Hinsicht (bezogen auf ihren Radius) und mit guten Gründen (›Anti-Repräsentationalismus‹) als die legitime Nachfahrin älterer Gesellschaftstheorien gelten. Bei Durkheim und bei Marx trat die Theorie der Gesellschaft selbst als eine Theorie gesellschaftlicher Differenzierung in Erscheinung. Beide Klassiker setzen auf je ihre Weise (Kritik der Warenform versus Solidaritätstypik) beim Wandel der Arbeitsteilung als treibender Metamorphose an. Die (gesellschaftliche) Arbeitsteilung wird erst später, nachdem selbst die Abstraktion in Parsons Differenzierungstheorie durch weitere Generalisierung noch einmal überboten wurde, als ein Spezialfall sozialer Differenzierung zu einer Art überschätzter Untergattung heruntergestuft (Luhmann 1992: 19ff.). Marx wie Durkheim verbinden noch zwei heterogene Motive: ein Gespür für funktionale Bezüge (sachlich motivierte Spezialisierung, Enttraditionalisierung, Verselbstständigung etc.) und die Aufmerksamkeit
für normative Fragen nach gelungener Integration oder (ausbleibender) Gleichheit (deshalb die ›dualistische‹ Theorieanlage bei: Habermas 1981). Aber diese Bezüge treten in der Folge bzw. zusammen mit der Weiterentwicklung der Soziologie, auch aus sachlichen Gründen, deutlich auseinander. Durch diese Entkoppelung (Gesellschaft versus Differenzierung) wird neben anderem unklarer, was denn genau bei sozialer Differenzierung sich differenziert, und in der anderen Richtung: was die Gesellschaft als eine vermeintliche sachliche Einheit und als Bezugsobjekt soziologischer Sätze überhaupt sein soll (Luhmann 1998: 78ff.; vgl. Renn2006:§§5–9: 43ff.).
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