Durch Widersprüche hindurch denken
Über Figuren des Gegensätzlichen und die epistemische Praxis ihres Diagnostizierens
DOI:
https://doi.org/10.17879/zts-2024-9049Schlagworte:
Widerspruch, Paradoxie, Denkfiguren, Zeitdiagnose, epistemische Praxis, Laclau/MouffeAbstract
Dieser Artikel beschäftigt sich mit Figuren des Gegensätzlichen und schlägt vor, die allgegenwärtige Praxis des Diagnostizierens von Widersprüchen und Paradoxien als epistemische Praxis zu begreifen. Diese Praxis, so unser Argument, orientiert sich an einem formallogischen Verständnis von Widersprüchen als gleichzeitiger Geltung des Gegensätzlichen. Im ersten Teil des Beitrags wird gezeigt, wie eine solche Praxis die alltägliche und die politisch-mediale Kommunikation prägt, was am Beispiel der Corona-Proteste illustriert wird. Das Nachweisen von Widersprüchen zur Disqualifizierung des gegnerischen Lagers wird hier als wirkmächtiges rhetorisches Kampfmittel sichtbar, das zugleich über eine starke affektive Dimension verfügt. Im zweiten Teil des Aufsatzes zeigen wir, dass die epistemische Praxis des Diagnostizierens von Widersprüchen und Paradoxien auch innerhalb der Soziologie zum Einsatz kommt, wie am Genre der soziologischen Zeitdiagnose demonstriert wird. Wie bereits in der alltäglichen Verwendungsweise erscheinen Widersprüche und Paradoxien dabei als Indikator eines Problems – hier: als Ausdruck von Krisen und Pathologien der Moderne –, was wir als expressives Modell der Widerspruchsdiagnose bezeichnen. In kritischer Auseinandersetzung damit skizzieren wir im letzten Teil des Beitrags mit der Hegemonietheorie von Ernesto Laclau und Chantal Mouffe einen alternativen analytischen Pfad, der es erlaubt, durch Widersprüche hindurchzudenken, statt mit ihnen zu enden.
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