Kooperation, Triangulation und Kultur
Ein soziologischer Kommentar zur anthropologischen Theorie von Tomasello
DOI:
https://doi.org/10.17879/zts-2016-4906Abstract
Die Relevanz der Forschungen von Michael Tomasello für die Soziologie liegt in der Forschungsthematik selbst. Tomasello befasst sich auf anthropologischem Terrain und in einer evolutionstheoretischen Perspektive mit einer zentralen Fragestellung der Soziologie, nämlich dem Zusammenhang von Formen sozialer Beziehungen oder, spezifischer, Formen der Koordination menschlichen Verhaltens einerseits, und dem Denken, dem Wissen und der Kultur andererseits. Seit ihren Klassikern ist dieser Forschungszusammenhang für die Soziologie bedeutsam. Tomasello stellt die Probleme der Koordination von Verhalten und Handeln in den Vordergrund seiner Analyse und nimmt damit Abstand von älteren anthropologischen Theorien, die, wie Scheler, Plessner oder Gehlen, sich am cartesianischen Erbe der Philosophie abarbeiten. Die Anthropologie Tomasellos rückt andere Probleme in den Vordergrund, die in dem Modus der Koordination und Kooperation von Menschen und damit in der intentionalen Bezugnahme auf die Intentionen Anderer begründet sind.