Einleitung: Symbiose als Theoriefigur– Fünf Thesen

Autor/innen

  • Andreas Folkers Justus-Liebig-Universität Gießen, Institut für Soziologie
  • Sven Opitz Philipps-Universität Marburg, Institut für Soziologie

DOI:

https://doi.org/10.17879/zts-2020-4222

Abstract

Der Eintrag im »Kompaktlexikon der Biologie« (2001) bestimmt Symbiose als »enge Form von Vergesellschaftung zwischen zwei Organismusarten, die für beide Partner von Nutzen ist«. Die Bezugnahme auf eine »Form von Vergesellschaftung« in der Definition eines biologischen Begriffs muss die Soziologie zweifellos aufhorchen lassen. Zugleich knüpft eine solche Bestimmung an eine lange Denktradition an, in der das Motiv des wechselseitigen Vorteils als Triebfeder der Vergesellschaftung begriffen wurde. Noch bevor die Soziologie als Disziplin etabliert war, bestand in derartigen Formen bereits eine Grunderfahrung des Sozialen, die sowohl über die durch gemeinsame Werte integrierte Nahfeldinteraktion als auch über die durch politische Übereinkunft gestiftete Gemeinschaft hinausweist. Nicht zufällig hat Bernard Mandeville (1998) mit Bezug auf das Tierreich veranschaulicht, wie vermittelt über die Verfolgung des eigenen Vorteils private vices in public virtues transformiert werden können. Innerhalb der Soziologie hat Robert Ezra Park (1939) das Konzept der Symbiose eingeführt, um eine Form der Assoziierung zu beschreiben, bei der nicht so sehr das Einvernehmen, sondern der Austausch von Leistungen im Mittelpunkt steht. Der Wiederhall von Grundannahmen des Liberalismus
ist dabei unüberhörbar: Für Park sind marktvermittelte ökonomische Beziehungen als
symbiotische zu verstehen, insofern die kompetitive Verfolgung eines Einzelinteresses
zur Erzeugung kooperativer Bande beiträgt.

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Veröffentlicht

2020-11-01

Zitationsvorschlag

Folkers , A., & Opitz, S. . (2020). Einleitung: Symbiose als Theoriefigur– Fünf Thesen. Zeitschrift für Theoretische Soziologie, 9(2), 184–197. https://doi.org/10.17879/zts-2020-4222