Un-/Gleichzeitigkeit und Synchronisation

Zum Verhältnis von Diachronie und Synchronie in der Theorie sozialer Systeme

Autor/innen

  • Hanns-Georg Brose Universität Duisburg-Essen, Institut für Soziologie
  • Dennis Kirschsieper Universität Duisburg-Essen, Institut für Soziologie

DOI:

https://doi.org/10.17879/zts-2014-4013

Schlagworte:

Soziale Systeme, soziale Zeit, Diachronie, Synchronie, Gleichzeitigkeit, Synchronisation

Abstract

Die Theorie temporalisierter, selbstreferentiell geschlossener Systeme beruht auf der Annahme einer »radikalen Verzeitlichung« von deren Elementen: als Ereignisse. Aus der selektiven Verknüpfung dieser Elemente entwickeln soziale Systeme ihren Ordnungsaufbau. Diese Ereignistemporalität legt eine Unterscheidung der Zeit im Vorher und Nachher nahe und kann als sequentielle Verkettung aneinander anschlussfähiger Elemente beobachtet werden. In der Theorie autopoietischer Systeme findet diese Berücksichtigung diachroner Zeitlichkeit eine prägnante Fassung. Quer zu dieser diachronen liegt jedoch die synchrone Betrachtung: die der Gleichzeitigkeit. Diese findet im späteren Werk Luhmanns vermehrt Beachtung und betont die aus der Gleichzeitigkeit resultierenden Probleme der Unkontrollierbarkeit des gleichzeitigen Geschehens. Daraus ergibt sich das Problem der Vermittlung simultaner Ereignisreihen mit der sequentiell operierenden Zeitlichkeit der Autopoiesis. Der Beitrag rekonstruiert einerseits die Berücksichtigung diachroner und synchroner Zeitlichkeit im werkgeschichtlichen Kontext und behandelt andererseits die unterschiedlichen Formen und Möglichkeiten ihrer Vermittlung, insbesondere der Synchronisation, in verschiedenen Typen von sozialen Systemen: Interaktionen, Organisationen und Gesellschaft. Die Problemstellung der Synchronisation (neuerlich) zu fokussieren scheint angebracht, weil sie im aktuellen systemtheoretischen Debattenstand mit Echtzeitrhetorik ›überspielt‹ und in soziologischen Zeitdiagnosen (Stichwort: Beschleunigung) theoretisch unzureichend durchdrungen wird. Gerade aus der Kombination diachroner und synchroner Betrachtung von Zeitlichkeit erwarten wir jedoch wichtige Anregungen für die empirische Forschung und ein tiefenschärferes Verständnis der Zeitverhältnisse in der Gesellschaft.

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Veröffentlicht

2014-12-01

Zitationsvorschlag

Brose , H.-G. ., & Kirschsieper, D. . (2014). Un-/Gleichzeitigkeit und Synchronisation: Zum Verhältnis von Diachronie und Synchronie in der Theorie sozialer Systeme. Zeitschrift für Theoretische Soziologie, 3(2), 172–219. https://doi.org/10.17879/zts-2014-4013
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