Grenzverschiebungen und neue Blickachsen
Eine (subjektive) Kartierung theologischer Sozialethik
DOI:
https://doi.org/10.17879/jcsw-2025-8931Abstract
Im Spiegel ihrer eigenen Wissenschaftsbiographie reflektiert die Autorin Aspekte von Grenzverschiebungen in unterschiedlichen Feldern und auf verschiedenen Ebenen sozialethischer Forschung der letzten Jahrzehnte. Die Ouvertüre erschließt die unhintergehbare Perspektivität der Wahrnehmung, die sowohl Alltagserfahrungen als auch wissenschaftliches Erkennen bestimmt und insofern auch für sozialethisches Reflektieren grundlegend ist. Vor diesem Hintergrund wird anhand der Kategorie Geschlecht zunächst nachgezeichnet, wie sich seit den 1990er Jahren thematische und perspektivische Grenzen in der Sozialethik verschoben und neue Räume geöffnet haben. Als Gegenstand sozial- bzw. politisch-ethischer Reflexion werden im Weiteren politische bzw. territoriale Grenzen und die Machtlogiken politischer Grenzverschiebungen als Instrumente und Praxen der Ordnung menschlichen Zusammenlebens reflektiert; dieser Themenkomplex führt auf die ethisch brisante Grenzfrage nach dem Verhältnis von normativ universalistischem Anspruch der Menschenrechte und dem Ausschließungsrecht souveräner Staaten zu. Schließlich werden spezifische Profilierungen, Grenzen und Grenzüberschreitungen einer genuin theologischen sozialethischen Denkform in den Blick genommen, die deren Reflexionsmodi – v. a. auch auf das Universalismus-Partikularismus-Problem der Ethik – in problemorientierter und epistemologischer Hinsicht bestimmen. Der Beitrag geht auf die akademische Abschiedsvorlesung der Autorin an der Universität Münster im Juli 2025 zurück.