Das Projekt

Das KommSchreib-Projekt ist ein von der BMBF gefördertes Projekt mit einer Projektlaufzeit über 3 Jahre.

Kompetentes Schreiben ist eine Schlüsselkompetenz des 21. Jahrhunderts, die nicht nur zur gesellschaftlichen Partizipation befähigt, sondern auch als conditio sine qua non für beruflichen Aufstieg und professionelle Weiterentwicklung gilt (Aschliman, 2016; National Commission on Writing, 2002; Busse, im Druck). Auch für schulischen Erfolg im Allgemeinen (Graham & Perin, 2007a, 2007b) sowie den erfolgreichen Übergang nach der Grundschule ist das Schreiben von zentraler Bedeutung (Cutler & Graham, 2008).

Die Förderung einer intrinsischen bzw. autonom-extrinsischen Schreibmotivation (d.h. Freude am Schreiben bzw. persönlich relevante Nutzenerwartungen) ist bedeutsam, damit die Kinder auch zukünftig Schreibprozesse initiieren und bei Schwierigkeiten persistieren (Pajares, 2003). Hier kann das Ende der Grundschulzeit als sensitive Phase gelten, in der sich die Einstellung zum Schreiben verschlechtert (Ekholm et al., 2018) und viele Kinder Einbußen in der Schreibfreude und dem schreibbezogenen Selbstwirksamkeitserleben erleben (Knudson, 1991, 1992; Pajares et al., 2007).

Neben der Förderung von Leistung und Motivation ist die Ermöglichung von sozialer Partizipation aller Kinder ein wichtiges Ziel inklusiver Bildung (z.B. Grosche, 2015). Soziale Partizipation impliziert die Beteiligung an Interaktionen, das Erleben von Freundschaft sowie Anerkennung durch Peers und die Wahrnehmung des Eingebundenseins (Koster et al., 2009). Nicht gelingende Partizipation geht einher mit niedriger Schulfreude, geringer Beteiligung am Unterricht, fehlendem Interesse an Lerninhalten, sowie schwachen Schulleistungen (vgl. Schürer, 2019, 2020).

Zusammenfassend stellen also Schreibkompetenz (insbesondere bezogen auf die Textproduktion), Schreibmotivation und soziale Partizipation drei Schlüsselmerkmale dar, die Bildungserfolg und – in Teilen darüber vermittelt – gesellschaftliche Teilhabe fördern. Allgemein schreibschwache Lernende sowie Kinder mit Migrationshintergrund, insbesondere Zweitsprachlernende oder Lernende in deren Familien kein Deutsch gesprochen wird, stellen diesbezüglich eine Risikogruppe dar. Eine frühzeitige Förderung und Anbahnung relevanter Kompetenzen sowie die Einbindung in die Klassengemeinschaft und somit die soziale Partizipation sollte in der Grundschule gefördert werden.

Zu der Förderung von Schreibkompetenz, Schreibmotivation und sozialer Partizipation wird eine Intervention im Unterricht und ergänzend eine AG im Offenen Ganztag an zehn Grundschulen mit rund 1.000 Dritt- und Viertklässler*innen in einem Warte-Kontroll-Gruppendesign implementiert. Zur Überprüfung der Wirksamkeit werden psychometrische Fragebogen- und Testdaten sowie soziometrische Angaben im Längsschnitt zu mehreren Messzeitpunkten erhoben. Diese werden durch Befragungen von Lehrkräften ergänzt und quantitativ (Mehrebenenmodelle) und qualitativ (qualitative Inhaltsanalyse) ausgewertet. Auf Basis formativer und summativer Evaluationsergebnisse werden Adaptionen von Intervention und Implementation vorgenommen, um Durchführung und Wirkung zu optimieren. Die Befunde werden wissenschaftlich kommuniziert und die resultierende Intervention wird durch vielfältige Transferoptionen der Schulpraxis zur Verfügung gestellt.