DH-Tag 2025

27. Juni 2025 – DH bewegt
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Der DH-Tag 2025 an der Universität Münster widmet sich dem Thema "DH bewegt" und erkundet die vielfältigen Facetten von Bewegung in den Digital Humanities. Wir laden interessierte Forschende aus allen geistes-, sozial- und kulturwissenschaftlichen Disziplinen (und natürlich der Informatik) ein, sich über die Möglichkeiten und Herausforderungen der Erforschung von allen Aspekten der "Bewegung" – ob konkret oder abstrakt – auszutauschen. Mit ihrem starken Fokus auf Text bringt dieser Bereich für die (digital-)geisteswissenschaftliche Forschung noch immer besondere Herausforderungen mit sich. Von der Analyse von Bewegtbildern und Videos über die Modellierung von Reiserouten und Migrationen bis hin zur Untersuchung performativer Konstellationen: Die Digital Humanities bieten eine breite Palette von Untersuchungsfeldern, Methoden und Werkzeugen, um Bewegung in all ihren Formen zu erfassen und zu verstehen.

Gleichzeitig möchte der DH-Tag 2025 aber auch die andere Facette von Bewegung beleuchten, indem wir die Frage stellen, wie die Digital Humanities selbst die Forschung bewegen und verändern. Wie können digitale Methoden und Technologien etablierte Forschungsparadigmen herausfordern, erneuern und ggf. verbessern? Wie können sie neue Fragen und Antworten ermöglichen, Forschung nachhaltiger und anschlussfähiger machen sowie die Kommunikation zwischen Wissenschaft und Gesellschaft verbessern?

Wir freuen uns darauf, auf diesem Tag zu diskutieren, wie die Digital Humanities die Forschung bewegen und wie die Erforschung von Bewegung die Digital Humanities voranbringt. Wir treffen uns am 27. Juni (ab 9:30 Uhr) in JO 101 (Johannisstraße 4), um gemeinsam über die neuesten Entwicklungen und Trends in den Digital Humanities zu diskutieren und uns mit Kolleginnen und Kollegen auszutauschen! Keynotevortrag und Diskussion am Vormittag werden hybrid angeboten, der Rest des Programms findet ausschließlich in Präsenz statt. Für das leibliche Wohl organisieren wir ein Catering-Mittagessen sowie Kaffee, Tee und Kaltgetränke.

Eine Anmeldung ist nicht mehr möglich.

Programm

9:30 Uhr

Begrüßung und Vorstellung des Programms
Dr. Jan Horstmann (Service Center for Digital Humanities Münster (SCDH))

Grußworte
Prof. Dr. Maike Tietjens (Prorektorin für akademische Karriere­entwicklung und Diversity)
Prof. Dr. Jan Keupp (Sprecher des Centers for Digital Humanities (CDH))
Jörg Lorenz (Stellvertretender Direktor der Universitäts- und Landes­biblothek Münster)

10:00–11:00

Keynote (hybrid)
Dr. Nora Probst (Universität zu Köln)
Thema: Posen, Proteste und Performances. Bewegungs­phänomene im Archiv
(mehr Informationen s. u.)

Zoom-Link
https://uni-ms.zoom-x.de/j/65427220613?pwd=b5LfjFmFsSCMIinafJaeATvmWXaavC.1
Meeting-ID: 654 2722 0613
Kenncode: 103421

11:15–11:50

Vorstellungen der AGs des Arbeits­kreises Digital Humanities (AK-DH)

  • 3D
  • GIS
  • KI
  • Programmierung
  • TEI/Oxygen XML-Editor
  • Texterkennung
  • Textanalyse
  • Wissenschafts­kommunikation

12:00–13:00

Mitglieder­versammlung des CDH

13:00–14:00

Mittags­pause

14:00–15:00

Open Space

Thema: "DH bewegt. Wohin bewegt sich DH in Münster?"
In dem offenen Diskussions­format mit Themen­tischen können Fragen zur Zukunft der DH in Münster im freien individuellen Austausch erörtert werden. Schwerpunkte könnten sein: Welche DH-Methoden müssen weiter erforscht und erarbeitet werden? Welche Erfolgs­faktoren sind für DH entscheidend? Was braucht eine erfolgreiche DH-Forschung von den Fachbereichen und der Hochschule insgesamt? Und vor allem auch: Welche Funktion kann DH haben, um die Geistes­wissenschaften in Münster zukunftsfähig zu machen?

15:00–15:15

Abschluss

Zusammenfassung und Verabschiedung

Keynote – Nora Probst

English version below

Posen, Proteste und Performances. Bewegungsphänomene im Archiv

Das Archiv bildet den Ausgangspunkt vieler prominenter Forschungsprojekte in den Digital Humanities und wird in der Regel mit Praktiken des Bewahrens und Erschließens von materiellem wie immateriellem Kulturerbe assoziiert. Anstatt das Archiv aber als Akkumulation von Dokumenten und Objekten zu betrachten, lässt es sich in Anlehnung an Foucault auch als "System der Diskursivität" verstehen, das vor dem Hintergrund sich wandelnder Machtstrukturen immer wieder neue Prozesse der forschenden Auseinandersetzung in Gang setzt. Ausgehend von diesem dynamischen Archiv­verständnis werde ich in meinem Vortrag mithilfe theater- und medien­wissenschaft­licher Forschungs­perspektiven den folgenden Fragen nachgehen: Welche Bewegungs­phänomene, Performance- und Darstellungs­traditionen, welche Choreografien, Reiserouten oder sozialen Zusammenschlüsse werden in (digitale und analoge) Archive aufgenommen? Wie tragen innovative digitale Verfahren zu wichtigen Erkenntnissen über diese Phänomene bei? Und welche Arten von Bewegungen entziehen sich einer daten­gestützten Herangehensweise? Ganz im Sinne einer erkenntnis- und macht­kritischen Auseinander­setzung mit Bewegungs­phänomenen rückt im Verlauf des Vortrags noch eine grundlegendere Frage zu den diskursiv bewegten und bewegenden Digital Humanities ins Blickfeld: Inwiefern die DH im deutsch­sprachigen Raum sich selbst als Bewegung definieren und/oder praktizieren lassen, ist eine Frage, die nach wie vor einer vertiefenden Adressierung bedarf.

Dr. Nora Probst ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Medienkultur und Theater der Universität zu Köln mit einem Schwerpunkt auf Queer und Gender Media Studies sowie postkolonialer Medientheorie. Sie promovierte 2020 in Köln mit einer wissenschafts­historischen Arbeit zu den Anfängen des Kölner Instituts für Theaterwissenschaft und leitete anschließend die Abteilung für Digital Humanities der Theater­wissenschaftlichen Sammlung. 2021/22 sowie 2024 vertrat sie für insgesamt drei Semester die Professur für ‚Kulturen der Digitalität / Digital Humanities‘ an der Universität Paderborn. Nora Probst ist u. a. Convenorin der AG Empowerment der DH sowie der AG Digital Humanities der International Federation for Theatre Research (IFTR). In ihrem Habilitations­projekt "(In)Visibilities in Digital Archives of Cultural Heritage" (Arbeitstitel) beschäftigt sie sich mit machtkritischen Positionen zur Modellierung, Standardisierung und Visualisierung kulturhistorischer Daten und untersucht Mechanismen der medialen Repräsentation, Formen der digitalen (Re-)Marginalisierung und daten­feministische Praktiken des Empowerments.


Pose, Protest, and Performance: Movements in the Archive

The archive forms the starting point for many prominent research projects in the digital humanities and is generally associated with practices of preserving and making material and immaterial cultural heritage accessible. However, instead of viewing the archive as an accumulation of documents and objects, it can also be understood, following Foucault, as a "system of discursivity" that constantly initiates new processes of research-based debate against the backdrop of changing power structures. Based on this dynamic understanding of the archive, I will explore the following questions in my lecture with the help of research perspectives from theater and media studies: Which movement phenomena, performance and representation traditions, which choreographies, itineraries or social movements are included in (digital and analog) archives? How do innovative digital processes contribute to important insights into these phenomena? And which types of movements elude a data-based approach? In the spirit of an epistemological and power-critical examination of movement phenomena, a more fundamental question about the discursively moved and moving digital humanities will come into focus in the course of the presentation: The extent to which the DH in German-speaking countries can be defined and/or practiced as a movement is a question that still needs to be addressed in greater depth.

Dr. Nora Probst is a research associate at the Institute for Media Culture and Theatre at the University of Cologne with a focus on queer and gender media studies and postcolonial media theory. She received her doctorate in Cologne in 2020 with a thesis on the beginnings of the Cologne Institute for Theater Studies and subsequently headed the Digital Humanities Department of the Theater Studies Collection. In 2021/22 and 2024, she was substitute professor for 'Cultures of Digitality / Digital Humanities' at the University of Paderborn for a total of three semesters. Nora Probst is convenor of the working group Empowerment of the DH and the working group Digital Humanities of the International Federation for Theatre Research (IFTR). In her habilitation project "(In)Visibilities in Digital Archives of Cultural Heritage" (working title), she deals with power-critical positions on the modelling, standardization, and visualization of cultural-historical data and examines mechanisms of media representation, forms of digital (re-)marginalization and data-feminist practices of empowerment.