Prof. Dagmar Klostermeier und Dr. Dmitrii Kalinin
© Uni MS – Hauke Engler

Dr. Dmitrii Kalinin für das Fach Pharmazeutische und Medizinische Chemie habilitiert

Am Mittwoch, den 25. Juni 2025, hat Herr Dr. Dmitrii Kalinin mit dem Habilitationskolloquium zum Thema „The Development of Small Molecule Drugs for COVID-19 Treatment“ die letzte Leistung im Habilitationsverfahren der Universität Münster erfolgreich absolviert, wodurch das Habilitationsverfahren erfolgreich abgeschlossen wurde.

Herr Dr. Dmitrii Kalinin, geboren am 14. November 1986, hat Pharmazie an der Perm State Pharmaceutical Academy in Perm, Russland, studiert. Nach einem 9-monatigen Forschungsaufenthalt an der Curtin Universität in Australien hat er sich für ein Stipendium der Internationalen Graduate School des Exzellenzclusters “Cells in Motion (CiM)” der Universität Münster beworben. In einem äußerst kompetitiven Auswahlverfahren (10 Stipendien, >1200 Bewerber*innen) wurde er angenommen und hat unter Anleitung von Herrn Prof. Ralph Holl (jetzt Universität Hamburg) seine Doktorarbeit angefertigt. In seiner Doktorarbeit hat er sich mit neuartigen Antibiotika beschäftigt, die das bakterielle Schlüsselenzym LpxC hemmen. Nach Abschluss der Doktorarbeit mit der Bestnote „summa cum laude“ arbeitete er ein Jahr lang als Postdoc mit Prof. Trond Ulven an der University of Southern Denmark, wo er neue Synthesemethoden, insbesondere neue Protokolle zur carbonylierenden Negishi-artigen Kreuz-Kupplung von Aryl- und Benzylhalogeniden mit Organo-Zink-Reagenzien entwickelt hat. Im Mai 2018 ist er an die Universität Münster zurückgekehrt, um eigenständige Arbeiten für die Habilitation durchzuführen.

Dr. Kalinin arbeitet an neuartigen Wirkstoffen zur Hemmung der Blutgerinnung. Zu diesem Zweck wurden zunächst Inhibitoren des aktivierten Blutgerinnungsfaktors XIIa, einem zentralen Faktor des intrinsischen Reaktionswegs, entwickelt. Dabei wurden sehr sorgfältig Beziehungen zwischen der Struktur und der Faktor-XIIa-Inhibition sowie der Hemmung des extrinsischen und intrinsischen Reaktionswegs herausgearbeitet (SAR). Seine experimentellen Untersuchungen begleitet er durch Computer-aided drug design (Molecular modellig) Studien. Um relativ schnell eine große Zahl an Testverbindungen zu generieren hat er eine „microscale parallel synthesis“ Methode entwickelt und für verschiedene Fragestellungen sehr erfolgreich eingesetzt. Darüber hinaus hat er mit Hilfe massenspektrometrischer Untersuchungen herausgearbeitet, dass die entwickelten 1-Acyltriazol-Inhibitoren den Faktor XIIa nach einen kovalent-reversiblen Mechanismus hemmen. Aktuell werden Cryo-EM-Studien mit den Faktoren XIa und XIIa durchgeführt, um in Zukunft neue Inhibitoren rational zu entwerfen. Neben den Hemmstoffen der Blutgerinnungskaskade werden in neueren Projekten Hemmstoffe des Plasma-Kallikreins und des P2X1-Rezeptors entwickelt. Diese Projekte zur Hemmung der Blutgerinnung hat Dr. Kalinin völlig selbstständig in Münster entwickelt und alle nötigen biologischen Assays (Enzym-Assays, Gerinnungs-Assays) selbstständig aufgebaut.

Für seine herausragenden und zukunftsweisenden Forschungsarbeiten im Bereich der antikoagulativen Wirkstoffentwicklung wurde Dr. Dmitrii Kalinin Im April 2025 bei der Tagung „Frontiers in Medicinal Chemistry“ in Erlangen mit dem Innovationspreis Medizinische/Pharmazeutische Chemie ausgezeichnet. Die mit 5.000 Euro dotierte Auszeichnung wird jährlich gemeinsam von der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) und der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG) verliehen.

Herr Dr. Kalinin hat bisher 30 Publikationen in international höchst angesehenen Journalen (z.B. J. Med. Chem.) veröffentlicht. Er war sehr erfolgreich in der Einwerbung von Drittmitteln. Bereits während der Promotion  hat er ein Pilotprojekt im Rahmen des Exzellenzclusters CiM zur Entwicklung eines PET-tracers eingeworben. Seit mehreren Jahren wird er von der Deutschen Forschungsgemeinschaft durch eine DFG-Sachbeihilfe gefördert.

Herr Dr. Kalinin ist ein ideenreicher junger Wissenschaftler mit exzellenten Kenntnissen auf den Gebieten der Medizinischen und Organischen Chemie. Er ist in der Lage interdisziplinäre Forschungsprojekte selbstständig durchzuführen und innovative Projekte zu konzipieren und zu realisieren. Er hat sich ein internationales wissenschaftliches Netzwerk aufgebaut und ist auf den Gebieten der Blutgerinnung und Serin-Protease-Inhibitoren international bestens bekannt. Dies führte bereits zu zahlreichen nationalen und internationalen Vortragseinladungen.

Herr Dr. Kalinin ist ein begeisterter Lehrer, der sein Wissen gern und geschickt an Studierende weitergibt. Während seiner Habilitationszeit in Münster hat er verschiedene Lehrveranstaltungen des Grund- und Hauptstudiums gehalten. Dazu zählen Seminare im 3. Semester (Organische Chemie), die Vorlesung und Übungen zur Stereochemie sowie die Leitung der Praktika einschließlich der zugehörigen Seminare im 5. Semester (Arzneistoff-Analytik) und 8. Semester (Arzneimittel-Analytik). Bei den einzelnen Veranstaltungen war er auch stets für die Prüfungen (Klausuren, Kolloquien) verantwortlich.

Insgesamt gratulieren wir Herrn Dr. Kalinin sehr herzlich zum erfolgreichen Abschluss der Habilitation und wünschen ihm weiterhin viel Erfolg auf seinem wissenschaftlichen Karriereweg.

Mit freundlichen Grüßen

Prof. Dr. Ralph Holl

Prof. Dr. Bernhard Wünsch