Prof. Dr. Andreas Hensel (links) und Prof. Dr. Ulrich Dobrindt.
© Uni MS - Peter Dziemba / Ulrich Dobrindt

GA SYNERGY Award 2025 für interdisziplinäres Forschungsteam

Synergistische Effekte unterschiedlicher Naturstoffe können entscheidend sein für klinische Effekte von medizinisch genutzten Arzneipflanzenkombinationen. Ein bekanntes Beispiel ist die Auswirkung von Grapefruitsaft auf Wirksamkeit und Nebenwirkungen von einer Reihe von Medikamenten. Die Forschung zu diesen Wechselwirkungen wurde in den letzten Jahrzehnten durch neue Methoden zur Messung der Stärke der Synergie und durch genomische Techniken revolutioniert. Um das Bewusstsein für die Forschung zu diesen Effekten schärfen, hat die Gesellschaft für Heilpflanzen und Naturstoffe e.V. den GA SYNERGY Award ins Leben gerufen. Dieser zeichnet herausragende Forschungsleistungen auf diesem Gebiet aus.  

Der diesjährige Preis wird an ein Konsortium der Universität Münster (Prof. Dr. U. Dobrindt und Prof. Dr. A. Hensel mit den Promovierenden S. Boertz und M. Dey) vom Institut für Hygiene und vom Institut für Pharmazeutische Biologie und Phytochemie verliehen. Das Forschungskonsortium ist Teil der Graduate School of Natural Products (GS-NP) der Universität Münster. Die Ergebnisse der gemeinsamen Forschung zeigen, dass solche Synergieeffekte bereits bei der Extraktion, also dem Herauslösen, von Wirkstoffen aus traditionell verwendeten Heilpflanzen eine Rolle spielen können. Dabei ändert sich die chemische Zusammensetzung des Extrakts, je nachdem ob die Wirkstoffe aus einer Mischung von mehreren Pflanzen gewonnen, oder die reinen Zubereitungen der einzelnen Pflanzen nachträglich zusammengemischt werden. Die ausgezeichnete Arbeit untersuchte komplexe Standardmischungen aus mehreren Pflanzen, die traditionell bei Harnwegsinfektionen eingesetzt werden, sogenannte „Standardzulassungen“ des deutschen Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte, BfArM. Der „kombinierte” komplexe Extrakt einer Arzneipflanzenmischung zeigte dabei im Vergleich zu der Mischung der Extrakte aus einzelnen Pflanzen eine bessere Wirksamkeit gegen uropathogene Escherichia coli, den Hauptverursacher von Harnwegsinfektionen. Darüber hinaus ergaben Untersuchungen in unterschiedlichen Testsystemen, dass diese „kombinierten” Extrakte menschliche Blasenzellkulturen in einen Abwehrzustand versetzen, und so die Anfälligkeit für Infektionen mit den Erregern verringern. „Unsere Forschung zeigt, dass auch bei pflanzlichen Formulierungen das Ganze manchmal mehr bewirkt, als die Summe seiner Teile“, erklärt Prof. Dr. Andreas Hensel.

Die internationale wissenschaftliche Jury des SYNERGY Awards hob die Innovationskraft der Forschung, den interdisziplinären Ansatz zwischen Mikrobiologie, Zellbiologie, traditioneller Medizin und fortschrittlicher phytochemischer Analyse sowie die Übertragung von Grundlagenforschung auf praktische medizinische Fragestellungen hervor, um die traditionelle Medizin mit pflanzlichen Arzneimitteln zu rationalisieren und zu modernen, evidenzbasierten Medikamenten weiterzuentwickeln. 

Der SYNERGY Award wurde im Rahmen der Eröffnungsfeier der Jahrestagung der Gesellschaft für Arzneipflanzen- und Naturstoffforschung in Neapel, Italien, überreicht.

Wissenschaftliche Veröffentlichung zur ausgezeichneten Forschung