© Fotografie/Marc Fippel

Prof. Dr. Bernhard Wünsch erhält PHOENIX Wissenschaftspreis für Pharmazie

Für ihre wegweisenden Arbeiten auf dem Gebiet des strukturbasierten Designs von Wirkstoffen wurden Herr Prof. Dr. Bernhard Wünsch vom Institut für Pharmazeutische und Medizinische Chemie der WWU Münster und seine Kooperationspartner Prof. Dr. Guiscard Seebohm und Dr. Julian Schreiber vom Institut für Genetik von Herzerkrankungen (IfGH) des UKM mit dem PHOENIX Pharmazie Wissenschaftspreis ausgezeichnet.

Der bislang jährlich von einer unabhängigen Jury vergebene Preis des Großhändlers für pharmazeutische Erzeugnisse PHOENIX prämiert innovative und herausragende pharmazeutische Grundlagenforschung. Er ist eine der bedeutendsten Auszeichnungen im Bereich der Pharmazie im deutschsprachigen Raum. Auch in diesem Jahr wurden vier herausragende Arbeiten in den Kategorien Pharmakologie und Klinische Pharmazie (Prof. Hans-Uwe Simon, Universität Bern), Pharmazeutische Biologie (Prof. Shu-Ming Li, Universität Marburg), Pharmazeutische Chemie (Prof. Bernhard Wünsch, WWU Münster) sowie Pharmazeutische Technologie (Prof. Olivia Merkel, LMU München) ausgewählt.

Herr Prof. Wünsch forscht auf dem Gebiet des strukturbasierten Wirkstoffdesigns, also der gezielten Entwicklung von Wirkstoffen, die auf ein bestimmtes Ziel im Organismus zugeschnitten sind. Die prämierte Arbeit befasst sich dabei mit dem Mechanismus der Hemmung eines der wichtigsten Ionenkanäle für den Transport von Ca2+-Ionen in Nervenzellen, dem N-Methyl-D-Aspartat (NMDA)-Rezeptor. Dieser reguliert die Konzentration von Calciumionen in der Zelle. Eine zu hohe Aktivität kann dabei zu schweren Schädigungen der Neuronen bis hin zu ihrem Tod führen und wird mit vielen neurodegenerativen Krankheiten wie Morbus Alzheimer, Morbus Parkinson oder Morbus Huntington in Verbindung gebracht. Der Gruppe ist es jetzt gelungen, Wirkstoffe zu entwickeln, mit denen die Aktivität des Ionenkanals nicht vollständig gehemmt, sondern gezielt moduliert werden kann. Dadurch ist es möglich, die schädigenden Auswirkungen der zu hohen Aktivität zu unterdrücken, die basale Grundaktivität aber, die wichtig für Lernen und Gedächtnis ist, zu erhalten.

Herr Prof. Dr. Wünsch betont die positiven Effekte der Zusammenarbeit mehrerer naturwissenschaftlicher Disziplinen, ohne die das Projekt nicht zum Erfolg geführt hätte. Insbesondere dankt er dem in dem Projekt tätigen Doktoranden, Dr. Julian Schreiber: „Dieses Projekt war nur dadurch möglich, dass wir mit Herrn Schreiber einen exzellenten Kandidaten gefunden haben, der dieses Abenteuer aus der Pharmazie, in die Elektrophysiologie bis hin zur Molekulardynamik mitgegangen ist.“

Die Entdeckung des „foot-in-the-door“-Mechanismus der entwickelten Moleküle trägt zum grundlegenden Verständnis der Wirkung von Modulatoren des NMDA-Rezeptors bei. Die Ergebnisse der prämierten Arbeit legen damit den Grundstein für die Entwicklung innovativer Wirkstoffe, die in Zukunft zur Behandlung neurodegenerativer Erkrankungen eingesetzt werden könnten.

Die Ergebnisse wurden in Commun. Biol. 2019, 2, 420 (DOI: 10.1038/s42003-019-0645-6) veröffentlicht.