only german version available:
Fast zur festen Institution geworden, fand nun schon zum vierten Mal im Institut für Pharmazeutische Biologie und Phytochemie der Universität Münster im Rahmen des strukturierten Nachwuchsförderprogrammes ein wissenschaftliches Symposium für Nachwuchswissenschaftler zum Thema „Phytotherapeutika in der aktuellen Forschung“ statt. Diese Young Researcher Meetings wenden sich bevorzugt an DoktorandInnen, die sich thematisch mit den zahlreichen Facetten der rationalen Phytopharmazie und Naturstoffchemie beschäftigen. Ziel der Workshops ist der Austausch wissenschaftlicher Ergebnisse von hohem Niveau zwischen den Dissertanten, die freie, konstruktive Diskussion der Resultate und Methoden ohne Zutun der jeweiligen Betreuer und älterer Wissenschaftler. Aber auch das gegenseitige Kennenlernen und eine gemeinsame festliche Abendveranstaltung sind wesentliche Aspekte des Symposiums.
Auch dieses Jahr fanden sich 43 Doktorandinnen und Doktoranden aus    deutschen und schweizerischen Universitäten ein; vornehmlich    PharmazeutInnen, aber auch MedizinerInnen, BiologInnen,    BiotechnologInnen, u.a., deren Interesse, und manchmal (wie sich bei    dieser Gelegenheit herausstellte) auch Leidenschaft in der    wissenschaftlichen Untersuchung von Arzneipflanzen und Naturstoffen    liegen. Das Spannende an diesen Tagungen ist die interdisziplinäre    Beleuchtung von Fragestellungen aus den unterschiedlichen Sichtweisen    der phytochemischen Naturstoffseite, der tierexperimentellen und    molekularen Pharmakologie sowie aus der Sicht des klinisch tätigen    Praktikers. Dieser vielschichtige Ansatz der Diskussion im Grenzgebiet    zwischen Chemie, Pharmakologie und Klinik macht auch den Reiz dieser    Symposien aus. 
Im ersten Vortragsblock wurden Daten zur gezielten Entwicklung neuer    Targets für bioaktive Naturstoffe referiert. Hierbei wurden    Untersuchungen zur Anwendung von Extrakten gegenüber der Phospholipase    A2 als neues Target für entzündungshemmende Pflanzendrogen präsentiert,    wobei überraschenderweise häufig Drogen, die zur  Durchspülungstherapie   verwendet werden Enzymhemmung verursachten.
Ein gänzlich neues Target mit vielversprechenden Anwendungsgebieten    stellt auch die humane Hyaluronidase 1 dar, die erstmals mittels    Autodisplay-Technik untersucht werden konnte. Interessanterweise sind    hier Triterpensaponine als mögliche Inhibitoren dieses Enzyms effektiv.
Anti-Trypanosomale Wirkstoffe aus der Natur werden mittlerweile    spezifisch gegenüber der parasitären    Glycerinaldehyd-3-Phosphatdehydrogenase erfolgreich gescreent, wobei    mittlerweile ganze Substanzdatenbanken untersucht werden. Antiadhäsive    Glycokonjugate gegenüber Helicobacter pylori-Infektionen werden    mittlerweile aus verschiedenen Extrakten isoliert, die spezifisch    Oberflächenadhäsine des Bakteriums inhibieren, die verantwortlich für    die Wirt-Parasit-Erkennung sind.
In der zweiten Session wurden pharmakologische Daten präsentiert, die    sich im Bereich der Diabetesbehandlung mit der Wirkung des Alkaloids    Lupanin auf die Funktion der Beta-Zellen und die Glucosehomöostase    beschäftigten. Es konnte auch gezeigt werden, dass Resveratrol deutliche    positive Effekte auf die Insulinsekretion und Aktivität der    Langerhans-Inseln hat. Ein komplex zusammengesetztes pflanzliches    Handelspräparat mit Anwendung bei entzündlichen Darmerkrankungen wurde    hinsichtlich pharmakologischer Effekte der einzelnen Drogen untersucht,    wobei sich klare spasmolytische und antiinflammatorische Effekte   belegen  lassen, was die traditionelle Anwendung des Präparates belegt.   Auch in  dieser Session wurden Daten gegenüber den Erregern   vernachlässigter  Tropenerkrankungen präsentiert, wobei insbesondere   Sesquiterpenlactone  gegen Leishmania infantum vorgestellt wurden.
Herpes simplex Virus 1: jeder kennt Lippenherpes, aber    Behandlungsstrategien erfolgen bis heute meist mit    Replikationsinhibitioren. Interessant erscheinen deshalb Testsysteme,    die zum ersten Mal die gezielte Untersuchung der Fusion zwischen Virus    und Wirtszelle ermöglichen  und das gezielte Screening von spezifischen    Inhibitoren ermöglichen. Auch hier ergaben sich spannende „Hits“ aus   der  „Naturstoffkiste“.
Im Rahmen einer strukturierten Postervorstellung wurden bei    Poster&Wein neue Aspekte klinischer, pharmakologischer und    phytochemischer Forschung diskutiert. Beim anschließenden munteren    Abendessen in großer Runde war auch kein Ende der wissenschaftlichen    Gespräche zu verzeichnen.
Am nächsten Morgen wurden neben phytochemischen Untersuchungen auch    Screeningdaten von Naturstoffen vorgestellt, die sich auf antiprotozoale    Verbindungen weiterhin auf antiadhäsive Verbindungen gegen   uropathogene  E. coli, auf oligomere Proanthocyanidine gegenüber   Wurmerkrankungen,  und TCM-Drogen mit traditioneller Anwendung gegen   Infektionen bezogen,  die hochspezifisch das "quorum sensing" und damit   die bakterieneigene  Kommunikation unterbinden.
Phytochemisch spannende Daten wurden zu neuartigen oligomeren    Proanthocyanidinen aus Weidenarten präsentiert, die wahrscheinlich als    substituierte Verbindungen vorliegen können.
Im finalen Vortragsblock Biotechnologie und Biosynthese wurden spannende    Daten vorgestellt, die aufzeigen, wie durch Kenntnis der Biosynthese    gezielte Klonierungen zur Herstellung Naturstoff-produzierender  Systeme   für die biotechnologische Herstellung  generiert werden  können. Ein   beeindruckendes Beispiel hierfür war die Herstellung eines  antifungalen   Peptids aus der Tomate, welches nach Klonierung in E.  coli in guten   Ausbeuten rekombinant hergestellt wurde und zur  Untersuchung des   vielversprechenden Wirkmechanismus zur Verfügung  steht.
Auch die Klonierung und Expression verschiedener Prenyltransferasen aus    Hypericum-Arten, die an Aromaten substituieren, war erfolgreich, und    lässt erstmals gezielte Untersuchungen zur Natur dieser Enzyme zu, die    wiederum entscheidende Hinweise auf die biosynthetischer Formation von    Hyperforin und Analoga geben können.
Ein  weiteres Projekt stellte die rekombinante Expression der    Cysteinsynthase dar und die daraus folgende Untersuchung von    Cyanidentgiftungsenzymen.   
Eine Vielzahl von Postern rundete die Veranstaltung ab. Insgesamt bot    sich ein aktuelles spannendes Programm mit intensiver Diskussion und    einmal mehr hatte sich deutlich gezeigt, dass der Nachwuchs es    hervorragend versteht, eigene Ergebnisse perfektioniert exzellent    präsentieren, zu diskutieren und neue Ideen und Gedanken zu generieren.
Organisiert wurde die Tagung von Profs. A. Hensel, T. J. Schmidt    (Institut für Pharmazeutische Biologie und Phytochemie, Universität    Münster), Prof. K. Nieber (Pharmakologie, Universität Leipzig) und Prof.    M. Düfer (Institut für Pharmazeutische und Medizinische Chemie / Abt.    Pharmakologie, Universität Münster).
Die gut geplante organisatorische und technische Abwicklung (herzlichen    Dank!) lag in den bewährten Händen der „Event-Managerinnen“ Frau M.    Plesse und E. Thiele.  
Die   Tagung wurde durch die Gesellschaft für Phytotherapie gefördert und    durch die Firmen Cassela-med GmbH&Co.KG (Klosterfrau Healthcare    Group), Dr. Loges GmbH, Medice Arzneimittel,  MLP Finanzdienstleistungen    AG,  PhytoLab GmbH&Co.KG, Schwabe GmbH&Co.KG, Salus Haus    GmbH&Co.KG, Sidroga GmbH, Steigerwald Arzneimittel GmbH,    ThermoFisher GmbH und Waters GmbH   unterstützt. Sie wäre ohne diesen    großzügigen Support sicher in dieser Form nicht durchführbar gewesen.
Die Veranstalter freuen sich jetzt schon auf die nächste Veranstaltung 2017.
Prof. Dr. A. Hensel
Wissenschaftliche Leitung und Organisation:
Prof. Dr. M. Düfer, Universität Münster
Prof. Dr. A. Hensel, Universität Münster
Prof. Dr. K. Nieber, Universität Leipzig
Prof. Dr. T. J. Schmidt, Universität Münster

