Praktika zu Zeiten der Corona-Pandemie – Zwei Erfahrungsberichte aus dem Remote-Praktikum

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Auch wenn nicht von der Hand zu weisen ist, dass gerade während des ersten Lockdowns im März 2020 die Anzahl der gemeldeten Praktikumsstellen im Vergleich zum Vorjahr deutlich zurückgegangen ist, so werden viele geplante Praktika auf einen späteren Zeitpunkt verschoben oder finden remote statt. Auch wenn der Gedanke an ein Praktikum, welches Sie vom heimischen Sofa aus absolvieren, nicht nach der Erfahrung klingen mag, die Sie mit Praxis außerhalb der Uni assoziieren: Viele Studierende haben aus der Not eine Tugend gemacht und ein Praktikum online absolviert. Ariadna Bicajanu (M.A. Europäische Governance) und Kristin Dreizler (M.Sc. Psychologie) berichteten uns von ihren Erfahrungen:

  • Wo haben Sie das Praktikum gemacht?


    Ariadna Bicajanu studiert im letzten Semester den Masterstudiengang Comparative Public Governance (M.A.), einen Joint Studiengang am Institut für Politikwissenschaften in Kooperation mit der Universität Twente in Enschede. Sie hat ihr Praktikum bei Transparency International in Bukarest, Rumänien gemacht (März bis Mai 2020).

    Kristin Dreizler studiert ebenfalls im letzten Mastersemester (M.Sc. Psychologie mit dem Schwerpunkt Entwicklung und Beratung). Sie hat ihr zweites Praktikum (Januar bis März 2021) in der Zentralen Studienberatung der WWU gemacht.

  • Das Praktikum hat wegen der Corona-Pandemie (größtenteils) online stattgefunden hat. Wie ist das konkret abgelaufen?


    Ariadna Bicajanu: „Ich wurde von der Pandemie ganz schön erwischt. In Rumänien wurde der Lockdown genau um die Zeit herum verhängt, als ich mein Praktikum angefangen habe, und ich konnte nur einen kleinen Eindruck in den Alltag meines Praktikumsgebers zu gewinnen. Trotzdem waren meine Aufgaben im Großen und Ganzen klar und ich konnte von zu Hause aus anfangen zu arbeiten. Die Arbeit in dieser Zeit hat nach viel Kommunikation und Flexibilität verlangt.“


    Kristin Dreizler: „In der ZSB gibt es das Praktikanten-Projekt, in dem die Praktikant*innen Workshops planen. Nachdem ich hieran teilgenommen hatte, habe ich ein weiteres Praktikum in der ZSB absolviert. Ursprünglich war das Praktikum natürlich in Präsenz geplant und es wurde zunächst wegen der Pandemie verschoben. Dann habe ich mich mit meiner Betreuerin darauf geeinigt, das Praktikum online durchzuführen. Ich hatte zunächst einige Bedenken – es hat dann aber echt gut geklappt. Ich hatte einmal pro Woche eine Besprechung über Zoom mit meinen zwei Ansprechpartnerinnen. Da haben wir dann unter anderem abgestimmt, an welchen Workshops ich teilnehmen kann. Darüber hinaus habe ich in Beratungsgesprächen hospitiert.“

  • Was war die größte Herausforderung dabei?


    Ariadna Bicajanu: „Die größte Herausforderung war die Tatsache, dass man von Anfang an die Aufgaben alleine von zu Hause erfüllen musste, was ein unsicheres Gefühl stiftet. Dadurch, dass alle Kollegen, mit denen ich bei meinem Praktikumsgeber in Kontakt stand, sehr kommunikationsfreudig waren, konnte ich aber alle Aspekte der Arbeit, bei denen ich unsicher war, immer gut klären. Man musste auch flexibler sein als erwartet und bereit, sich mehr auf die Bedürfnisse des Praktikumsgebers in dem komplizierten Kontext einzustellen.“


    Kristin Dreizler: „Die Ablenkungsmöglichkeiten zuhause sind viel größer! Das hat erforderlich gemacht, sich anders zu konzentrieren. Ich wohne in einer WG und irgendwas ist ja immer los. Daher habe ich gemerkt, wie wichtig es ist, Arbeit und Freizeit klar voneinander zu trennen; vor allem, weil die räumliche Trennung nicht gegeben war. Daher habe ich mich wirklich nur für das Praktikum an den Schreibtisch gesetzt, um diesen als Praktikumsort zu haben. Andere Sachen habe ich dann auf der Couch oder in der Küche gemacht. Mittags habe ich immer eine Stunde Pause gemacht und bin rausgegangen.“

  • Und was hat besonders gut geklappt?


    Ariadna Bicajanu: „Die Kommunikation war in diesem Kontext sehr wichtig und hat auch sehr gut funktioniert. Das wurde auch dadurch erleichtert, dass die Internetverbindung sehr gut war und alle sehr gut mit der Technik und den Kommunikationsapps und -programmen vertraut waren.“


    Kristin Dreizler: „Ich war positiv überrascht von meiner Arbeitsorganisation. Was mir das erleichtert hat, war, dass mir das Praktikum Spaß gemacht hat. Kommunikation ist natürlich immer wichtig – aber im digitalen Kontakt aber noch einmal besonders. Klare Absprachen im Team sind unerlässlich, da die zufällige Begegnung wegfällt.“

  • Wenn Sie auf das Praktikum zurückblicken, wie stehen Sie jetzt dazu? Haben Sie das gelernt, was Sie sich zum Ziel gemacht haben? Was für ein Fazit ziehen Sie insgesamt?

    Ariadna Bicajanu: „Inhaltlich habe ich vielleicht nicht alles erreicht, was ich mir vorgenommen habe. Dafür aber habe ich Erfahrungen gemacht, die umso wichtiger waren in dem späteren Verlauf der Pandemie. Ich habe die Möglichkeit gehabt von Anfang an so zu arbeiten, wie es momentan auf dem Arbeitsmarkt üblich ist (Home-Office, Remote-Arbeit). Es war eine sehr wertvolle, wenn auch anstrengende Erfahrung, was mir insgesamt mehr gebracht hat, als ich erwartet habe. Ich würde jedem raten, ein Praktikum - auch in Zeiten der Pandemie - zu wagen, denn es ist bestimmt eine einzigartige Erfahrung, und vielleicht wertvoller, als man sich vorstellen kann.“


    Kristin Dreizler: „Durch das Online-Praktikum habe ich, glaube ich, viel stärker gelernt, auf meine Arbeitsorganisation zu achten und mich im Team abzustimmen. Trotz meiner vorherigen Befürchtungen habe ich die Teammitglieder gut kennengelernt. Da ich bereits ein anderes Praktikum in Präsenz gemacht hatte, hatte das digitale Format nun noch mal einen Mehrwert, da, auch wenn Corona nicht mehr omnipräsent ist, bestimmt vieles im digitalen Kontext verbleiben wird.“