Wl 1106 Titus Unten

Übung macht den Meister ...

Skateboard-Papst wird er oft genannt, auch Rollsport-Koryphäe. Im ernsteren Fach ist Titus Dittmann nicht ganz so bekannt. Das aber soll sich ändern. Als Laudator war er jüngst im Einsatz beim renommierten Unternehmerpreis "Entrepreneur des Jahres", bei dem er 2001 selbst ausgezeichnet wurde. Seit Anfang des Wintersemesters nun hat er einen Lehrauftrag am Institut für Sportwissenschaft der Universität Münster. Hier hatte der heute 62-Jährige selbst Sport und Geografie auf Lehramt studiert. "Dennoch bin hier ich der Anfänger, das ist alles gut 30 Jahre her", sagt der frühere Lehrer. Titus Dittmann – mit Mütze, Jeans und Turnschuhen – steht an einem der wöchentlichen Seminartage vor den Studierenden und erklärt Sinn, Zweck und Funktion der Skateboard-Achsen. "Das braucht ihr zur Prüfung." Trotz des trendigen "Seminarraums" – die Runde sitzt im Münsters Skaters Palace – merkt man dem Träger des NRW-Verdienstordens seinen Wunsch nach einem Imagewechsel an. Es geht ihm nicht nur ums Skaten, sondern um Soziologie, Pädagogik und Sportwissenschaft. Warum wurde Skateboarding zur stärksten Jugendkultur? Warum ist Skateboarding ein wirksames pädagogisches Werkzeug, gerade für Jugendliche in der Orientierungsphase? Wie können methodisch-didaktische Reihen zur Vermittlung des Skateboardens im Sportunterricht aussehen?" So lauten einige der Fragen, auf die Titus Dittmann Antworten geben will. Nach dem Theorie-Block geht’s dann für alle aufs Brett, aber nur für wenige gleich auch in die Halfpipe. Denn die meisten der angehenden Sportlehrerinnen und -lehrer müssen erst mal einige Roll- und Bremsversuche starten, angeleitet von studentischen Hilfskräften mit reichlich Praxiserfahrung, die das Seminarkonzept gemeinsam mit Titus Dittmann entwickelt haben.

Wl 1106 Titus Klein

Ollie, Kickflip und Tailslide: Wer auf dem Skateboard eine gute Figur machen will, muss im Seminar von Titus Dittmann (blaue Mütze) nicht nur trainieren, sondern auch zuhören.   

Foto: pg

Ob der Skateboard-Pionier im Laufe des Seminars irgendwann auch selbst noch mal einen Sprung mit dem Brett, etwa einen sogenannten "Ollie" wagt, bleibt abzuwarten. Denn eigentlich steigt er höchstens mal zum morgendlichen Brötchenholen auf den rollenden Untersatz. Mit dem Weg zurück an seine Alma Mater eignet sich Titus Dittmann  zudem Know-how als Dozent an. Das kann ihm bei seinem Afghanistanprojekt "skate-aid" bald nützlich werden. Bei dem Entwicklungshilfe-Projekt mit afghanischen Jugendlichen geht es nicht zuletzt um den pädagogischen Aspekt des Skateboardens – und eine neue Aussicht für Titus Dittmann: auch dort Skateboard-Übungsleiter an einer Universität auszubilden.   

Juliane Albrecht