Wl 1105 Kr _ger

Die ersten Ergebnisse eines Projekts der Universitäten Münster und Berlin zur Erforschung des Dopings in Westdeutschland haben für Furore gesorgt. Hanna Dieckmann sprach mit  WWU-Doping-Experte Prof. Michael Krüger.

Dass in Ostdeutschland systematisch gedopt wurde, ist längst bekannt. Sind die Ausmaße mit denen im Westen vergleichbar?

Es gab in Westdeutschland kein Staatsdoping, sondern spezifische Strukturen und Umstände, die Doping im Spitzensport begünstigten. Das 'Vorbild' war die DDR, denn man wollte Chancengleichheit mit den im internationalen Vergleich enteilenden Ostathleten herstellen.

Warum wurde Anabolika-Doping in der Öffentlichkeit damals weniger kritisch betrachtet?
Weil die wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Auswirkungen von Anabolika fehlten oder von Ärzten heruntergespielt wurden. Ein Argument dafür, Hormone zu verabreichen, war zum Beispiel, dass dies "Substitution" sei. Man ersetze Substanzen, die dem Körper durch extremes Training entzogen worden seien, war das Argument einiger Sportärzte.

Wie geht es mit dem Projekt weiter?
Wir erforschen die Phase der deutschen Sportvereinigung in den 90er Jahren, also den Zusammenschluss zweier "Sportsysteme", in denen auf unterschiedliche Weise auch gedopt wurde. Die Erkenntnis des Staates, das Dopingproblem nicht im Griff zu haben, führte letztlich zur Einrichtung der nationalen und internationalen Anti-Doping-Agenturen.