Indigene Mehrsprachigkeit am Unterlauf der Kolyma

 

Projektbeschreibung:

Die meisten Sprachkontakttheorien gehen davon aus, dass das strukturelle Ergebnis des Sprachkontakts durch die Dominanz einer Gruppe über die andere bestimmt ist. Diese Annahme wird durch neuere Forschung über die Mehrsprachigkeit in indigenen Gesellschaften in Frage gestellt, die gänzlich egalitäre mehrsprachige Kontaktsituationen dokumentiert. Konsequenzen dieser Daten für die Sprachkontakttheorie sind immer noch nicht geklärt, sicherlich auch aufgrund einer sehr geringen Anzahl relevanter Fallstudien.

Das Projekt beschreibt die sprachliche Situation in einer nordostsibirischen Gemeinde am Unterlauf des Kolyma-Flusses. Es handelt sich dabei um eine mehrsprachige Umgebung, in der mehrere indigene Kulturen miteinander verschmolzen sind, so dass sie eine neue Mischkultur bilden. Die Tundra am Unterlauf der Kolyma ist eines der in ethnischer Hinsicht komplexesten Gebiete in der subarktischen Zone und ist die letzte Gegend in Sibirien, in der die Erinnerung an die traditionellen Mehrsprachigkeitsmuster noch nicht erloschen ist. Das Ziel des Projekts besteht darin, Kommunikationsereignisse in dieser mehrsprachigen Umgebung zu dokumentieren und die Prozesse und Ergebnisse der sprachlichen Verflechtung zu ergründen. Der Fokus liegt auf dem Tundra-Jukagirischen, dem Ewenischen und dem Jakutischen, den drei indigenen Sprachen, die in der Region gesprochen werden.

Die Forschungsfragen, auf die das Projekt eingeht, haben das Potential, einen wichtigen Beitrag zur Typologie verschiedener Typen des egalitären Multilingualismus, zum Verständnis unterschiedlicher Arten der sprachlichen Interaktion auf der Mikro-Ebene und der Rolle von Code-Switching und Sprachmischung auf die Struktur der betroffenen Sprachen zu leisten.

Projektleitung:

Prof. Dr. Dejan Matić


Projektmitarbeiterinnen:

Prof. Dr. Irina Nikolaeva

Maria Pupynina

Evgenia Zhivotova

Dr. Natalia Aralova

     Luciana Cenere

     Alina Wilmer
 


Projektdauer: 2021-2024


WORKSHOP

"Language and Culture Contact in North-Eastern Siberia"
Münster, 14. - 15.10.2022

Der Workshop "Language and Culture Contact in North-Eastern Siberia" befasst sich mit den strukturellen und soziokulturellen Aspekten von Mehrsprachigkeit und kultureller Vermischung.
Weitere Informationen und das Workshop-Programm finden Sie hier

 

© DFG

Finanziert von der DFG, Projektdauer 2021-2024