Arbeitsgruppe „Bildung, Entwicklung und Rezeption von Feindbildern“ (bis 2012)

Religiöse und politische Konfliktlinien verdichteten sich in der Geschichte regelmäßig zu Feindbildern, die der Konfliktaustragung als Motivation und Legitimation dienten. Feindbilder können jedoch auch über einen konkreten Konflikt hinaus virulent bleiben und dauerhaft identitätsstiftende Wirkung für eine gesellschaftliche Gruppe oder Nation entwickeln. Beispiele für Feindbilder sind vielfältig und reichen von der antiken Auseinandersetzung zwischen Griechen und Persern über die Kreuzzüge des Mittelalters bis zur amerikanisch-sowjetischen Konfrontation im Kalten Krieg.

Die Arbeitsgruppe setzt sich zum Ziel, die Konstruktionsmechanismen und die Rezeption unterschiedlicher Feindbilder historisch und sozialwissenschaftlich zu beleuchten. Mit der Fokussierung sowohl der Bildung, der Entwicklung als auch der Rezeption soll der Dynamik und der Prozesshaftigkeit, die einer solchen Konstruktion zugrunde liegen, Rechnung getragen werden. Dabei steht auch die Frage zur Diskussion, ob der Feindbild-Begriff insbesondere für die Auseinandersetzung mit postmodernen, von Ambivalenzen geprägten Gegenwartsgesellschaften noch eine sinnvolle Analysekategorie darstellen kann. Zu denken ist hier beispielsweise an die aktuelle Diskussion um gesellschaftliche Antipathien gegenüber dem Islam.

In den ersten Sitzungen soll der Begriff „Feindbild“ definiert und Theorien über seine Entstehung, Entwicklung und Rezeption diskutiert werden. Im Anschluss daran soll das erarbeitete theoretische Gerüst auf die Einzelprojekte der Arbeitsgruppenmitglieder angewendet werden, um so neue Perspektiven auf das jeweilige Forschungsgebiet zu eröffnen.