„Staat ohne Gott“

Buch von Rechtswissenschaftler Horst Dreier über Religion in der säkularen Moderne

Buchcover
© C. H. Beck

Der renommierte Rechtsphilosoph und ehemalige Hans-Blumenberg-Gastprofessor Prof. Dr. Horst Dreier hat unter dem Titel „Staat ohne Gott“ eine Monografie über Religion in der säkularen Moderne herausgegeben. Die ersten vier Kapitel des Bandes umfassen die Themen seiner Vortragsreihe „Herausforderungen des säkularen Verfassungsstaates“ im Rahmen der Hans-Blumenberg-Gastprofessur am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ im Wintersemester 2016/17. Für die schriftliche Ausarbeitung der Vortragstexte seien die Diskussionen mit Mitgliedern des Exzellenzclusters von großer Wichtigkeit gewesen, schreibt Horst Dreier im Vorwort des Buches.

Der Autor vertritt in seinem Buch die These, in der modernen Demokratie dürfe sich der Staat mit keiner bestimmten Religion identifizieren, und heiße sie auch Christentum. Nur in einem Staat ohne Gott könnten alle Bürger gemäß ihren durchaus unterschiedlichen religiösen oder sonstigen Überzeugungen in Freiheit leben. „Staat ohne Gott heißt also nicht: Welt ohne Gott, auch nicht: Gesellschaft ohne Gott, und schon gar nicht: Mensch ohne Gott. Es heißt vielmehr, dass die Demokratie des Grundgesetzes mit jeder Form eines Gottesstaates, einer Theokratie, einer sakralen Ordnung oder eines christlichen Staates gänzlich unvereinbar ist“, so Horst Dreier.

Die Entwicklung Deutschlands hin zu einer multireligiösen und multikulturellen Gesellschaft hat nach Einschätzung des Rechtswissenschaftlers neue Konfliktfelder zwischen den Anhängern verschiedener Glaubensrichtungen sowie zwischen ihnen und der Staatsgewalt entstehen lassen. Gerade angesichts der intensiv geführten Debatte um einen Zusammenprall der Kulturen und die Herausforderung freiheitlicher westlicher Gesellschaften durch den Islam aber sei eine Besinnung auf die Grundstrukturen und Grundfragen des säkularen Staates geboten, „auf sein Programm, sein Profil, seine Problematik“.

Vortragsreihe am Exzellenzcluster

In seinen Vorträgen am Exzellenzcluster hat Horst Dreier die Verfassungsgeschichte der Religionsfreiheit in Deutschland beleuchtet. Er erörterte, ob die religiös-weltanschauliche Neutralität des säkularen Staates möglich sei, und fragte, ob der Staat seine christlichen Wurzeln ignorieren könne und ob das freiheitliche Gemeinwesen auf sakrale Elemente angewiesen sei. Zum Auftakt nahm er den „umkämpften Begriff“ der Säkularisierung in den Blick.

Horst Dreier, 1954 in Hannover geboren, ist Professor für Rechtsphilosophie, Staats- und Verwaltungsrecht an der Universität Würzburg. Von 2001 bis 2007 gehörte er dem Nationalen Ethikrat an. Der vielfach ausgezeichnete Forscher hat zahlreiche Publikationen vorgelegt, darunter „Säkularisierung und Sakralität“ (2013). Die Hans-Blumenberg-Gastprofessur, benannt nach dem einflussreichen Philosophen Hans Blumenberg (1920-1996), soll dazu beitragen, innovative Impulse aus der internationalen Forschung nach Münster zu bringen, und die interdisziplinäre Anschlussfähigkeit am Exzellenzcluster stärken. Der Verbund hat 200 Mitglieder aus gut 20 geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächern. (C. H. Beck/sca/vvm)

Hinweis: Horst Dreier: Staat ohne Gott. Religion in der säkularen Moderne, München: C. H. Beck, 256 S., 26,95 Euro.