Brezen, Bier und Fingerhakeln in New York und Milwaukee

Historikerin Heike Bungert über Nachahmer des Oktoberfests in den USA vor fast 150 Jahren – Neue Studie über Festkultur und deutschamerikanische Ethnizität

Ansichtssache Prof Dr Heike Bungert
Prof. Dr. Heike Bungert
© Julia Holtkötter

Das Münchener Oktoberfest wird nicht erst seit heute in aller Welt nachgeahmt: Bayerische Migranten trugen Historikern zufolge ihre Festkultur schon vor fast 150 Jahren in die USA. Mit Brezen und Weißbier, Fingerhakeln und Zithermusik griffen die Einwanderer kulinarisch und kulturell auf viele Traditionen des Münchener Oktoberfestes zurück, wie die Nordamerika-Historikerin Prof. Dr. Heike Bungert des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ der Uni Münster in einem Beitrag für www.religion-und-politik.de schreibt. In dem Website-Beitrag „Als Bayern ihre Volksfeste nach Amerika exportierten“ führt sie Forschungsergebnisse ihres Buches "Festkultur und Gedächtnis. Die Konstruktion einer deutschamerikanischen Ethnizität 1848–1914" aus. (ill/vvm)

Der Beitrag

Anfuehrungszeichen

Die Zeit des Oktoberfestes rückt näher. Das Fest, das jedes Jahr Tausende von US-Amerikanerinnen und -Amerikanern nach München lockt, ist mittlerweile so populär, dass solche „Oktoberfests“ oder „Germanfests“ auch in vielen Städten in den USA gefeiert werden. Viele davon sind Neuerfindungen der vergangenen fünf bis 40 Jahre. Andere hingegen gehen zurück auf die sogenannten Bayerischen Volksfeste, die deutsche Migranten im 19. Jahrhundert in die USA exportierten.

Bayerische Volksfeste wurden – wie die Volksfeste anderer Landsmannschaften, etwa der Schwaben – in vielen Hochburgen deutscher Migration in die USA seit den 1870er Jahren gefeiert, zum Beispiel in New York, Brooklyn oder Milwaukee. Das hat sich in vielen Quellen wie US-amerikanischen oder deutschamerikanischen Zeitungen, Vereinsgeschichten und speziellen Festzeitungen für die Volksfeste überliefert.

Die Feste sollten Migranten in der Fremde, umgeben von Amerikanern, Iren oder Deutschen aus anderen deutschen Regionen, „die unvergessenen Sitten und Gebräuche der engeren Heimath“ bieten, wie in der New Yorker Staats-Zeitung von 1893 nachzulesen ist. Die Festbesucher konnten sich in einer Gemeinschaft verbunden fühlen durch „die gemeinsame mächtige Liebe zum trauten Heimaththal“. Landsmannschaftliche Unterstützungsvereine – als Vorläufer von Versicherungsvereinen – und regional dominierte Schützen-, Kegel- und Gesangvereine traten als Organisatoren hervor. Obwohl das „Oktoberfest“ 1810 in München entstand, nannten bayerische Migranten in den USA ihre Feste „Bayerisches Volksfest“.

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