Religiöser Fundamentalismus in Westeuropa

Öffentlicher Vortrag des Migrationsforschers Prof. Dr. Ruud Koopmans

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Prof. Dr. Ruud Koopmans

© David Ausserhofer

Über religiösen Fundamentalismus unter Muslimen und Christen in Westeuropa spricht der Soziologe und Migrationsforscher Prof. Dr. Ruud Koopmans vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) am 17. Juni am Exzellenzcluster „Religion und Politik“. Er präsentiert Ergebnisse einer Untersuchung, nach der religiöser Fundamentalismus unter westeuropäischen Muslimen kein Randphänomen darstellt. Koopmans wertet in der Studie als leitender Autor eine repräsentative WZB-Befragung von Einwanderern und Einheimischen in sechs europäischen Ländern aus. Zwei Drittel der befragten Muslime halten demnach religiöse Gesetze für wichtiger als die Gesetze des Landes, in dem sie leben. Drei Viertel von ihnen finden, es gebe nur eine mögliche Auslegung des Koran.

Der englischsprachige Vortrag trägt den Titel „Religious fundamentalism and hostility against out-groups: A comparison of Muslims and Christians in Western Europe” („Religiöser Fundamentalismus und Fremdenfeindlickeit: Ein Vergleich von Muslimen und Christen in Westeuropa“). Er ist am 17. Juni um 16.15 Uhr im Juridicum, Raum 111, zu hören. Der Migrationsforscher kommt auf Einladung der Arbeitsgruppe Religionssoziologie des Exzellenzclusters nach Münster.

Für die repräsentative Erhebung „Six Country Immigrant Integration Comparative Survey“ (SCIICS) wurden in Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, Belgien, Österreich und Schweden 9.000 Menschen mit türkischem oder marokkanischem Migrationshintergrund sowie jeweils eine einheimische Vergleichsgruppe befragt. Erstmals kann dem WZB zufolge auf dieser Basis die Frage nach Ausmaß und Auswirkungen des religiösen Fundamentalismus in Europa empirisch bearbeitet werden.

Der Studie zufolge meinen fast 60 Prozent der befragten Muslime, dass die Angehörigen ihrer Religion zu den Wurzeln des Islam zurückkehren sollen. Gleichzeitig zeigt sich der Untersuchung zufolge, dass religiöser Fundamentalismus mit einem erhöhten Ausmaß an Ablehnung gegenüber Gruppen einhergeht, die vom eigenen Standard abweichen: So hätten fast 60 Prozent der befragten Muslime bekundet, keine homosexuellen Freunde haben zu wollen. Nahezu jeder zweite ist der Meinung, dass man Juden nicht trauen könne, wie der Direktor der Abteilung „Migration, Integration, Transnationalisierung“ am WZB herausfand. (WZB/bhe)