Europas Gaben für die russischen Zaren

Internationale Forscher ergründeten symbolische Sprache von Staatsgeschenken

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Prof. Dr. Gerd Althoff

Internationale Wissenschaftler haben auf einer Konferenz im Moskauer Kreml-Museum die symbolische Sprache von Staatsgeschenken zwischen Russland und Europa ergründet. In der ZDF-Sendung „heute – in Europa“ berichtete (ab Minute 11:50) die Leiterin des Studios Moskau, Anne Gellinek, unter dem Titel „Europas Geschenke für die alten Zaren“ über die Tagung, zu der der Exzellenzcluster „Religion und Politik“ gemeinsam mit russischen Kooperationspartnern eingeladen hatte. Cluster-Sprecher Prof. Dr. Gerd Althoff sagte: „Der reiche Schatz der Rüstkammer des Kreml-Museums, im Westen noch weitgehend unbekannt, lädt Forscher geradezu ein, über die symbolische Sprache der Gaben und deren internationale Verständlichkeit nachzudenken.“ Auch das Russische Fernsehen sendete zwei Reportagen über die Konferenz.
 
Wie Russland und die Mächte Europas über Jahrhunderte ihre Beziehungen mit prachtvollen Staatsgeschenken gepflegt haben, stand im Mittelpunkt der Tagung „Die Sprache der Gaben“ in Moskau. „Die Geschenke hatten den Rang des Beschenkten, aber auch des Schenkers abzubilden“, sagte Prof. Althoff dem ZDF im Kreml-Museum. „Insofern kommt der Eindruck, den wir protzig nennen, zustande, weil man eine königliche oder adelige Person nicht mit kleinen Dingen beschenken konnte.“  
 
Der ZDF-Beitrag zeigt einige der Geschenke, die in der Rüstkammer des Museums ausgestellt werden. Eindrucksvolles Beispiel für die Geschenke-Praxis ist eine silberne, teilvergoldete Schauplatte aus dem Jahr 1686, die gefangene Türken vor dem Thron von König Jan III. Sobieski von Polen zeigt – die Gefangenen in Ketten liegend und mit gesenkten Häuptern. Mit dem Geschenk an die Zaren Iwan und Peter Alexejewitsch hätte sich der polnische König gegenüber den russischen Herrschern mit der Gefangennahme türkischer Krieger während der sogenannten Zweiten Wiener Türkenbelagerung gebrüstet, wie der Experte erläuterte. „Das kann eine Drohung sein, es kann eine Warnung sein“, so Prof. Althoff im ZDF. (vvm/han)