(A16) Das Ethos der Religionsfreiheit. Politisch-ethische und theologische Dimensionen

Das Projekt „Das Ethos der Religionsfreiheit. Politisch-ethische und theologische Dimensionen“ (Leiterin: Prof. Dr. Marianne Heimbach-Steins; Projektmitarbeiter: Dr. Daniel Bogner) wurde im Zeitraum 01/2010 bis 09/2012 bearbeitet.

Ausgangspunkt und Fragestellung: In der Debatte um die gesellschaftliche Rolle und Bedeutung von Religion(en) zeigt sich der „sperrige“ Kern (H. Bielefeldt) des Rechtes auf Religionsfreiheit. Religiöser Wahrheitsanspruch und bürgerliches Freiheitsrecht geraten zwar nicht zwingend zueinander in Widerspruch, verhalten sich aber keineswegs spannungsfrei zueinander. Der Zusammenhang von Religionsfreiheit als Recht und als sozialethische Herausforderung sollte sowohl auf die „Innenseite“ der (verfassten) Religion als auch auf die rechtliche Rahmensetzung in weltanschaulich pluralen Gesellschaften bezogen in exemplarischen Konstellationen untersucht werden. Die Herausforderungen und Zumutungen, die das Recht auf Religionsfreiheit für die Religionen selbst bedeutet, wurden anhand der katholischen Kirche mit Fokus auf die Gegenwart reflektiert (Heimbach-Steins). Die Sondierung zu den Religionsbegriffen im Recht wurde auf wichtige religionsbezogene Urteile des BVerfG konzentriert (Bogner).

Forschungsinteressen und Ziele: Von der „Innenseite“ der Religion aus wurde gefragt, wie sich die Anerkennung des Rechtes auf Religionsfreiheit als Provokation an Kohärenz und Konsistenz von religiöser Lehre und (institutioneller) Praxis der katholischen Kirche auswirkt, und welche Anforderungen an das Ethos der individuellen und kollektiven Religionsausübung daraus erwachsen. Von der „Außenseite“ der Religion aus wurde untersucht, mit welchen Vorverständnissen im Recht als institutionellem Regulativ freier Religionsausübung auf Religion rekurriert wird, welche Eigenschaften, Dynamiken etc. dabei den Religionen bzw. religiösen Akteuren zugeschrieben werden und wie sich dies mit einem theologischen Verständnis von Religion (aus christlicher Perspektive) verträgt.

Dabei sollten vor allem (1.) Provokationen des Menschenrechts auf Religionsfreiheit für die religionsplurale Gesellschaft, den weltanschaulich neutralen Staat und die Religionsgemeinschaften in rechts- und sozialethischer Hinsicht identifiziert und (2.) Konturen eines Ethos der Religionsfreiheit für den Kontext weltanschaulich und religiös pluraler europäischer Gesellschaften erarbeitet werden. Zudem sollte (3.) die Spannung zwischen dem Recht auf Religionsfreiheit, dem Gebot weltanschaulicher Neutralität des Staates und dem Anspruch der Sicherung und Limitierung der religiösen Freiheit durch das Recht anhand von Semantik und Pragmatik des Religionsbegriffs in Rechtskontexten beschrieben und auf ihre ethischen Implikationen hin befragt werden.

Zentrale Ergebnisse des Projekts sind in zwei Buchveröffentlichungen dokumentiert: