Lehrveranstaltungen im Wintersemester 2012/2013

 

Bitte beachten Sie auch die übrigen Veranstaltungen im Verzeichnis der mediävistischen Lehrveranstaltungen.

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Veranstaltung: Vorlesung: Der Lateinische Roman der frühen Neuzeit (15. - 18. Jh.)
Englischer Titel: Lecture: Latin fictional Prose of the Early Modern Age (15th–18th. Century)
Dozent: Dr. Dr. Oleg Nikitinski
V-Nr.: 083991
Prüfungsleistung: Klausur

Die höchsten literarischen Leistungen des neulateinischen Romans gehören in die Zeit vom 16. Bis zum 18 Jh. Einige Romane genossen enorme Popularität in ganz Europa, z. B. der "Euphormio" (seit 1603) und die "Argenis" (seit 1621) des Schotten John Barclay (1582 - 1621). Sie übten ein breites Spektrum des Einflusses aus: von der literarischen Wirkung auf die nationalsprachigen Romane bis in die Politik (angeblich war die "Argenis" Richelieus Lieblinglektüre). Der neuzeitliche Roman beginnt im 14. Jh. mit Petrarcas lateinischer Übersetzung einer Novelle aus Bocaccios Dekameron und existiert zunächst meistens in der Form von Novellensammlungen; erst später entstehen längere zusammenhängende Werke. Untersucht werden Texte aus den verschiedenen Sub-Gattungen, wie satirischer Roman, Liebesroman, allegorischer Roman, "Staatsroman" oder "Traumroman" (Somnium). Gezeigt wird, dass die Gattung nicht nur von antiken (menippeische Satire, satirisches Prosimetron, Liebesroman u. a.), sondern auch von mittelalterlichen Vorbildern gespeist wurde. Über die Geschichte der Gattung wird zum ersten Mal im 17. Jh. ausführlich reflektiert (P.-D. Huet 1630 - 1721, Vavasseur 1605 - 1681). Berücksichtigt wird auch die äußerst kontroverse Behandlung der Gattung im Streit der Alten und Modernen sowie bei den großen Latinisten des 17. und des 18. Jhs. Alle Texte werden in der Veranstaltung zur Verfügung gestellt.

Pierre-Daniel Huet, The history of romances (Elektronische Ressource der ULB Münster, Online-Zugriff); Jozef Ijsewijn, Dirk Sacré, Companion to Neo-Latin Studies, Leuven 1990 - 1998, S. 241 - 257; Walther Ludwig, Die neuzeitliche lateinische Literatur seit der Zeit der Renaissance. In: Einleitung in die lateinische Philologie. Hrsg. Fritz Graf. Stuttgart - Leipzig 1997, S. 323 - 356; Anthony Grafton, Glenn W. Most, Salvatore Settis (Hrsg.), The Classical Tradition.HarvardUniv. 2010.

Ort: Bogenstr. 15/16, R. B 304
Zeit: Do 16–18
Beginn: 11.10.2012
Sprechstunde: nach Vereinbarung und nach den Veranstaltungen

 

Veranstaltung: Überleitungsseminar: Einführung in das Mittelalter
Englischer Titel: Introduction to the Middle Ages
Dozent: N.N.
V-Nr.: 083934

Inhalt und Ziel:
Das Überleitungsseminar ‘Einführung in das Mittelalter’ richtet sich an jene Studienanfänger der beiden neuen Masterstudiengänge ‘Lateinische Philologie’ sowie ‘Interdisziplinäre Mittelalterstudien’, die ihren ersten Studienabschluß in Klassischer Philologie oder einem verwandten Fach mit überwiegend sprach- oder literaturwissenschaftlichen Anteilen erworben haben. Für sie wird in der ersten Semesterwoche ein Kompaktkurs über die besonderen Merkmale der mittel- und neulateinischen Literatur und über einige Grundprobleme und Hauptthemen der Mittelalterlichen Geschichte angeboten.

Literatur: Die wichtigsten Hilfsmittel zum Studium und einführende Literatur werden in der Veranstaltung vorgestellt.

Ort: Bogenstr. 15/16, R. B304
Zeit: Blockveranstaltung
Termin: Fr, 19.10.2012 (14.15-19.45) & Sa, 20.10.2012 (9.15-17.45)
Fr, 18.01.2013 (14.15-19.45) & Sa, 19.01.2013 (9.15-17.45)
Sprechstunde: nach Vereinbarung und nach den Veranstaltungen

 

Veranstaltung: Überleitungsseminar: Lateinische Sprache
Englischer Titel: Latin Language
Dozent: N.N.
V-Nr.: 083949

Inhalt und Ziel:
Das Überleitungsseminar ‘Lateinische Sprache’ richtet sich an jene Studienanfänger der beiden neuen Masterstudiengänge ‘Lateinische Philologie (Schwerpunkt: Lateinische Philologie des Mittelalters und der Neuzeit)’ sowie ‘Interdisziplinäre Mittelalterstudien’, die ihren ersten Studienabschluß nicht in Latein bzw. Klassischer Philologie oder einem verwandten Fach mit überwiegend sprach- oder literaturwissenschaftlichen Anteilen erworben haben. Für sie wird in der ersten Semesterwoche ein Kompaktkurs zur Vertiefung ihrer Lateinkenntnisse und zur Einführung in die besonderen Merkmale der mittel- und neulateinischen Literatur angeboten.

Literatur: Die wichtigsten Hilfsmittel zum Studium und einführende Literatur werden in der Veranstaltung vorgestellt.

Ort: Bogenstr. 15/16, R. B304
Zeit: Blockveranstaltung
Termin: Fr, 19.10.2012 (14.15-19.45) & Sa, 20.10.2012 (9.15-17.45)
Fr, 18.01.2013 (14.15-19.45) & Sa, 19.01.2013 (9.15-17.45)
Sprechstunde: nach Vereinbarung und nach den Veranstaltungen

 

Veranstaltung: Forschungsseminar: Diskussion über neue mittel- und neulateinische Forschungsprojekte
Englischer Titel: Discussion about New Medieval Latin and Modern Latin Research Projects
Dozent: Prof. Dr. Karl Enenkel, Prof. Dr. Christel Meier-Staubach
V-Nr.: 083920
Ort: Bogenstr. 15/16, Raum B 304
Zeit: Mi 14–16, 14–täglich
Beginn: n.V.
Sprechstunde: vor und nach den Veranstaltungen

 

Veranstaltung: Lektüreübung: Liebesdichter, Götzendiener, Ethiklehrer – Ovid im Mittelalter
Englischer Titel: Poet of Love, Idolater, Teacher of Ethics - Ovid in the Middle Ages
Dozent: Dr. Petra Korte
V-Nr.: 083953
Prüfungsleistung: Regelmäßige Teilnahme und aktive Mitarbeit, Abschlussklausur

Das mittelalterliche Ovid-Bild war erstaunlichen Veränderungen unterworfen. Das lag nicht zuletzt am wechselnden Lektürekanon. Im Frühmittelalter wurde vor allem die Liebes- und Exildichtung des Augusteers gelesen; erst im 12. Jahrhundert gelangte der 'Ovidius maior' (so die gängige zeitgenössische Bezeichnung der Metamorphosen) zu weiterer Verbreitung, erfreute sich aber bald ungeheurer Popularität. Für die hochmittelalterliche Ovid-Begeisterung prägte Ludwig Traube den Begriff der aetas Ovidiana, und diese Begeisterung äußerte sich auf verschiedene Weise. Um die Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert im Lateinunterricht der Kathedralschulen etabliert, wirkte das ovidische Ouvre als Stilvorbild wie als Zitatenschatz auf die lateinische Dichtung der Zeit und animierte gar zur Abfassung von Pseudo-Ovidiana. Im gleichen Zug entstand ein paratextueller Apparat für den Schulgebrauch, Kommentierungen für den Grammatikunterricht, die ein grundlegendes sprachliches und inhaltliches Verständnis gewährleisten sollten, teils aber außerdem weiterführende Verständnishilfen anboten. Gerade die Verwandlungsmythen der Metamorphosen wurden mithilfe übertragener Deutungen zu einem Repertoire christlich geprägter Verhaltensregeln für die spätmittelalterliche Gesellschaft. Als ein solcher moralphilosophischer Thesaurus fanden sie auch den Weg in die volkssprachige Rezeption.
Die Übung soll einen Querschnitt durch die Ovidrezeption von den karolingischen bis zu den spätmittelalterlichen Autoren mit einem abschließenden Ausblick auf die volkssprachigen Zeugnisse bieten. Die Texte werden in Kopie gestellt. Vorausgesetzt werden gute Lateinkenntnisse.

J. G. Clark u. a. (Hgg.), Ovid in the Middle Ages, Cambridge 2011; L. Harf-Lancner u. a. (Hgg.), Ovide métamorphosé. Les lecteurs médiévaux d'Ovide, Paris 2009; K. L. McKinley, Reading the Ovidian Heroine. 'Metamorphoses' Commentaries 1100-1618 (Mnemosyne Supplementum 220), Leiden u. a. 2001; C. Meier: Ovid-Rezeption in Text und Bild. Der Erichthonius-Mythos von Berchorius bis Rubens, in: Querite primum regnum Dei. Festschrift für Jana Nechutová, hg. von A. Pumprová u. a., Brno 2006, S. 135-149; K. Smolak, Ovid im 13. Jahrhundert - zwischen Ablehnung und Bewunderung, in: C. Leonardi ? B. Munk Olsen (Hgg.), The Classical Tradition in the Middle Ages and the Renaissance, Spoleto 1995, S. 111-122; E. H. Alton ? D. E. W. Wormell, Ovid in the Mediaeval Schoolroom, in: W. S. Anderson (Hg.), Ovid. The Classical Heritage (Classical Heritage 1), New York/London 1995, S. 23-36; M. Picone ? B. Zimmermann (Hgg.), Ovidius redivivus. Von Ovid zu Dante, Stuttgart 1994; G. A. Bond, Iocus amoris. The Poetry of Baudri of Bourgueil and the Formation of the Ovidian Subculture, in: Traditio 42 (1986), S. 145-193; F. Munari, Ovid im Mittelalter, Zürich/Stuttgart 1960

Ort: Bogenstr. 15/16, R. B 304
Zeit: Mo, 16–18
Beginn: 08.10.2012
Sprechstunde: nach Vereinbarung und nach den Veranstaltungen

 

Veranstaltung: Lateinische Fachprosa der Neuzeit vom 15. bis zum 17. Jh.
Englischer Titel: : Latin Fachprosa of the Modern Age from the 15th to the 17th Century
Dozenten: Dr. Dr. Oleg Nikitinski
V-Nr.: 083968
Prüfungsleistung: Übersetzungsklausur (lat.-dt.)

In der Frühen Neuzeit wird die Mehrheit der gelehrten Literatur auf Latein verfasst. Verschiedene Disziplinen bedienen sich des Lateinischen auf unterschiedliche Art und Weise: sie orientieren sich mehr oder weniger an humanistisches oder scholastisches Latein und sind mehr oder weniger neuerungsfähig im Vokabular. Seit der Zeit der Renaissance wurde viel darüber diskutiert, wie man richtig Latein in verschidenen Disziplinen einsetzt und welche Stilideale verfolgt werden sollen; dabei selbst die Vertreter der Reinheit und Eleganz des Lateinischen plädieren für einen angemessenen Stil, z. B. ein Autor eines knappen Handbuchs soll nicht allzu ciceronianisch schreiben. Von Bedeutung ist dabei die Frage nach der Orientierung an bestimmte antike oder mittelalterliche Autoren. In der Veranstaltung werden Texte aus den folgenden Themenkomplexen gelesen und in ihrer sprachlich-kulterellen Vielfalt erörtet: Philologie und Artes, Theologie, Recht und Politik, Philosophie, Naturforschung (darunter Mathesis, Medizin). Behandelt wird auch das aus verschiedenen antiken, mittelalterlichen und neulateinischen Quellen zusammengesetzte Latein der Polyhistoren (Casaubonus, Salmasius). Herangezogen werden vor allem "elegante" Richtungen in verschiedenen Wissenszweigen. Es geht um die relativ seltenen, in anspruchsvollen Latein geschriebenen wissenschaftlichen Abhandlungen. Einige Beispiele für diese "eleganten" Richtungen: in der Philologie Muretus, in der Philosophie Gassendi, in der Jurisprudenz Heineccius, in der Theologie Calvin, in der Mathematik Zanotti, in der Medizin Albrecht von Haller. Die hohe Qualität des Lateins wirkte als Garant der effizienten grenzübergreifenden Wirkung. Herauszuarbeiten sind die Profile des Lateinischen sowie die Eigenschaften der grenzübergreifenden Autoren. Beispielsweise: welche lateinische Autoren aus dem deutschen Bereich wurden in anderen europäischen Ländern besonders gerne gelesen? Alle Texte werden in der Veranstaltung zur Verfügung gestellt.

Jozef IJsewijn, Dirk Sacré, Companion to Neo-Latin Studies, Leuven 1990 - 1998; Walther Ludwig, Die neuzeitliche lateinische Literatur seit der Zeit der Renaissance. In: Einleitung in die lateinische Philologie. Hrsg. Fritz Graf. Stuttgart - Leipzig 1997, S. 323 - 356; Hans-Rüdiger Fluck, Fachsprachen. Tübingen und Basel 1996. Thorsten Roelcke, Fachsprachen. Berlin 2005; Leonard Olschki, Bildung und Wissenschaft im Zeitalter der Renaissance in Italien. Leipzig 1922; G. Keil und Peter Assion (Hrsg.), Fachprosaforschung. Acht Vorträge zur mittelalterlichen Artesliteratur. Berlin 1974; Herbert Jaumann (Hrsg.), Diskurse der Gelehrtenkultur in der Frühen Neuzeit. Ein Handbuch. Berlin / New York 2011.

Ort: Bogenstr. 15/16, R. B 304
Zeit: Do, 14–16 Uhr
Beginn: 11.10.2012
Sprechstunde: nach den Veranstaltungen und nach Vereinbarung

 

Veranstaltung: Lektüreübung: "Bruta mutaque animalia"? - Texte zum Verhältnis von Tier und Mensch im Mittelalter
Englischer Titel: "Bruta mutaque animalia"? - Texts on the relationship between beast and man in the Middle Ages
Dozent: Christian Peters
V-Nr.: 083915
Prüfungsleistung: Übersetzungsklausur (lat.-dt.)

Aus der Perspektive einer Zeit, in der der Artenschutz bis in die Tiefkühltruhe beim Lebensmitteldiscounter reicht und die einen Anspruch auf Menschenrechte auch für andere Primaten diskutiert, erscheinen vormoderne Kulturen wie das europäische Mittelalter in ihrem Umgang mit Tieren oft roh, brutal und unterentwickelt. Tatsächlich musste in einer Zeit, in der die Abhängigkeit der Menschen von ihrer tierischen Mitwelt wenn auch nicht immer eine existenziellere, so doch in der Regel eine wesentlich unmittelbarer greifbare war, auch das Verhältnis zwischen beiden ein anderes sein. Sowohl wilde als auch domestizierte Tiere spielten in jeder Lebenslage eine gewichtige Rolle, ob als Fressfeind in einer Natur, die als Bedrohungspotenzial wahrgenommen wurde, als Ressource, die nicht nur Nahrung, sondern auch Werkstoffe lieferte, als Arbeitsgerät, dessen Leistungsfähigkeit über die materielle Existenz mitentschied, oder als Weggefährte.
Es verwundert nicht, dass dies auch in der literarischen Produktion der Epoche des lateinischen Mittelalters breiten Niederschlag gefunden hat: Tierethische Diskussionen, die in der Antike begonnen wurden, werden unter christlichem Vorzeichen fortgesetzt. Der symbolische Charakter des Tierreichs wird in der religiösen Literatur, zumal der Hagiographie, ausgeschöpft mit Motiven wie etwa dem paradiesischen Tierfrieden, der in der Tierliebe eines Heiligen präfiguriert wird. Die Enzyklopädik ringt mit dem spannungsreichen Verhältnis von antiken Autoritäten und eigenen Erkenntnissen in der Zoologie. Oft sehr lebendige und scherzhafte Tierdichtung macht sich das poetisch-ästhetische Potenzial einzelner Tierarten zunutze. Zuletzt weisen auch en passant Texte der unterschiedlichsten Gattungen immer wieder auf die Selbstverständlichkeit hin, mit der Tiere das Leben im Mittelalter mitbestimmten.
In der Veranstaltung sollen längsschnittartig anhand von Texten teils unterschiedlicher Gattungen in Dichtung und Prosa nicht nur literaturwissenschaftliche und rezeptionsgeschichtliche Fragen behandelt werden, sondern es soll auch ein breites sozial-, kultur- und mentalitätsgeschichtliches Panorama geboten werden, das zur weiteren Beschäftigung mit den entstandenen Fragestellungen anregt..

Aitchison, Briony: Holy Cow! The miraculous cures of animals in late medievalEngland, in: European Review of History / Revue européenne d'histoire 16 (2009), S. 875-892; Klingender, Francis D.: Animals in Art and Thought to the End of the Middle Ages,London1971; Kompatscher, Gabriele (Hrsg.): Tiere als Freunde im Mittelalter. Eine Anthologie, Badenweiler 2010; Obermaier, Sabine (Hrsg.): Tiere und Fabelwesen im Mittelalter, Berlin 2009; Sellert, Wolfgang: Das Tier in der abendländ. Rechtsauffassung, in: Studium generale. Vorträge zum Thema Mensch und Tier, hg. von der tierärztlichen Hochschule Hannover, Hannover 1984, S. 6-84
(Texte zur Lektüre werden gestellt, weitere Literatur wird in der ersten Sitzung sowie im Laufe des Seminars bekanntgegeben).)

Ort: Bogenstr. 15/16, R. B 304
Zeit: Mi, 16–18
Beginn: 17.10.2012
Sprechstunde: nach Vereinbarung und nach den Veranstaltungen