Dr.des. Gesa Wilangowski


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Historisches Seminar
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Dissertation

Frieden schreiben
Entstehung einer Vertragsdiplomatie zwischen Maximilian I.,
dem römisch-deutschen Reich und Frankreich (1477–1509)

Differenzen nach Außen stiften Identität nach Innen, so lautet eine Prämisse konstruktivistischer Theorien zur Erläuterung gegenwärtiger Außenpolitik. Zur Erklärung vormoderner deutsch-französischer Außenpolitik lassen sich in diesem Spannungsfeld friedensstiftende Verträge als eine Schnittstelle identifizieren, von der aus sich die Ausformung gemeinsamer Normen und Standards in spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Diplomatiebeziehungen in Wechselwirkung mit landesspezifischen Identitäten und Strukturen beobachten lässt.
Die formale Ausgestaltung der zwischen beiden Ländern gültigen Rechtsform „Vertrag“ lässt sich im synchronen und diachronen Textvergleich untersuchen. Wandelungen des politischen Ordnungsgefüges, wie sie im Rahmen der Reformentwicklungen im Reich stattfinden, werden in diesem Kontext hinsichtlich ihrer außenpolitischen Relevanz neu erforscht. Insbesondere ist zu fragen, welche inneren Strukturen (z. B. Institutionen, Repräsentanten, aber auch rituelle und symbolische Garantiemethoden) nach außen fortgesetzt werden und welche bei diesem Prozess verloren gehen. Die Bedeutung von Erwartungshaltungen und Vorbildfunktionen des politischen Gegenübers Frankreich sind in diesem Zusammenhang zu ergründen.

Aus einem sozialen Blickwinkel lässt sich ermittelter Wandel erklären. Es sind die jeweiligen Akteure, die landeseigene Strukturen diplomatisch (im Vertragstext) rekonstruieren: Neue Rechtsformen lassen sich durch Identifizierung dieser Handlungsträger in Relation zu deren Interessen setzen. Ob es sich primär um einzelne oder bereits um Anfänge gemeinsamer Interessen handelt, also eine Art nationale Identität ausgebildet wird, ist hinsichtlich der neuen dualistischen Konzeption des Reiches eine relevante Frage.

Ziel des Projektes ist es, vormoderne deutsch-französische Vertragsdiplomatie als facettenreiche, kulturell gebundene Rechtsform vorzustellen und Mechanismen der Herausbildung gemeinsamer Normen im Verhältnis zur Innenpolitik als sozial motivierten Prozess zu erklären. Grenzen wechselseitiger Anpassung lassen sich dabei ebenso aufzeigen wie Tendenzen der Entwicklung. Ausgehend vom Text wird eine diskursanalytische Erschließung vormoderner Außenpolitik erprobt, durch die anschließende Fokussierung auf die  Akteure aber ebenso ein sozialer Ansatz als neuer Blickwinkel auf Völkerrecht etabliert.