Christian Haumer


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Dissertationsprojekt

Die Heirat als Argument – Herrschaftslegitimation im Thronfolgekonflikt (Arbeitstitel)

Spätestens seit der sozialen Abschließung des Adels gegen Ende des Hochmittelalters wurde die Herkunft bzw. die erbliche Sukzession die bedeutendste, wenn nicht gar alleinige Begründung für Herrschaftsansprüche. Auch das Wahlkönigtum des Heiligen Römischen Reichs kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch im Reich auf territorialer Ebene diese Legitimationsart vorherrschte. Mit der Ausweitung der kirchliche Gesetzgebungsanspruch auf weite Teile der zwischenmenschlichen Beziehungen, musste der weltliche Adel nicht mehr nur für Nachwuchs, sondern auch für die Rechtmäßigkeit der Ehe sorgen. Andernfalls wurde zum einen die eigene Person stark angreifbar und zum anderen die sozialen Chancen der Nachkommen stark beeinträchtigt.
In dem Dissertationsprojekt wird die Ehe als Kulminationspunkt von weltlicher Sukzession und kirchlicher Rechtshoheit begriffen. Dabei geht es im Speziellen um Legitimationsdiskurse, in denen Herrschaftsansprüche bei Thronfolgekonflikten angemeldet wurden. Zuerst steht dabei die innere Grammatik dieser Legitimationsdiskurse im Fokus (Welchen Regeln folgte die Argumentation? Wie konstituierten sich Normen und wie wurden sie strategisch genutzt?). Danach ist der Bezug der Argumentation zu sozialen Gegebenheiten und machtpolitischen Konstellationen zu untersuchen. Schließlich stellt sich die Frage nach der Bedeutung des Diskurses allgemein (Wieso wurden scheinbar auch in aussichtslosen Lagen „legitime“ Ansprüche angemeldet?).
Während die Entwicklung der kanonistischen Ehegesetzgebung einen umfangreicheren historischen Ausgriff erfordert, um die Kontingenz der Entstehung einzelner Normen zu verdeutlichen, konzentriert sich die weitere Analyse auf zwei Beispiele des Spätmittelalters: Margarete von Tirol und Jakobäa von Wittelsbach. Bei beiden Fällen handelte es sich um die Grafentöchter, die durch geschickte Heiraten versuchten ihr Erbe zu sichern. Gerade in Fällen der weiblichen Erbfolge entfaltet sich nämlich die volle Komplexität des Legitimationsproblems, da weibliche Herrschaft im Spätmittelalter ein hohes Diskreditierungspotential besaß. Die beiden Beispiele zeichnen sich darüber hinaus durch eine hohe Konfliktdauer und einer Vielzahl von Interessenskonflikten aus.