Die fortschreitende Expansion der literaturwissenschaftlichen Forschungsfelder im Zuge des cultural turn der Geistes- und Kulturwissenschaften hatte auch eine Systematisierung des Gegenstandsbereichs  ‚Film‘  zur Folge. Nachrangig in diesem Zusammenhang sind Zugriffe auf den Film als Material (belichteter Zelluloidstreifen, magnetische Aufzeichnung, digitales Datenmaterial usw.) oder den Film als Teil des Wirtschaftssystems (Wirtschaftsfaktor, Starsystem, Vertrieb usw.). Von Bedeutung sind vielmehr Untersuchungsbereiche wie:

  • Film als Produkt kultureller Praxis
  • Film als mediales Kommunikat
  • Film als Menge audiovisueller Zeichensysteme und als ‚sekundäres modellbildendes System‘
  • Film als (audio)visuelle Erzählung

 

Bemerkenswert ist zudem, dass Filme in einem engen intermedialen Verhältnis zur Literatur stehen, ein Verhältnis, das sich historisch und strukturell beschreiben lässt. Literatur beeinflusst den Film, der Film beeinflusst Literatur. Eine dahingehend literaturwissenschaftlich motivierte Medienkulturgeschichte hat sich demnach ebenso am komplexen intermedialen Wechselverhältnis zu orientieren wie dies eine Geschichte des Romans im 20. Jahrhundert oder literaturbasierte Intermedialitätstheorien tun, die die referenzielle Verzahnung zwischen beiden Systemen ins Zentrum rücken.

Begründet erscheint eine Beschäftigung auch aus der Perspektive transdisziplinärer Ansätze. Die Semiotik legt einen weiten ‚Text‘-Begriff an und untersucht die sich durch jeweils spezifische Semiose-Prozesse konstituierende Bedeutung in Medienkontexten. So hat sich eine dezidierte Filmsemiotik zur Aufgabe gemacht, die Mechanismen der filmischen Strukturbildung und Bedeutungsproduktion zu systematisieren und Methoden des Umgangs mit Textualität, Medialität und Kulturalität zu entwickeln. Die Narratologie unternahm in den letzten Jahren den Schritt von einer literaturwissenschaftlich operierenden hin zu einer medien- und gattungsübergreifenden Disziplin, die neben der Berücksichtigung diverser narrativer Medien besonderes Augenmerk auf narrative Formen, Strukturen und genrekonstitutive Erzählmuster des Films legt (Kurzfilme, Werbefilme, Musikvideoclips, Genremuster des Spielfilms usw.). Untersuchungsfelder sind:

  • die Bestimmung des semiotischen Aufbaus, der Struktur und der Funktionsweisen unterschiedlicher Ebenen audiovisueller Formate
  • eine (Re-)Formulierung einer allgemeinen medienübergreifenden Narratologie
  • die Ergründung intermedialer und historischer Medienkonstellationen, in denen Literatur und Film relevant sind
  • die Erforschung der historischen und strukturellen Interrelation zwischen Literatur und Film (Literaturadaptionen, das Filmische in der Literatur usf.)
  • der Einbezug poetologischer Konzepte, die Literatur und den Film betreffen

 

Im Anschluss an diese elementaren Zugänge bilden die folgenden Bereiche die Arbeitsschwerpunkte der Forschungsstelle Film und Fernsehen Münster :

  • Spielfilmgenres: Kriminal-,  Kriegs- und Heimatfilm sowie Thriller, apokalyptischer Film und Horrorfilm
  • Filmgeschichte: Früher Film, Film der Weimarer Republik, Nachkriegsfilm und postmoderner Film
  • Musik im Film, ihre Geschichte, Formen und Funktionen
  • das Filmische Erzählen/Schreiben in der Literatur
  • intermediales Erzählen im Film
  • Kurzformate: Film- und Buchtrailer, Werbespots, Musikvideoclips
  • Animationsfilm