Archiv für den Monat: August 2018

UKM beliebtestes Universitätsklinikum für das Praktische Jahr

Beim internationalen PJ-Ranking (www.pj-ranking.de) steht das UKM mit einer Benotung von 1,61 zur Zeit auf Platz 68 von 201 Krankenhäusern (mit mindestens 10 Bewertungen in den letzten 3 Jahren). Damit ist das UKM das beliebteste deutsche Universitätsklinikum. Auffällig ist der Unterschied in der Bewertung für die Stimmung (1,51) und die Lehre (2,35). Von den Münsteraner Krankenhäusern liegt nur das Clemens (knapp) vor dem UKM, Raphaelsklinik und St. Franziskus folgen auf hinteren Plätzen.

In der Inneren Medizin liegt das UKM mit einer Gesamtbeurteilung von 1,36 sogar auf Platz 31, in der Chirurgie (ein eher schlecht benotetes PJ-Fach) allerdings mit einer Note von 2,37 nur auf Platz 132.

Foto: Screenshot PJ-Ranking

Studie „Diagnose-Apps im PJ“: 4. Resümee

Praktisches Jahr
Das PJ ist ein besonderer Abschnitt der medizinischen Ausbildung. Er stellt eine Zäsur dar, weil der Studierende zum ersten Mal als „ärztliche/r Mitarbeiter/in“ in die Krankenversorgung eingebunden ist. Die Einübung praktischer Fahigkeiten („Entrustable professional activities“) kann im Pflegepraktikum, in der Famulatur oder in Studienhospital und Limette simuliert werden, im PJ wird aber aus Simulation Ernst. In den Interviews wurde von den PJlern immer wieder die Wichtigkkeit betont, sich dem Workflow des jeweiligen Settings anzupassen, seinen (nützlichen) Platz im medizinischen Team zu finden und die übertragenen Aufgaben effizient zu erledigen. Neben medizinischen Kenntnissen werden dazu vor allem Kommunikation, Selbstorganisation und Zeitplanung benötigt.

Setting
In einer Studie stellte die Zweigbibliothek Medizin 12 PJlern neun Apps zur Verfügung, um die medizinische Entscheidungsfindung im PJ zu erleichtern. Darunter waren Diagnose-Apps wie Diagnosaurus DDx, Isabel DDx und VisualDx, aber auch Infosysteme wie Amboss oder UpToDate. Wir wollten herausfinden, welche Programme die Entscheidungsfindung bei Diagnose und Therapie im PJ besonders gut unterstützen. Die Studie lief von Mai 2017 bis April 2018. Sie wurde über eine geschlossene Facebook-Gruppe administriert und mit zwei Umfragen zu Beginn und Ende der Studie sowie standardisierten Interviews evaluiert.

Ergebnis
Lediglich zwei Ressourcen wurden während des PJ regelmässig genutzt. Das war zum einen Amboss, das Lern- und Prüfungsportal Amboss des Startup Miamed, und zum anderen UpToDate, das marktbeherrschende Clinical Decision System. Im Gegensatz zu diesen beiden Tools erwiesen sich Bücher, Klinikleitfäden oder Expertensysteme für die Differentialdiagnose als zweite Wahl. Bücher wurden ungerne benutzt, die Diagnosetools waren unzureichend, die DDx-Programme waren nicht trennscharf, Diagnosen wurden nicht zuverlässig gefunden.

Nach Amboss waren Google und Kollegen die am häufigsten genutzten Informationsquellen. Anleitungen der Klinik und hoch evidenz-basierte Quellen wie Leitlinien wurden weniger oft genutzt.

Das PJ änderte die Einstellung der Studierenden zu den Informationsressourcen in erheblichem Masse: So erlebte z.B. PubMed einen Beliebtheitszuwachs um 84%, was wie folgt begründet wurde: „Mit PubMed muss man eben etwas arbeiten, dafür kann man aber eine sehr große Bandbreite an verschiedenen Informationen zum selben Thema bekommen. Zum Vergleichen gut, und wenn man z.B. zu einem Thema den aktuellen Wissensstand haben möchte.“

Amboss
Die mit Abstand sowohl meistgenutzte als auch zufriedenstellendste Ressource waren die Kollegen, dicht gefolgt von Amboss. Die Hintergrundinformationen aus den Interviews zeigten, dass im PJ-Alltag oft die Schnelligkeit einer Informationsquelle ausschlaggebend ist. Amboss ist übersichtlich aufgebaut, die Information gut gebündelt und strukturiert, so dass die benötigten Informationen sehr schnell gefunden werden können. Die große Erfahrung der PJler im Umgang mit Amboss aus der Examensvorbereitung macht die Suche leicht, intuitiv, einfach. Ein oft genanntes Anwendungsszenario ist, dass bei der Anamnese die Amboss-App – auf dem „unauffällig“ neben der Patientenakte plaziertem Smartphone – die ersten Hinweise liefert, was bei einer möglichen Diagnose zu beachten ist, welche weiteren Labortest und Untersuchungen angezeigt sind.

UpToDate
UpToDate stellte Die zweitbeste Ressource dar. Es wurde gerne bei spezielleren Fragestellungen zu Rate gezogen (oft auch nach der Arbeit). Im Vergleich zu Amboss lieferte es konkretere und detaillierte Handlungsanweisungen für die klinische Tätigkeit, und wurde als bestens recherchierte Zusammenstellung medizinischen Wissens mit Verbindung zur Primärliteratur hochgeschätzt.

Wichtiger als Amboss waren nur die Kollegen, d.h. meist die anleitenden Assistenzärzte. Ein hilfsbereiter Arztkollege ist Gold wert und macht das PJ zu einem Erfolg, wie in den Interviews immer wieder betont wurde.

Resümee
Generell waren die PJler sehr zufrieden mit der Studie und der Möglichkeit, sich aus den angebotenen Apps die 2,3 besten heraussuchen zu können. Vielfach wurden auch Erfolgserlebnisse berichtet – sei es, dass man mithilfe der zur Verfügung gestellten Resourcen auch schwierige Diagnosen stellen konnte, wie etwa eine kutane Leishmaniose, sei es, dass man kurz vor eine OP oder Visite sich noch schnell Fakten anlesen und damit beim Chefarzt Punkte sammeln konnte.

Als Konsequenz aus der Studie wird die Bibliothek allen PJlern Amboss und UpToDate zur Verfügung stellen und eine Zusammenstellung „bewährter PJ-Ressourcen“ erarbeiten.

Weitere Beiträge und Ergebnisse

Foto: Adobe Illustrator Clipart

„Paper of the Month“ Juni 2018: Dr. Sarah Sandmann aus dem Institut für Medizinische Informatik

Die Medizinische Fakultät der WWU vergibt  eine Auszeichnung für das Paper of the Month.

Für den Monat Juni 2018 wurde Dr. Sarah Sandmann aus dem Institut für Medizinische Informatik für die Publikation: appreci8: A Pipeline for Precise Variant Calling Integrating 8 Tools in der Zeitschrift Bioinformatics [Volltext] ausgezeichnet.

Für die Anwendung von Next-Generation-Sequencing in der Forschung und speziell in der klinischen Routine sind valide Ergebnisse unersetzlich. Die Evaluation von verschiedenen Programmen, die regelmäßig zur Detektion von Mutationen verwendet werden, zeigte jedoch, dass kein einziges Tool diesen Anforderungen gerecht wird. Falsch positive wie auch falsch negative Ergebnisse machen zusätzliche Experimente und erhebliche manuelle Arbeit notwendig.

appreci8 – eine automatische Pipeline zur Detektion von Einzelnukleotid-Varianten und kurzen Indels durch Kombinieren und Filtern des Outputs von acht open-source Varianten Calling Tools – wurde entwickelt, basierend auf einem neuartigen Artefakt- und Polymorphismus Score. Statt eine Blackbox zu sein, reproduziert der Algorithmus auf verständliche Art die manuelle Arbeit eines Biologen bei der Durchsicht einer rohen Mutationsliste. Die Analyse von 678 Proben zeigt in allen Fällen eine überlegene Performanz von appreci8 im Vergleich zu den besten individuellen Tools wie auch zu alternativen kombinierten Ansätzen. Unterschiedliche Sequenzierer (NextSeq, HiSeq, MiSeq, HiScanSQ, Ion Torrent, Roche 454), Zielregionen (42-958kbp) und Entitäten (MDS, AML, Adenokarzinom) wurden ausgewertet.

Appreci8 zeigte eine überlegene Performance im Vergleich zu jedem anderen evaluierten Ansatz, unter Berücksichtigung einer Vielzahl von Szenarien. Neben dem Filtern von Artefakten ist appreci8 auch in der Lage, Polymorphismen automatisch zu identifizieren. Die Anwendung ist sowohl über Docker als auch über R (inkl. Benutzeroberfläche) möglich.

Eine Liste aller bisherigen Gewinner der Paper of the Month – Auszeichnung finden Sie hier.

Der Paper of the Month – Aufsteller in der Zweigbibliothek Medizin bietet den Besuchern die Lektüre der Studie vor Ort an.

Foto: MFM/Christian Albiker

Neues E-Buch : Keine Panik vor Statistik!

Keine Panik vor Statistik

Oestreich, Markus ¬[Herausgeber]
Keine Panik vor Statistik! : Erfolg und Spaß im Horrorfach nichttechnischer Studiengänge
Springer
1. Auflage
2018
XI, 326 Seiten
ISBN 978-3-658-04605-7

Ein Statistik-Buch ausdrücklich für Nichtmathematiker und in unkonventioneller Darstellungsweise. Statistik kann auch witzig sein – gewürzt mit Humor und Cartoons!

Die Statistik ist als Teilgebiet der berüchtigten Mathematik in sehr vielen Studiengängen gefürchtet. Gerade in nichttechnischen Fächern, wie Sozialwissenschaften, Politologie oder Psychologie stellt die Statistik als wichtiges Werkzeug eine unangenehme Hürde für anderweitig interessierte Studierende dar. Aber auch in vielen technischen und naturwissenschaftlichen Bereichen, wo die manchmal seltsam anmutenden mathematischen Methoden der Statistik Anwendung finden, müssen sich die Studierenden mit diesem Thema auseinandersetzen. Auch für die Statistik gilt: Man kann dieses theoretische und abstrakte Gebiet oft sehr viel anschaulicher als in den meisten Lehrbüchern darstellen.

Mit einer bereits nicht nur statistisch bewährten unkonventionellen Ausführung analog zu den anderen Büchern der Keine-Panik-Reihe, wie z. B. Keine Panik vor Mechanik! und Keine Panik vor Thermodynamik! lässt sich für viele ein einfacher Zugang zur Statistik finden und eine Brücke zu den ernsteren und theoretischen Lehrbüchern für Experten schlagen.

Foto und Text: Springer


Alle in der Universität Münster zugänglichen medizinischen Springer e-Books finden Sie in dieser Liste.
Im Buchkatalog der Universitätsbibliothek, kann man ebenfalls nach Online-Büchern suchen.
Zugänglich sind diese Bücher nur im Hochschulnetz der Universität.

Neue Springer-Bücher von Juni – Juli 2018

Die Zweigbibliothek Münster / Universitäts- und Landesbibliothek kauft alle beim Springer-Verlag erscheinenden Bücher aus der Medizin, der Psychologie und Life Sciences. Im Folgenden finden Sie die 80 Neuzugänge der letzten zwei Monate alphabetisch aufgelistet.

Foto: Springer


Alle in der Universität Münster zugänglichen Springer e-Books finden Sie hier: Medizin, Naturwissenschaften und Psychologie. Im Buchkatalog der Universitätsbibliothek, kann man gezielt nach Online-Büchern suchen. Die Bibliothek wird die Lehrbücher unter den obigen Titeln der Liste aller Online-Lehrbücher hinzufügen. Zugänglich sind diese Bücher nur im Hochschulnetz der Universität.

App „Sobotta Anatomie Atlas“ wird nicht mehr weiterentwickelt

Wie uns der Elsevier-Verlag mitteilt, wird die App Sobotta Anatomie Atlas nicht mehr weiterentwickelt und – im Herbst sobald die neue Anatomie-App aus dem Hause Elsevier durchgestartet ist – aus den App Stores für iOS und Android entfernt.

Was bedeutet das für Sie?

Wenn Sie die Sobotta App installiert haben, dann wird diese erst einmal weiter auf Ihrem Tablet oder Smartphone laufen. Sie können aber – z.B. nach einem Gerätewechsel – die App nicht mehr neu installieren bzw. wiederherstellen. Die Kompatibilität mit zukünftigen Updates des Betriebssytems ist aber nicht gewährleistet. Die Sobotta App scheint aber recht tolerant zu sein, die letzte Aktualisierung liegt schon über ein Jahr zurück – damals noch unter iOS 10.3.2.

Die gute Nachricht: Elsevier hat angekündigt, eine neue App zu entwickeln.

Sobald sie verfügbar ist werden wir die neue App und die Möglichkeit einer Lizensierung prüfen. Wir bedauern diese Entscheidung von Elsevier, hoffen aber 2019 die Sobotta-App wieder anbieten zu können.

Als Alternative können Sie den Sobotta auch mit der App iPublishCentral Reader benutzen. Und: Es gibt ja auch noch die gedruckten Atlanten in der Lehrbuchsammlung 😉