Professionalisierung von Multiplikatoren für den technischen Sachunterricht der Grundschule

Ein Beitrag zur Förderung der MINT-Lehrerbildung im Primarbereich
Foto von Teilnehmern einer Fortbildungsveranstaltung
Foto von Teilnehmern einer Fortbildungsveranstaltung
© Uni MS
  • Beschreibung

    Der technische Bereich des Sachunterrichts ist nach dem Perspektivrahmen Sachunterricht (2013) ein Pflichtbereich des Sachunterrichts der Grundschule. Da viele Sachunterrichtslehrkräfte für diesen Bereich nicht ausgebildet sind (Möller 2004, 1997) und sich selbst als nicht kompetent für diesen Bereich einschätzen, wird technischer Unterricht nur in wenigen Schulen tatsächlich realisiert (Möller 1996). Hinzu kommt, dass häufig die geeignete Ausstattung für einen handlungsintensiven Sachunterricht in den Schulen fehlt (ebd.). Auf der anderen Seite konnte gezeigt werden, dass bereits Grundschulkinder in der Lage sind, technische Probleme konstruktiv zu lösen (Möller 2002, 2012).
     
    Das Projekt erforscht die Wirksamkeit von Schulungen zur Qualifizierung von Multiplikatoren/innen für den technischen Bereich mit dem Ziel, eine Verbreitung technischen Lernens über Fortbildungen zu erreichen, die von diesen Multiplikatoren/innen durchgeführt werden. Die Multiplikatoren/innen sollen in Anlehnung an die mit dem Transferpreis der WWU Münster 2006 und dem Polytechnik-Preis 2013 ausgestatteten „Klasse(n)kisten“ (Möller et al. 2009, Möller 2010) mit allem ausgestattet werden, was für erfolgreiche Fortbildungen (Möller et al. 2008, Kleickmann et al. 2015) notwendig ist.
    Der Ansatz, dass Experten Multiplikatoren ausbilden und diese wiederum Lehrkräfte ausbilden, wird häufig mit dem Begriff Kaskadenansatz bezeichnet. Aus der Forschung ist allerdings bekannt, dass bei der Weitervermittlung von Fortbildungsansätzen in Form von Kaskaden oft Abstriche in Kauf genommen werden müssen und dass deren Wirksamkeit häufig begrenzt ist. Im vorliegenden Projekt soll daher untersucht werden, welche Wirkung eine kaskadenartige, auf Dissemination angelegte Multiplikatorenschulung hat und wie sie optimiert werden kann, um bei den anschließend durch die Multiplikatoren fortgebildeten Lehrkräften trotz der „Kaskade“ noch entsprechende positive Wirkungen zu erzielen.
     
    Die Intervention besteht aus vier Modulen mit einem Umfang von jeweils 2,5 Tagen (zwischen dem Modul I und III findet ein Blended Learning Kurs statt), in denen die Professionalisierung der ca. 15 Teilnehmer/innen zu Multiplikatoren stattfindet. Es wird untersucht, a) inwiefern die eigenen praktischen und theoretischen Kompetenzen durch die Schulungen verbessert werden (Prä-Post-Messungen), b) wie die teilnehmenden Lehrkräfte die Veranstaltungen bewerten, c) welche Wünsche sie für weitere Schulungen haben, d) wie sie langfristig vor Ort ihre Moderationskompetenzen umsetzen und nutzen und e) wie sie ihre Kompetenzen durch Kooperationen untereinander erweitern.
    Die Ergebnisse des Forschungsprojekts tragen zur Optimierung der beschriebenen Professionalisierungsansätze für den breiten Bereich der Sachunterrichtslehrerausbildung und der Implementierung des innovativen und bisher noch unzureichend realisierten technischen Bereichs des Sachunterrichts bei.
     
    Literatur
    Gesellschaft für Didaktik des Sachunterrichts (2013). Perspektivrahmen Sachunterricht. Bad Heilbrunn: Klinkhardt.
    Kleickmann, T., Tröbst, S., Jonen, A., Vehmeyer, J., & Möller, K. (2016). The effects of expert scaffolding in elementary science professional development on teachers' beliefs and motivations, instructional practices, and student achievement. Journal of Educational Psychology, 108 (1), 21-42.
    Möller, K. (2002).Technisches Lernen in der Grundschule – Wege zum konstruktiven Denken im Sachunterricht. Grundschule, 34 (2), 51-54.
    Möller, K. (2004).Naturwissenschaftliches Lernen in der Grundschule – Welche Kompetenzen brauchen Grundschullehrkräfte?. In H. Merkens (Hrsg.), Lehrerbildung: IGLU und die Folgen (S. 65-84). Opladen: Leske + Budrich.
    Möller, K. (2010).Lehrmittel als Tools für die Hand der Lehrkräfte - ein Mittel zur Unterrichtsentwicklung?. Beiträge zur Lehrerbildung, 28 (1), 97-108.
    Möller, K., Hardy, I., & Lange, K. (2012). Moving Beyond Standards: How Can We Improve Elementary Science Learning? A German Perspective. In S. Bernolt, K. Neumann & P. Pentwig (Hrsg.), Making it Tangible - Learning Outcomes in Science Education (S. 33-58). Münster: Waxmann.
    Möller, K., Kleickmann, T., & Tröbst, S. (2009).Die forschungsgeleitete Entwicklung von Unterrichtsmaterialien für die frühe naturwissenschaftliche Bildung. Beiträge zur Lehrerbildung, 27 (3), 415-430.
    Möller, K., Tenberge, C., & Ziemann, U. (1996). Technische Bildung im Sachunterricht. Eine quantitative Studie zur Situation an nordrhein-westfälischen Grundschulen. Münster: Selbstverlag.
    Möller, K., Tenberge, C., & Ziemann, U. (1997). Barrieren überwinden. Evaluation eines Pilotprojektes im Rahmen der Lehrerfortbildung zur technischen Bildung im Sachunterricht. Münster: Selbstverlag.
    Möller, K., Vehmeyer, J., Stadelhofer, B., & Tröbst, S. (2008). Lernen mit der Klasse(n)kiste "Schwimmen und Sinken" im Sachunterricht der Grundschule. Ergebnisse einer Befragung von Grundschullehrkräften. Bochum.