Beteiligung am Exzellenzcluster
- Mitglied der Graduiertenschule
Die Ausgangsthese der Arbeit ist, dass Fiktionalität in der arabischen Literatur genutzt werden konnte, um die Grenzen des Sagbaren auf Themen und Sprechweisen auszuweiten, die sonst nicht möglich gewesen wären. Diese These soll am Korpus ausgewählter literarischer Rangstreite (mufāḫarāt, munāẓarāt, etc.) überprüft werden, die größtenteils unter der Herrschaft der Mamluken entstanden sind (1250-1517): Die „Rangstreite zwischen Schwert und Schreibrohr“ von Ibn Burd al-Aṣġar (starb 418/1027), Ibn al-Wardī (st. 749/1349), Ibn Nubāta al-Miṣrī (st. 1366) und al-Qalqašandī (st. 821/1418). Diese dem Genre der Makamen (arabisch: maqāma) nahestehenden Texte sind ca. 10-20 Seiten lang. In ihnen liefern sich zwei Seiten, in der Regel Personifikationen von Gegenständen aus Natur oder Kultur, einen Streit darum, wer am besten ist. Das Genre der mufāḫara ist eines der wenigen innerhalb der arabischen Literatur, dem ein fiktionaler Charakter zukommt. Ungewöhnlicherweise bezeichnen sich die Texte selbst als fiktiv. Es kommen verschiedene Wendungen und Schlagwörter vor, die darauf verweisen, darunter: „maṯṯalahumā“ („er stellte sie [in seinem Geist] dar“), „ḫayāl“ („Fantasie“) und „taḫayyul“ („Imagination“). Inwiefern sich hier ein historischer Konflikt widerspiegelt, ist zu prüfen. Die Kontrahenten des Rangstreits, Schwert (sayf) und Schreibrohr (qalam), könnten auf ihre Benutzer verweisen, also die politische Elite (ahl as-sayf) der mamlukischen Militärs und die intellektuelle Elite (ahl al-qalam). Einige literarische Rangstreite sind in einem recht groben Umgangston geführt worden und enthalten Beleidigungen und Angriffe auf die Persönlichkeit der Gegenseite. Beim Thema zwischen Schwert und Schreibrohr , das stark mit gesellschaftlichen Gruppen assoziiert ist, betraten die Autoren sicher politisch heikles Terrain. Die zu prüfende These ist, dass Fiktionalität hier sonst fehlende Spielräume für die literarische Bearbeitung des Themas schafft.