EXC 2060 A3-1 - Deathscapes im östlichen mediterranen Raum: Memorialorte und ihre politische Instrumentalisierung im Mittelalter

Projektzeitraum
Projektstatus
laufend
Mittelgeber
DFG - Exzellenzcluster
Förderkennzeichen
EXC 2060/1
  • Beschreibung

    Der Umgang mit den Toten und die Pflege von Erinnerungen sind Konstanten der Kulturen und Religionen der Vormoderne und Neuzeit. Damit einher geht die Auffassung, dass die Ablehnung und Störung des Totenfriedens, insbesondere im Zusammenhang mit der gewaltsamen Vernichtung oder vollständigen Entfernung von Gräbern oder Friedhöfen, durchgängig negative Konnotationen haben. Der in den Forschungsbereichen der kulturgeographischen Wissenschaften geprägte Begriff "deathscape" eignet sich aufgrund seiner perspektivischen Breite als Oberbegriff hervorragend, um das hier untersuchte Phänomen zu verankern. Dabei werden sowohl die Lage und Organisation von Grabstätten in der Landschaft als auch die sozialen Auswirkungen (von Memorialorten bis hin zu religiösen Kult- und Verehrungsorten, z.B. von Märtyrern) behandelt. Darüber hinaus können solche Orte im politischen handeln nach innen und außen genutzt werden: Einerseits wird Macht inszeniert, andererseits kann (politische und heilige) Autorität durch (Zerstörung) beschädigt, getroffen oder sogar ausgelöscht werden. Dieses Projekt konzentriert sich auf den zweiten Aspekt. Insbesondere in den Kontaktzonen zwischen dem christlich geprägten Westen und den angrenzenden islamisch orientierten Religionsgemeinschaften (vor allem in Kleinasien und im Mittleren Osten, d.h. im östlichen Mittelmeerraum) sind Angriffe auf die Bestattungskultur der anderen zu beobachten. Die Bestattung wird abgelehnt, muslimische und christliche Friedhöfe werden entweiht, die Auslöschung des Gedächtnisses an genealogische Traditionen sowie die Entfernung von Memorialorten (oder ihr Transfer) werden auf beiden Seiten als Waffen eingesetzt. Diese Phänomene können nur in Religionsgemeinschaften verstanden werden, die ähnliche Praktiken der Erinnerung an die Toten anwenden.
  • Personen

  • Dissertations

    Hildegard Poeschel, M.A.

     

    Promotion

    Deathscapes im östlichen mediterranen Raum: Memorialorte und ihre politische Instrumentalisierung im Mittelalter.

    Betreuer
    Prof. Dr. Michael Grünbart
    Promotionsfach
    Byzantinistik
    Angestrebter Abschlussgrad
    Dr. phil.
    Verleihender Fachbereich
    Fachbereich 08 – Geschichte/Philosophie
    Der Umgang mit den Toten und die Pflege von Erinnerungen sind Konstanten der Kulturen und Religionen der Vormoderne und Neuzeit. Damit einher geht die Auffassung, dass die Ablehnung und Störung des Totenfriedens, insbesondere im Zusammenhang mit der gewaltsamen Vernichtung oder vollständigen Entfernung von Gräbern oder Friedhöfen, durchgängig negative Konnotationen haben. Der in den Forschungsbereichen der kulturgeographischen Wissenschaften geprägte Begriff "deathscape" eignet sich aufgrund seiner perspektivischen Breite als Oberbegriff hervorragend, um das hier untersuchte Phänomen zu verankern. Dabei werden sowohl die Lage und Organisation von Grabstätten in der Landschaft als auch die sozialen Auswirkungen (von Memorialorten bis hin zu religiösen Kult- und Verehrungsorten, z.B. von Märtyrern) behandelt. Darüber hinaus können solche Orte im politischen handeln nach innen und außen genutzt werden: Einerseits wird Macht inszeniert, andererseits kann (politische und heilige) Autorität durch (Zerstörung) beschädigt, getroffen oder sogar ausgelöscht werden. Dieses Projekt konzentriert sich auf den zweiten Aspekt. Insbesondere in den Kontaktzonen zwischen dem christlich geprägten Westen und den angrenzenden islamisch orientierten Religionsgemeinschaften (vor allem in Kleinasien und im Mittleren Osten, d.h. im östlichen Mittelmeerraum) sind Angriffe auf die Bestattungskultur der anderen zu beobachten. Die Bestattung wird abgelehnt, muslimische und christliche Friedhöfe werden entweiht, die Auslöschung des Gedächtnisses an genealogische Traditionen sowie die Entfernung von Memorialorten (oder ihr Transfer) werden auf beiden Seiten als Waffen eingesetzt. Diese Phänomene können nur in Religionsgemeinschaften verstanden werden, die ähnliche Praktiken der Erinnerung an die Toten anwenden.