Kurzbericht über die Interim Conference: “The transmission of religion across generations: a comparative international study of continuities and discontinuities in family socialization”

vom 9.-11.6.2022 in Münster
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Im Juni kamen mehr als 30 Wissenschaftler*innen aus neun Ländern in den Räumlichkeiten des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ an der Universität Münster zusammen. Gemeinsam wurden interimistische Ergebnisse des in Deutschland, Finnland, Italien, Kanada und Ungarn durchgeführten Forschungsprojekts zur Weitergabe von Religion in Familien im Generationenverlauf diskutiert. Als besonderer Gast war zudem Prof. Dr. Merril Silverstein anwesend, der als Leiter des US-Partnerprojekts “Pro-Social Values and Spirituality in the Absence of Religion Among Millennials and their Families” erste Ergebnisse seiner Studie präsentierte.

Für Kommentare zu den Länderberichten konnten mit Prof. Dr. Lori Beaman (University of Ottowa), Prof. Dr. Christel J. Manning (Sacred Heart University, Fairfield, Connecticut), Prof. Dr. Per Pettersson (Karlstad University), Prof. Dr. Detlef Pollack (Universität Münster), Prof. Dr. Jörg Stolz (Université de Lausanne) und Prof. Dr. David Voas (University College London) international renommierte Expert*innen gewonnen werden.

Seit Oktober 2019 untersucht das von der John Templeton Foundation geförderte Projekt unter der Leitung von Prof. Dr. Christel Gärtner ländervergleichend die Weitergabe von Glauben, Werten und Weltbildern im Generationenverlauf. Zum Auftakt der Konferenz am Donnerstagnachmittag stellte die Projektleiterin zunächst die Geschichte des Forschungsprojekts, die zentralen Forschungsfragen sowie das innovative Potential der theoretischen und methodologischen Ansätze, das vor allem in der Verknüpfung von zwei Generationenkonzepten (familial und historisch) sowie einer Methodentriangulation liegt, vor. Als eine zwar noch vorläufige, jedoch wesentliche Erkenntnis benannte sie zwei Dynamiken, die bei der Tradierung und Transformation von Werten, Glauben und Weltbildern ineinandergreifen: Während warmherzige und offene Beziehungen zwischen den Generationen, Übereinstimmung der Eltern und eine homogene Religionstradition die Weitergabe fördern, verdankt sich die Transformation eher dem gesellschaftlichen Kontext. Dies ließe sich damit erklären, dass sich die Befragten in ihrer Phase der Adoleszenz in einem anderen religiösen Feld positionieren müssen als ihre Eltern – als sie in dieser Phase waren. Die Transformation findet somit in der formativen Phase der Adoleszenz der jeweiligen Generation statt, die sich der gesellschaftlichen Entwicklung im Hinblick auf Religion – durch deutende Aneignung – anpasst. In diesem (vorläufigen) Ergebnis wird die Fruchtbarkeit der beiden unterschiedlichen Konzepte von Generation deutlich, die es erlauben, die Dynamik der innerfamilialen Generationenverhältnisse mit dem gesellschaftlichen Kontext in Beziehung zu setzen und damit die Überschneidung des eigendynamischen Prozesses des sozialen Wandels mit dem biographischen Erleben zu erfassen. Am Ende der Einleitung verkündete die Projektleiterin die gute Nachricht, dass die John Templeton Foundation das Projekt weitere zwei Jahre fördern wird.

Die fünf Länderpanels starteten jeweils mit zwei 15minütigen Vorträgen aus dem qualitativen und quantitativen Teilprojekt. Auf die Eingangsvorträge folgte je ein pointierter Kommentar aus dem Expert*innengremium, welcher in die ausführlichen und konstruktiv-kritischen Diskussionen überleitete. 

Den Ankündigung zur Veranstaltung finden Sie hier.

Ost- und Westdeutschland

Bei der Präsentation des deutschen Teilprojekts wurde unter anderem die wichtige Rolle der religiösen Familienpraxis und der Einfluss einer homogenen Religiosität der Eltern für die Weitergabe diskutiert. Sowohl die quantitative als auch die qualitative Untersuchung bestätigten die sehr unterschiedlichen Rahmenbedingungen für die Weitergabe in Ost- und Westdeutschland. Aufgrund des vergleichsweise homogenen religiösen Feldes in Ostdeutschland waren die Säkularisierungstendenzen bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts stärker ausgeprägt als im gemischtkonfessionellen Westen, in dem sich die Konfessionen gegeneinander profilierten. In der DDR wurden die Kirchen ab Anfang der 1950er Jahre verfolgt und waren staatlichen Repressionen ausgesetzt. In einem solchen Kontext müssen Familien selbst die Bedingungen für eine erfolgreiche Weitergabe von Religiosität herstellen – sofern sie Religion überhaupt weitergeben möchten. In Westdeutschland veränderten sich erst mit dem kulturellen Wandel der 1960er Jahre die mit der Religion assoziierten Erziehungsideale. Diese orientierten sich nicht mehr an Werten und Tugenden wie Disziplin, Gehorsam und Fleiß, sondern stärker an Selbstentfaltung, Eigenverantwortung und eigenen Entscheidungen, die auch die Entscheidung gegen die Fortführung von Religion implizieren kann.

Welche Bedingungen Eltern für die Weitergabe herstellen und wie sie das tun, lässt sich sehr gut an den Familieninterviews herausarbeiten. Die qualitative Untersuchung unterschied verschiedene Dimensionen der Weitergabe von Religion (Identität, Werte, Praktiken, Rituale, Glaube, Bindung an religiöse Institutionen) und zeigte, dass christliche Werte (wie Nächstenliebe, Solidarität und Hilfsbereitschaft) im Generationenverlauf eine höhere Kontinuität aufweisen als der Glauben. Auch bei einer gelungenen Weitergabe zeigten sich deutliche Transformationen, z.B. der stärkere Anspruch auf die Mitgestaltung in religiösen Institutionen, verbunden mit der Forderung nach Anerkennung des eigenen Engagements.

Kontrovers diskutiert wurde die Frage, ob sich die religiös aktive Minderheit (Kerngruppe) in Ostdeutschland in der Intensität ihrer religiösen Praxis tatsächlich von Gläubigen in Westdeutschland unterscheidet. Die gleich im ersten Panel aufgeworfene Frage, wie die qualitativen und quantitativen Daten stärker aufeinander bezogen werden können, wurde im weiteren Verlauf der Tagung immer wieder aufgegriffen.

Ungarn

Anhand der Daten aus Ungarn wurden am Donnerstagabend die positiven Effekte mehrgenerationaler religiöser Erziehung, an der sowohl Eltern als auch Großeltern beteiligt sind, diskutiert. Gezeigt wurde, dass während des kommunistischen Regimes (1948-1989) der Wegfall institutioneller religiöser Erziehung durch eine rein innerfamiliale religiöse Sozialisation nicht kompensiert werden konnte. Die Daten bestätigen die verbreitete These, dass der Rückgang von Religiosität ein Generationeneffekt ist, die nachfolgende Generation also weniger religiös ist als die vorherige. Der Anstieg der institutionellen religiösen Erziehung nach 1990 widerspricht dem nicht, da er nicht mit einer ausgeprägten Familienreligiosität einhergeht. Es deutet sich vielmehr an, dass die Entscheidung der Eltern für einen institutionell religiösen Rahmen häufig nicht religiös motiviert ist, sondern auf die gute Reputation der Bildungseinrichtungen zurückzuführen ist. Dies wurde auch im italienischen Kontext beobachtet.

Unterscheidet sich die Weitergabe religiöser und nicht-religiöser Überzeugungen?

Ein weiteres Ergebnis der quantitativen Untersuchung aus Ungarn war der Befund, dass religiöse Personen ihre Religiosität auf eine Prägung durch familiäre Bezugspersonen zurückführen, nicht-religiöse Personen ihre Nicht-Religiosität jedoch nicht. Anhand eines Vergleichs mit der familiären Weitergabe der Leidenschaft für Vogelbeobachtung wurde die Frage aufgeworfen, ob die Weitergabe von Nicht-Religiosität durch ähnliche Mechanismen und Prozesse gekennzeichnet ist, wie die Tradierung von Religiosität. Schließlich könne jemand, der eine Leidenschaft fürs Vogelbeobachten erwirbt, sehr genau familiäre Vorbilder nennen, jemand, der nicht zu den Hobby-Ornithologen gehört, könne die Abwesenheit dieser Leidenschaft jedoch nicht auf bestimmte Bezugspersonen zurückführen.

Im weiteren Verlauf der Tagung wurde anhand von Beispielen aus den Familieninterviews aus mehreren Ländern sowie den Studien zu Nichtreligiosität der anwesenden Expert*innen ein gemeinsamer Nenner gefunden: Berücksichtigt werden muss die Diversität von Nicht-Religiosität. Es handelt sich nicht einfach um die Abwesenheit des Merkmals Religiosität. Nicht-Religiosität kann ganz unterschiedlich in der Familienidentität verankert sein und weist eine Spannweite von Bezugsweisen zu Religion auf – von einem Glauben an Gott oder eine höhere Macht bei gleichzeitiger Ablehnung institutioneller Religionen, dem Selbstverständnis als spirituell, aber nicht religiös, einer Indifferenz gegenüber Religion, bis hin zu starker Ablehnung aus einer atheistischen Positionen heraus. Dabei werden durchaus familiale Vorbilder angeführt, wie atheistische Onkel oder schlicht die Abwesenheit von religiöser Sozialisation bzw. die Erfahrung, dass Religion kein Gewinn für das eigene Leben darstellt. Diese Diskussion warf die Frage auf, ob Nicht-Glaube in Ungarn mit dem stärkeren außerfamilialen sozialistischen Kontext erklärt werden kann.

Italien

Am Freitagvormittag stellten die italienischen Kolleg*innen die qualitativen und quantitativen Ergebnisse ihrer Länderstudie vor und hoben geschlechtsspezifische Sozialisationseinflüsse bei der Weitergabe von Religion hervor. Zum einen betonten die Forscher*innen den positiven Effekt einer einheitlichen elterlichen Erziehung für die Fortsetzung von Religiosität im Generationenverlauf, zum anderen stellten sie heraus, dass der Einfluss auf die Töchter am größten ist. Anhand der quantitativen Daten wurde deutlich, dass insgesamt der Einfluss der elterlichen Sozialisation auf die Religiosität jüngerer Kohorten zugenommen hat.

Die qualitative Teilstudie präsentierte drei unterschiedliche Stile der Weitergabe von Religiosität. Diese lassen sich idealtypisch verschiedenen Generationen zuordnen. Die Ergebnisse zeigen eine deutliche Veränderung religiöser Sozialisationsmuster und verweisen auf den Wandel der außerfamiliären Umwelt. Für die jüngere Generation ist es zudem wichtig, sich ihrer Religiosität durch eine persönliche Sinnsuche zu nähern und nicht mehr einfach die Religion der Eltern zu übernehmen. Das Beispiel Italien zeigt eindrucksvoll, dass die seit den 1960er Jahren deutlich ansteigende Berufstätigkeit der Mütter die Kontinuität von Religion beeinträchtigt, entweder weil die Weitergabe weniger effektiv ist, oder weil sie den berufstätigen Müttern weniger wichtig wird.

In der Diskussion wurde angeregt, hinsichtlich der immer noch sehr stark ausgeprägten katholischen Identität die Rolle des Nationalstolzes und der eng mit der Kultur verwobenen, zugleich immer diffuser werdenden Religion – so die These des Religionssoziologen Roberto Cipriani – stärker zu berücksichtigen. Die Rolle der Verwobenheit von Religion und Kultur ist auch in Bezug auf Finnland und Kanada eine noch näher zu untersuchende Frage.

Kanada

Die qualitative Länderstudie aus Kanada unterstrich die positive Rolle von religiösen Gemeinschaften für die Kontinuität von Religiosität im Generationenverlauf. Dieser Faktor spielt insbesondere bei den im Schnitt erfolgreicheren evangelikalen und muslimischen Familien eine wichtige Rolle. Diskutiert wurde in diesem Zusammenhang die These, wonach religiöse Gemeinschaften in der Weitergabe von Religion dann besonders erfolgreich sind, wenn sie sich gegenüber dem säkularen Kontext Kanadas abschirmen und auf sich selbst zurückziehen. Für viele Gläubige der jüngeren Generation ist es zudem wichtig, ihre Religiosität mit sozial progressiven Haltungen in Einklang zu bringen.

Anhand der quantitativen Teilstudie wurde diskutiert, wie sich die Weitergabe von Religion sinnvoll operationalisieren lässt. Zwar geht die religiöse Zugehörigkeit insgesamt zurück, dieser Rückgang ist jedoch nicht über alle religiösen Gruppen gleichmäßig verteilt. Der präsentierte Indikator des „religious gap“ berücksichtigt hierzu, dass die religiöse Zugehörigkeit vor allem bei Katholik*innen und Muslim*innen zwar noch stärker weitergegeben wird, nachfolgende Generationen allerdings kaum noch den gleichen Grad an Religiosität erreichen. In diesem Zusammenhang konnte gezeigt werden, dass auch migrierte Familien einen Rückgang von Religiosität im Generationenverlauf verzeichnen, wenn auch von einem höheren Ausgangsniveau ausgehend.

Finnland

Die Präsentationen aus Finnland am Freitagnachmittag haben sehr deutlich den Rückgang von Religiosität gezeigt. Thematisiert wurde der dafür maßgebliche Einfluss des kulturellen Wandels seit den 1960ern. Auch hier spielte die Durchsetzung liberaler Erziehungsstile für die Diskontinuität der Religiosität von einer Generation zur nächsten eine entscheidende Rolle.

In Finnland und Italien – den religiös homogensten Ländern im Sample – ist der Rückgang von Religiosität bei Frauen besonders hoch, sodass anhand dieser Daten in der weiteren Projektarbeit noch einmal dezidiert der Frage nach den unterschiedlichen Rollen von Müttern und Vätern bei der religiösen Sozialisation nachgegangen werden kann.

Sprechen über Religion

Ausgehend von dem Befund, dass in finnischen Familien weniger als in anderen Ländern (über Religion) gesprochen wird, wurde immer wieder die Bedeutung des Sprechens über Religion für die Weitergabe diskutiert. Angesichts des deutlichen Befundes einer starken Relevanz der religiösen Familienpraxis für die Kontinuität von Religiosität, stellte sich die Frage, wann und wie das Sprechen über Religion ein Teil dieser Praxis ist. Wird in Familien etwa häufiger über Religion gesprochen, wenn diese in der Gesellschaft nicht mehr selbstverständlich geteilt wird? Während die quantitativen Daten lediglich belegen, dass das Sprechen über Religion für die Weitergabe relevant ist, geht aus den qualitativen Daten der verschiedenen Ländern hervor, dass unter das Sprechen über Religion sehr unterschiedliche Dinge fallen, wie die Ausgestaltung religiöser Übergangsrituale, Kritik an den Kirchen bzw. Religionen oder religiöse Pluralität in der Gesellschaft. Über den Glauben selbst bzw. Glaubensinhalte scheint am wenigsten gesprochen zu werden. Zudem wurde der scheinbar widersprüchliche Befund thematisiert, dass entgegen von Aussagen älterer Personen im Fragebogen, in ihrer Generation nicht oder kaum über Religion gesprochen zu haben, die Großeltern sich in den Familieninterviews sehr offen an dem Austausch über Religiosität und deren Weitergabe in der Familie beteiligten – auch indem sie die Differenz hervorheben. Das spricht für eine deutliche Veränderung der Kommunikationskultur in Familien, sodass Großeltern und Eltern gegenwärtig sehr viel offener über Religion sprechen als sie es früher getan haben.

Interessanterweise kamen die Medien in den Familieninterviews in Bezug auf die Religiosität und ihre Weitergabe nicht zur Sprache. Eine Ausnahme sind muslimische Familien, für die das Internet eine wichtige Informationsquelle darstellt, was für einen stärkeren Bedarf nach religiösem Wissen von muslimischen Minderheiten in dominant christlichen Mehrheitskulturen spricht.

USA

Am Samstagvormittag präsentierte Merril Silverstein erste quantitative Ergebnisse aus dem US-Partnerprojekt. Die Analysen stützen sich auf empirische Daten über die Weitergabe von Religion und Werten in US-amerikanischen Familien. Mit der zehnten Welle (2021) der 1971 begonnenen Erhebung liegen nun Familiendaten über 5 Generationen vor. Ein zentraler Punkt der Präsentation war die Rolle von Religiosität für prosoziale Orientierungen. Die Studie zeigte, dass Religiosität indirekt den Altruismus in der nächsten Generation fördert, denn eine höhere Religiosität bei den Eltern geht häufig mit einem ausgeprägten Altruismus der Kinder einher. Dieser wird auch dann tradiert, wenn die Religiosität in der nächsten Generation abnimmt. Ähnliche Zusammenhänge wurden im deutschen qualitativen Teilprojekt beobachtet, wenn allgemeine christliche Werte weitergegeben werden, nicht jedoch die Glaubensinhalte.

In der anschließenden Diskussion ging es um die Bedeutung der Intensität bei der Weitergabe, denn entsprechend der Daten aus den Vereinigten Staaten sind sowohl sehr religiöse als auch sehr säkulare Familien relativ erfolgreich darin, ihr Wertesystem an die nachfolgende Generation zu tradieren.

„Narrative of Choice“

Im Anschluss wurde übergreifend über einen wesentlichen Aspekt der Transformation in der Weitergabe diskutiert, die mit der Veränderung der elterlichen Erziehungsideale (insbesondere ab der zweiten Generation) in Verbindung steht, nämlich die Idee der Wahl- bzw. Entscheidungsfreiheit („narrative of choice“). Diese Idee, wonach jede/r das Recht und die Verantwortung hat, sich für eine eigene Weltsicht und individuelle Lebensführung zu entscheiden, findet sich erwartungsgemäß in nichtreligiösen Familien. Sie zeigt sich aber auch in den Narrativen religiöser Familien. Auch Gläubige übernehmen nicht mehr einfach unhinterfragt religiöse Orientierungen, sondern sehen es als ihre Aufgabe, diese eigenverantwortlich zu entwickeln und zu begründen. Die Familieninterviews zeigen aber auch die Grenzen dieses Ideals, etwa wenn die eigenen Kinder sich für den (stärker begründungspflichtigen) muslimischen Glauben oder eine Bindung an die (in letzter Zeit vor allem wegen der Missbrauchsskandale kritisierte) katholische Kirche entscheiden würden.

Group
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Abschlussdiskussion

Am Samstagmittag kamen die Forscher*innen noch einmal auf die während der zurückliegenden Tage immer wieder aufgekommenen methodischen Diskussionen zurück. Die unterschiedlichen methodischen Herangehensweisen bei der Datenerhebung – Familieninterviews und Bevölkerungsumfrage – waren (teilweise kritisch) reflektiert worden: Sprechen drei anwesende Generationen einer Familie tatsächlich offen über Religion und kommen dabei auch Konflikte zur Sprache? Sind die in der Umfrage erhobenen retrospektiven Einschätzungen zuverlässige Indikatoren? In der Abschlussdiskussion wurde auch auf die noch anstehende Herausforderung eingegangen, die qualitativen und quantitativen Analysen zusammenzuführen („mixed methods“). Die Länderteams, die bisher noch strikt methodisch getrennt vorgegangen sind, argumentierten, dass die Stärken beider Methodologien besser ausgeschöpft werden können, wenn sie nicht zu früh kombiniert werden. Auch die Frage der Vergleichbarkeit stellte sich, denn im qualitativen Teilprojekt sind familiale Generationen (Großeltern, Eltern, Kinder) die Untersuchungseinheit, im quantitativen Teilprojekt wurden bislang meist Geburtskohorten analysiert. Diesbezüglich wurden auch Ideen gemeinsamer Publikationen entwickelt, z.B. der Vergleich der religiösen Sozialisation innerhalb der jeweiligen Generationen. Eine genaue vergleichende Analyse der Surveydaten und der Familieninterviews müsste zum einen eine gemeinsame Frage verfolgen, zum anderen müsste sie die Voraussetzung erfüllen, dass Generationen und Geburtskohorten in Übereinstimmung gebracht würden.

Alle Beteiligten sehen den folgenden beiden Jahren, in dem der Fokus auf den methoden- und ländervergleichenden Analysen liegt, voller Erwartung entgegen.

Ein abschließender Ausflug in das Museum für religiöse Kultur RELíGIO in Telgte erlaubte Einblicke in die Vielfalt der Weltreligionen und ihrer Rituale, von christlichen Krippen rund um den Erdball sowie der muslimischen Lebenswelten in Deutschland. Bei einem gemeinsamen Abendessen ließen die Teilnehmer*innen die Konferenz in der kleinen Wallfahrtsstadt des Münsterlandes ausklingen.

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