Lernen lernen - Lerntipps, einige Grundlagen für effizientes und effektives Lernen

1. Bereiten Sie Lehrveranstaltungen immer möglichst bald nach.

Lernpsychologische Erkenntnisse besagen, dass in Vorlesungen und Vorträgen aufgenommene Inhalte nach 24 Stunden bereits zu über 50% unwiederbringlich vergessen werden, wenn sie nicht vorher wiederholt werden (rein lernbiologisch geht es darum, die im Kurzzeitgedächtnis gespeicherten Informationen ins Langzeitgedächtnis "hinüberzuretten"). Günstig ist es deshalb, wenn Sie noch am selben Tag Zeit finden, das Gelernte nachzuarbeiten. Das erfordert zwar eine gewisse Disziplin, letztlich ist der erforderliche Zeitaufwand für die Aufarbeitung des Stoffes jedoch auf diese Weise am geringsten bzw. das Ergebnis ist bei gleichem Aufwand am besten (Anwendung des ökonomischen Prinzips!).

2. Bemühen Sie sich um gute Mitschriften.

Gute eigene Mitschriften sind die unerlässliche Voraussetzung für alle nachfolgenden Phasen des Lernprozesses. Sie stellen ein wichtiges Glied zwischen der aufmerksamen Teilnahme an der Lehrveranstaltung und der späterhin erforderlichen Wiederholung und verständnisorientierten Durchdringung des Stoffes dar. Ohne Aufzeichnungen können Sie noch so aufmerksam zugehört haben, nach kurzer Zeit können Sie das Gesagte doch nur noch bruchstückhaft rekonstruieren.

Wenn Sie sich die vorgetragenen Inhalte stichwortartig notieren, behalten Sie mehr als nur durch Zuhören. Lernpsychologisch verhält es sich nämlich so, dass man dasjenige besser behält, was man nicht nur gehört, sondern auch selbst einmal aufgeschrieben hat. Gleichzeitig werden Sie auch gezwungen, das Wesentliche vom weniger Wichtigen zu trennen, da Sie ja schlecht alles mitschreiben können.

Sie sollten nicht in den Fehler verfallen, alles Wort für Wort mitschreiben zu wollen. Wichtig ist vielmehr, dass Sie alles Wesentliche stichwortartig so notieren, dass Sie es später bei der ohnehin erforderlichen Wiederholung ohne viel Mühe rekonstruieren und ergänzen können. Auch auf unbedingte Schönschrift sollte im Zweifelsfall zugunsten der Vollständigkeit verzichtet werden, und die Abbildungen können Sie auch später noch bunt ausmalen oder mit Geodreieck und Zirkel noch einmal neu zeichnen; zunächst kommt es darauf an, alles Wichtige mitzubekommen, auch wenn es nur als provisorische Skizze ist.

Rein technisch gesehen kann es sinnvoll sein, das Blatt nicht lückenlos voll zu schreiben, sondern ausreichend Rand zu lassen, damit Sie hinterher noch Ergänzungen oder eigene Gedanken nachtragen können.

3. Beteiligen Sie sich aktiv an Lehrveranstaltungen.

Beteiligen Sie sich aktiv an der Lehrveranstaltung, z.B. indem Sie sich an der Beantwortung der vom Dozenten gestellten Fragen beteiligen. Stellen Sie auch von sich aus Fragen, wenn Sie etwas nicht verstanden haben oder einzelne Aspekte vertiefen möchten. Das macht die Lehrveranstaltung für alle interessanter als ein reiner Monolog des Dozenten. Vor allem aber lernen Sie auch mehr und besser, da Sie insgesamt aktiver beteiligt sind.

4. Lernen Sie mit anderen zusammen.

Sie können sich beispielsweise mit einem oder mehreren Mitstudenten zu zwanglosen Lerngruppen zusammenfinden, um die Lerninhalte zu diskutieren und gemeinsam zu wiederholen. Nicht jeder hat vielleicht alles gleich gut in der Vorlesung mitbekommen oder verstanden. Dabei profitiert nicht nur derjenige, der etwas erklärt bekommt, sondern auch als "Lehrendem" wird einem so manches noch besser verständlich, wenn man es anderen vermitteln muss. Voraussetzung ist natürlich, dass Sie den Stoff in der Lehrveranstaltung zunächst einmal möglichst richtig und vollständig aufgenommen und auch im individuellen Selbststudium aufbereitet haben.

Das Lernen in Gruppen kann allerdings auf keinen Fall die Teilnahme an Vorlesungen, Übungen und Seminaren ersetzen, sondern allenfalls ergänzen.

5. Nehmen Sie an allen Vorlesungen (Übungen, Seminarterminen) teil.

Letztlich ist die persönliche Teilnahme an jedem der angebotenen Vorlesungs-, Übungs- oder Seminartermine durch nichts zu ersetzen. Die Nacharbeit nichtbesuchter Sitzungen ist letztlich sehr aufwendig und selten effektiv möglich. Skripte und Lehrbücher sind nur als ergänzende Lernhilfe gedacht und setzen die Vorlesung bzw. Übung voraus. Die gleiche Lehrveranstaltung verändert sich auch von Semester zu Semester oft erheblich, ohne dass alle Lernmaterialien immer sofort angepasst werden (können).

Besonders problematisch wird es auch, wenn die einzelnen Vorträge stark aufeinander aufbauen (was meistens der Fall ist) und durch das Versäumen einzelner Termine der rote Faden verloren geht. Kann man also doch ausnahmsweise einmal nicht dabei sein, sollte man versuchen, die Veranstaltung so gut wie möglich vor dem nächsten Termin nachzuholen, um nicht den Anschluss zu verlieren.

Bei aller Sympathie für die studentische Kooperation und Solidarität sollte man sich auch auf die alleinige (Nach-) Hilfe von anderen Studenten nicht zu sehr verlassen, da sich dann die Missverständnisse und Verständnislücken leicht vervielfachen (sog. "Stille-Post-Effekt").

6. Lernen Sie auf Verständnis.

Beim Lesen mancher Klausurantworten liegt der Eindruck nahe, dass die Bearbeiter die behandelten Modelle, Theorien oder Methoden einfach nur auswendig gelernt haben und ebenso schematisch in der Prüfung wiedergeben. In solchen Fällen wurde die eigentliche Fragestellung meist falsch verstanden, den in den seltensten Fällen geht es dem Fragesteller um eine einfache Wiederholung des Vorlesungsstoffes. Lesen Sie deshalb jede Aufgabe genau durch und reproduzieren Sie nicht einfach das gelernte Schema, sobald Sie in einer Frage ein entsprechendes Stichwort erblicken!

Verlangt wird entweder eine Übertragung einer Theorie auf verwandte Gebiete, eine Kombination oder ein Vergleich unterschiedlicher Ansätze, die praktische Anwendung von Beschreibungen auf konkrete Beispiele oder Fallsituationen oder eine sonstige vergleichbare gedankliche Transferleistung. Aus der Antwort muss hervorgehen, dass der Bearbeiter die fraglichen Inhalte tatsächlich verstanden und nicht nur in Stichworten auswendig gelernt hat. In letzterem Falle handelt es sich lediglich um eine Fleißleistung, die bestenfalls mit "ausreichend" bewertet werden kann.

7. Tipps zur Klausurvorbereitung.

Manche Studenten haben in der Prüfung Probleme, weil sie die behandelten Effekte und Theorien inhaltlich zwar beherrschen, aber Schwierigkeiten haben, das Gelernte in der Prüfung auch richtig abzurufen und anzuwenden.

Sie verwechseln ähnliche oder verwandte Modelle miteinander und schreiben in der Klausur deshalb möglicherweise an der eigentlichen Frage vorbei. Es ist also nicht nur wichtig, dass die Inhalte an sich richtig gelernt und verstanden sind, sondern auch sicher und richtig unter der jeweiligen "Überschrift" abrufbar sind.

Manchmal wird auch nach einem Grundzusammenhang, nach physikalischen Überlegungen oder Grundprinzipien gefragt. Solche Fragen kann man dann nur beantworten, wenn man den Aufbau der gesamten Lehrveranstaltung verstanden hat und weiß, welche übergeordneten Probleme und Fragestellungen die verschiedenen Gebiete zum Gegenstand haben. Schauen Sie deshalb im Laufe des Semesters immer wieder in die Gliederungsübersicht und versuchen Sie, das jeweils behandelte Thema in den Gesamtzusammenhang des Fachgebietes einzuordnen und auch die inhaltliche Verbindung zwischen den verschiedenen Teilen des Stoffes zu erkennen.

Die letzte Vorlesung vor der Klausur wird meist überschätzt hinsichtlich zu erwartender Tipps über den relevanten Prüfungsstoff. Wenn überhaupt entsprechende Hinweise gegeben werden, kann dies genauso gut während des gesamten Semesters erfolgen (auch dies also wieder ein Argument für die kontinuierliche Teilnahme an Lehrveranstaltungen).

Sinnvoll kann es dagegen sein, anhand der eigenen Mitschriften oder des Vorlesungsskriptes einmal selbst mögliche Prüfungsfragen zu formulieren, die anspruchsvoll und ergiebig genug für eine Klausur sind. Dadurch kommen Sie gleich zu einer aktiveren Auseinandersetzung mit dem Stoff. Bei der Beantwortung der Fragen trainieren Sie dann auch die bereits erwähnte Fähigkeit, kritisch-analytisch mit den Inhalten umzugehen bzw. diese auf konkrete Sachverhalte anzuwenden.