• 1. Grundsätzliches
  • 1.1 Der Takt
  • 1.2 Der Vers
  • 1.3 Die drei Zonen des Verses
  • 1.4 Die Strophe
  • 1.5 Die metrische Zeichensprache

  • 2. Der höfische Reimpaarvers

  • 3. Strophik

  • 4. Der Leich
  • 1.3 Die drei Zonen des Verses

    Der mittelhochdeutsche Vers kann grundsätzlich in drei Zonen unterteilt werden: (1) den Bereich vor der ersten Hebung, der als ‚Auftakt‘ bezeichnet wird, (2) die Mittelzone des Verses mit der Abfolge der Takte, häufig ‚Versinneres‘ genannt, und (3) die hintere Zone mit dem Schluss des Verses, die den Namen ‚Kadenz‘ trägt.
    Die drei Zonen des Verses

    Der Auftakt umfasst die Silben, die vor der ersten taktmäßig betonten Silbe gesprochen werden. Er wird im mittelhochdeutschen Vers zumeist frei gehandhabt. Das heißt, ein Auftakt kann, muss aber nicht vorliegen (deshalb wird er in den Strophenformeln lyrischer Texte auch oft nicht verzeichnet [siehe nächstes Kapitel]).

    Wenn es einen Auftakt gibt, dann besteht er in den meisten Fällen aus einer Silbe:

        r ° 

    Es gibt aber durchaus auch zweisilbige Auftakte:

        r r °  

    Selten sind dreisilbige Auftakte. Falls man bei der Analyse eines Verses einen dreisilbigen Auftakt entdeckt zu haben glaubt, sollte man dieses Ergebnis noch einmal kritisch überprüfen, da möglicherweise ein Fehler vorliegt.

    Im Versinneren dominiert im Mittelhochdeutschen der alternierende Rhythmus, das heißt der regelmäßige Wechsel von einem betonten und einem unbetonten Element:

        °t r °t r °

    Bei der Verteilung der Hebungen auf die jeweiligen Silben ist für die Zeit der höfischen Klassik (ca. 1170-1220) die bereits erwähnte Tatsache zu beachten, dass es in der Regel nicht zu Tonbeugungen kommt, sondern jedes Wort seinem natürlichen Wortakzent entsprechend betont wird: also zum Beispiel immer rítter, niemals rittér.

    Die Kadenz fällt in der mittelhochdeutschen Metrik in der Regel mit dem Phänomen des Endreims zusammen. So gibt es zum Beispiel je nach Reimwort einsilbige oder zweisilbige Kadenzen. Hier ist zu beachten, dass im Unterschied zum Auftakt der Schlusstakt voll-ständig gefüllt sein muss, damit eine Kadenz entsteht; bei einer einsilbigen Kadenz ist deshalb davon auszugehen, dass nach der letzten gesprochenen Silbe eine (Viertel-) Pause realisiert wird: °t ^°
    Die drei Zonen des Verses

    Die Formen der Kadenz werden im Fortgang der Lerneinheit ausführlich erläutert.






    Lehrer Lämpel
    
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