Dass Junggesellen und sogenannte alte Jungfern unverheiratet sind, weiß jedes Kind. Dass Junggesellen und alte Jungfern häufig besonders freiheitsliebend oder besonders verschroben sind, ahnt vielleicht, wer mit vielen Junggesellen und alten Jungfern bekannt ist.
Spätestens seit Lebzeiten Kants hat sich in der Philosophie die Unterscheidung zwischen analytischen und synthetischen Urteilen eingebürgert. Es wird behauptet, die Aussage „Alle Junggesellen sind unverheiratet“ sei analytisch wahr, denn jeder, der die Bedeutung der Worte „Junggeselle“ und „(un)verheiratet“ kenne, wisse um ihre Wahrheit. Die Behauptung „Alle Junggesellen sind verschroben“ hingegen wird als synthetisches Urteil bezeichnet, denn ihre Wahrheit geht nicht aus der Bedeutung der enthaltenen Worte hervor, sondern muss auf andere Weise, bspw. durch Erfahrung, erwiesen werden.
So einleuchtend diese Unterscheidung auf den ersten Blick auch scheinen mag, sie hat Ihre Tücken. Im Seminar wollen wir uns aus der Perspektive der analytisch-philosophischen Tradition mit ihrer Kritik, aber auch mit Rettungs- und Lösungsvorschlägen für Probleme, die sie schafft, befassen.
Semester: WiSe 2012/13