Lange Zeit stand in der Philosophie der Naturwissenschaften die Biologie im Schatten der Physik. Das hat sich gründlich geändert, ja es ist von der Biologie als neuer Leitwissenschaft die Rede. Die Fortschritte in der Genetik und die Auswirkungen der Evolutionstheorie auf Weltbild und Selbstverständnis bis hin zur evolutionären Ethik legen es nahe, über Biologie zu philosophieren und über biologische Fragen nachzudenken, die allgemein genug sind, um auf Biologen selbst "philosophisch" zu wirken. Dazu wollen wir zentrale Kapitel aus der Einführung in die Philosophie der Biologie von Griffiths und Sterelny lesen (ihr unwiderstehlicher Titel: "Sex and Death"), außerdem weitere ausgewählte Texte. Angedacht sind Texte von Dawkins, Kitcher, Dupré und Gould.

Literatur: K. Sterelny, P.E. Griffith (1999) Sex and Death. An Introduction to Philosophy of Biology, Chicago. Ein Reader mit Auszügen und weiteren Texten steht rechtzeitig im Learnweb bereit.

Zeit: Di 14-16

Ort: ES24 (Johannisstr.)

Semester: WiSe 2011/12

Der Jenaer Mathematikprofessor Gottlob Frege (1848 - 1925), zu Lebzeiten kaum bekannt, gilt heute zu Recht als der Vater der analytischen Philosophie, als Klassiker, ja als einer der bedeutendsten Autoren der gesamten Philosophiegeschichte. Seine wichtigsten Schriften gehören zu dem, was man in einem Studium der Philosophie gelesen haben muss. Das ist zum Glück nicht so schwer: Es sind zumeist relativ kurze Aufsätze in einem Deutsch von vorbildlicher und zeitloser Klarheit. Aber jede Seite lohnt genauestes Nachdenken und eingehende Diskussion. In diesem Seminar wollen wir die Aufsätze "Über Sinn und Bedeutung", "Funktion und Begriff", "Begriff und Gegenstand" und "Der Gedanke" lesen, außerdem den berühmten §53 seines Büchleins "Die Grundlagen der Arithmetik". Danach kennt man zwar nicht alle Details, aber doch alle wesentlichen Elemente von Freges Sprachphilosophie.

Literatur: Um einheitliche Seitenzahlen zu haben, wird ein Reader im Learnweb zur Verfügung gestellt. Zur Vorbereitung empfiehlt sich ein Blick in e-Versionen der Texte unter gavagai.de. Sekundärliteratur: Kenny, Frege.

Zeit: Mi 10 - 12

Ort: ULB 202

Semester: WiSe 2011/12

Man sieht es noch in den Schriften von Platon und Aristoteles: Die Logik entstand als eine Kunst der Selbstverteidigung gegen unfaire oder schlechte Argumente. Eine solche Kunst tut heute mehr not denn je. In englischsprachigen Ländern haben sich deshalb neben den üblichen Kursen in formaler Logik Kurse in "critical thinking" etabliert. Dieser Kurs soll einen ähnlichen Schwerpunkt haben. Natürlich geht es dabei nicht ohne Theorie. Denn sie ist es ja gerade, die den Blick schärft: War das gerade ein modus tollens - oder ein Fehlschluss, der so ähnlich aussieht? Geht es um Sicherheit oder um Wahrscheinlichkeit, um eine felsenfeste Wahrheit oder einen Schluss auf die nächstliegende Erklärung? Sind versteckte Prämissen im Spiel, die vielleicht inakzeptabel sind? Sind hier Wörter doppeldeutig? Oder sind sie gar nicht genau genug definiert? Wie macht man das besser? Ist die Prämisse überzeugend belegt? Reichen die Beobachtungen hin? Wer hat gerade die Beweislast? Welche Wörter sind rein deskriptiv und welche bringen eine Wertung hinein? Wo ist vom Sein und wo vom Sollen die Rede? Ein Blick auf Urteilsbegründungen aus verschiedenen Bereichen soll die Veranstaltung abrunden: Wie sieht z.B. die Subsumtion unter eine Norm in der Rechtswissenschaft aus? Und wieso klärt die Form der mittelalterlichen quaestio die Gedanken?

Literatur: Texte werden im Learnweb bereitgestellt. Nützlich: N. Strobach, Einführung in die Logik, Darmstadt: WBG 2. Aufl. 2011, Kap. 4.1 und Kap. 5.

Zeit: Di 10-12

Ort: F 153

Bitte beachten: Dieser Kurs ist keine Übung zur Vorlesung "Logik und Argumentationstheorie".

Semester: WiSe 2011/12