Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) wird häufig als »das letzter Universalgenie« bezeichnet, d.h. eine Sorte von Wissenschaftlertypus, der sich nicht nur in praktisch jedem Bereich der Wissenschaften seiner Zeit gut ausgekannt hat, sondern darüber hinaus auch noch zu zahlreichen dieser Gebiete fruchtbare und diskussionswürdige Beiträge geleistet hat. Geboren wurde er in Leipzig und verstarb in Hannover. Er absolvierte ein Studium der Philosophie und Rechtswissenschaften in Leipzig und Jena. War als Diplomat tätig, Fürstenberater. Griff in die mathematischen Diskussionen seiner Zeit ein, entwarf eine Rechenmaschine, besuchte Paris und London, wo er Mitglied der »Royal Society« wurde. Er lernte zahlreiche führende Wissenschaftler und (damals oder erst später) berühmt gewordene Persönlichkeiten kennen. Darunter Malebranche, Arnauld, Boyle, Hooke, van Leeuwenhoek, Swammerdam und Spinoza. Er trat in Dienste des Hannoveranischen Hofes, war dort Hofrat, Bibliothekar entwarf technisch-ingenieurswissenschaftliche Arbeiten und Pläne für hydraulische Pumpen, Uhren und Windmühlen, betrieb chemische Experimente und befasste sich mit dem Bergbauwesen. Er begann die historische Aufbereitung der Geschichte des Hauses der Welfen, das jedoch, wie so vieles andere skizzenhaft blieb. Leibniz war mit so vielen Gegenständen und Themen befasst und seine Kreativität so groß, dass es ihm schwerfiel dauerhaft bei einer Angelegenheit zu verweilen, so finden sich viele seiner Ideen in seinem monumentalen Briefwechsel, der weite Teile der damaligen wissenschaftlichen Welt einbegriff. Seine philosophisch-wissenschaftlichen Arbeiten betreffen die Rechtstheorie, die Physik, die Ingenieurswissenschaft, die Logik, Mathematik, Sprachphilosophie und Linguistik, Geschichtsschreibung, Metaphysik und Theologie. Leibniz hat nur wenige Schriften zu Lebzeiten selbst publiziert.

Ein Kernstück seiner metaphysischen Überlegungen versuchte Leibniz im Jahre 1714 in 90 Paragraphen zusammenzufassen, dabei knüpft Leibniz insbesondere an (mindestens seit Aristoteles) für die Metaphysik zentrale Debatten um eine adäquate Bestimmung des Begriffs der »Substanz« an. Im Seminar wollen wir uns der leibnizschen Metaphysik über diesen Text nähern und seine Vorschläge anhand gründlicher und sorgfältiger systematisch-hermeneutischer Lektüre und Rekonstruktion kennenlernen.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2024

This seminar delves into the interplay between emotion and cognition, as investigated through the lenses of philosophy and psychology. By critically examining different theories and models of emotion, attendees will gain insights into the fundamental questions surrounding affective phenomena, including the nature of emotions and moods, their cognitive underpinnings, and their significance in shaping our perception and decision-making processes. Through discussions and analysis of key texts in the literature, this seminar aims to foster a deeper understanding of how affective phenomena are studied in different fields, ultimately inspiring new avenues for interdisciplinary research and conceptual refinement.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2023/24

In der Zeit von 260-274 n. Chr. spaltet sich im Westen des Römischen Reichs eine Region vom Zentralreich ab, mit eigenen Kaisern, eigener Veraltung und eigener Münzprägung: das sog. Gallische Sonderreich. Von den Kaisern Postumus, Laelianus, Marius, Victorinus, Domitianus und den beiden Tetrici sind Münzen erhalten, z.T. in großen Mengen. Das Archäologische Museum besitzt eine kleine Sondersammlung von Victorinus-Münzen, die wir in der Übung bearbeiten wollen. Wir beschäftigen uns mit der Forschungsgeschichte und den Möglichkeiten, die Hortfundauswertungen bieten. Denn durch mehrere bedeutende Hortfunde aus den 1980er Jahren sind die alten Systematiken überholt. Es geht daher um die Bestimmung nach aktuellem Forschungsstand und um die Präsentation im Digitalen Münzkabinett der Uni Münter, s. https://archaeologie.uni-muenster.de/ikmk, zugleich auch um die Verlinkung „unserer” Münzen in das internationale Themenportal https://numismatics.org/ocre.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2023/24

Das Lesen handschriftlicher Quellen gehört auch noch heute zu den Grundlagen jeder Historischer Arbeit. Kenntnisse der Grundlagen der Handschriftenkunde erleichtern die Lesefähigkeit von historischen Originaltexten. Nach einer Einführung in die Schrift der Frühen Neuzeit wird die Kurrentschrift des 19. und 20. Jahrhunderts in den Blickpunkt genommen. Eine Einführung in die Paläographie des Mittelalters wird nicht vorausgesetzt.

Die Veranstaltung findet im Vortragssaal des LWL-Archivamts, Jahnstr. 26 statt, da auch Originale mit einbezogen werden. Die Teilnehmerzahl ist auf 18 beschränkt.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2023/24

Wenn wir überlegen, ob wir A oder B tun sollten, gehen wir normalerweise davon aus, dass wir eine freie Wahl zwischen Handlungsalternativen treffen (libertäre Freiheit). Möglicherweise aber ist das eine Illusion: Es ist denkbar, dass, ob wir A oder B tun, letztlich festgelegt wird durch äußere und innere Ursachen. Für diese deterministische Sicht gibt es mindestens zwei Hauptargumente: Ein libertärer Freiheitsbegriff ist, erstens, schon begrifflich nicht konsistent zu fassen. Der Begriff „Freiheit“ wird in dieser Sicht dann oft neu definiert als einer der Handlungsfreiheit. Eine zweite Herausforderung erwächst aus dem naturwissenschaftlichen Bild der Natur: Weil jahrhundertelanges empirisches Erforschen der Natur gezeigt hat, dass sich natürliche Prozesse gesetzartig verhalten und der Mensch ein Teil dieser Prozesse ist, muss auch die menschliche Verhaltenssteuerung Gesetzen folgen und kann nicht im libertäre Sinne frei sein. Diese und ähnliche Argumente werden oft untermauert durch moderne neurowissenschaftliche Experimente zu Entscheidungssituationen (Libet-Experimente), die die Determiniertheit des menschlichen Verhaltens zeigen sollen. In diesem Seminar wollen wir uns diese Problemfelder ansehen und prüfen, was für die eine oder andere Sicht spricht und insbesondere auch, ob der Indeterminismus der Quantenphysik hierfür eine Rolle spielen kann.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2023/24

El llamado “boom” marca de manera excepcional la historia literaria de América Latina, contribuyendo en los años sesenta del siglo pasado a un reconocimiento internacional de la literatura hispanoamericana que perdura hasta la actualidad. El seminario se dedicará al contexto histórico, socio-político, económico y literario que favoreció el surgimiento de este fenómeno de mercado. Además de acercarnos a distintos testimonios de la época, leeremos lo que se consideran hoy en día dos obras clásicas de la literatura hispanoamericana: La ciudad y los perros (1963), de Mario Vargas Llosa y Cien años de soledad (1967), de Gabriel García Márquez. El análisis pormenorizado de estas dos obras permitirá adentrarnos en las estéticas heterogéneas que se compendian bajo el rótulo del “boom”.

 

Antes del comienzo del curso, lxs participantes deben adquirir y leer las ediciones siguientes:

-       Mario Vargas Llosa, La ciudad y los perros (Madrid: Cátedra, 2020. Edición crítica de Dunia Gras)

-       Gabriel García Márquez, Cien años de soledad (Madrid: Cátedra, 2007. Edición crítica de Jacques Joset)

 

El seminario en bloque se impartirá en el horario arriba indicado los jueves, 12 de octubre de 2023, 2 de noviembre de 2023, 23 de noviembre de 2023, 14 de diciembre de 2023 y 18 de enero de 2024. El curso se dará en español y requiere de la asistencia regular y la participación activa.



Semester: WiSe 2023/24

Keine Entität ist in der Geschichte der Philosophie wohl so oft bewiesen worden wie Gott – trotzdem hält sich der Glaube an ihn in engen Grenzen.

Aber was beweist man eigentlich, wenn man Gott beweist? Was akzeptiert jemand, der zum Beispiel den ontologischen Beweis Gödels, den teleologischen Beweis des Thomas von Aquin oder den moralischen Beweis Kants akzeptiert? Und was sind die logischen Gesetze, was die materialen Prämissen, die man unterstellen muss, um einen jener Beweise zu akzeptieren?

Der Gott, den Gödel, Thomas und Kant beweisen, scheint nicht unmittelbar der Gott der christlichen Bibel zu sein. Denn von jenem Gott soll noch ganz anderes gelten als das in den Beweisen Gezeigte: er soll zugleich der Vater, der Sohn und der Heilige Geist sein, ohne dass doch der Vater der Sohn oder der Sohn der Heilige Geist wäre. Aber das widerspricht offenkundig der Transitivität der Identitätsrelation, wie sie in den klassischen Logik-Konzeptionen als Gesetz erscheint. Eine formale Modellierung der Glaubenssätze muss also zu Identität und Widersprüchen einen nicht-klassischen Ansatz wählen, beispielsweise in Form einer parakonsistenten Logik. Oder sie kann sich von dem Projekt abwenden, positiv etwas von Gott behaupten zu wollen, und die Form einer sogenannten negativen Theologie annehmen (wodurch sie aber einen differenzierteren Negationsbegriff benötigt).

Mit solchen Fragen der Formalisierung und technischen Modellierung, aber natürlich auch mit Fragen der theologisch-philosophischen Deutung, wollen wir uns im Arbeitskreis für Theo-Logik beschäftigen. Unsere Schwerpunkte sind wie oben angedeutet (1) Gottesbeweise, (2) Positive Theologie (v.a. Dreifaltigkeitsfragen), (3) Negative Theologie und (4) der Mystizismus des Absoluten. Wer Interesse daran hat, sich dem Arbeitskreis anzuschließen, kann sich jederzeit per Mail bei finn.marz@uni-muenster.de melden.

Vorkenntnisse in technischer Logik sind keine absolute Voraussetzung für die Teilnahme, da wir zu Beginn die Grundlagen remobilisieren werden, helfen aber gewiss dabei, dem Gang des Arbeitskreises zu folgen.

Semester: WiSe 2023/24

Kaum ein Tag vergeht in öffentlichen Medien, keine zeitgenössische politische Theorie wird entwickelt, kein Lehrplan wird heutzutage geschrieben, ohne dass stellenweise auch von einer pluralistischen Gesellschaft, einer Pluralisierung von Lebensformen oder pluralen Werten die Rede ist. Ob es sich bei der Verwendung von derart Begrifflichkeiten bloß um Phrasen, empirische Binsenweisheiten oder profunde Konzepte handelt, bleibt dabei weitestgehend unsichtbar. Im Seminar wollen wir uns daher dem ‚Pluralismus‘ philosophisch-theoretisch annähern und so ein geschärftes Verständnis für seinen vielseitigen Bedeutungsgehalt gewinnen. Entsprechend vielseitig wird auch die Seminarlektüre sein – Grundlage sind Texte, die sich mal im Kontext von Moraltheorie, Postmodernismus und politischer Theorie oder auch bildungstheoretischen Debatten verorten lassen.

Semester: WiSe 2023/24