Ziel dieses Seminars ist es, jene von der Forschung vernachlässigten Gattungen der vormodernen arabischen Literatur zu untersuchen, die in erster Linie zur Pflege gesellschaftlicher Beziehungen und zur Bildung von sozialen Netzwerken dienten. Im Mittelpunkt stehen die Iḫwāniyyāt, „Freundschaftsbriefe“ und „Freundschaftsgedichte“, die Gelehrte und Literaten aus allerlei privaten Anlässen aneinander richteten: Gratulationen zu Festen, privaten oder beruflichen Erfolgen, etc., Kondolenzen, Einladungen, Erkundigungen nach dem Wohlbefinden, Briefe und Gedichte, die den Austausch von Geschenken begleiteten, Kontaktaufnahmen, u.a.m. Dabei werden aber auch literarische Texte berücksichtigt, die im Rahmen von Gelehrtenbeziehungen und Korrespondenzen entstanden sind (z.B. an Literaten und Gelehrte gerichtete Lobgedichte, Korrespondenzen zum einem bestimmten literarischen Thema, Rätselbriefe und Rätselgedichte, u.Ä.). Der Schwerpunkt wird auf Texte aus der Zeit vom 9. bis zum späten 15. Jh. gesetzt. Diese Texte bieten einen trefflichen Einblick in das private, alltägliche Leben der gebildeten Schichten jener Jahrhunderte und stellen eine überaus wichtige Quelle zur Sozial- und Mentalitätsgeschichte jener Zeit dar.

Kurs im HIS-LSF