Mögliche Aufgaben- und Fragestellungen für die Analyse von szenen in der Aus-, Weiter- und Fortbildung von Lehrpersonen

(vgl. dazu auch die Informationen zum Thema Lernunterstützung,
die Übersicht zu den Analyseaspekten für die professionelle Unterrichtswahrnehmung hinsichtlich der Lernunterstützung - fachdidaktische Perspektive und
die Übersicht über die Szenen aus dem naturwissenschaftlichen Sachunterricht – Aspekte für die Wahrnehmung, Analyse und Diagnose)

Die Auseinandersetzung mit den Szenen soll den Aufbau und die Weiterentwicklung des fachlichen und fachdidaktischen Wissens und Könnens von Lehrpersonen in der Aus-, Weiter- und Fortbildung fördern. Sie ermöglicht es,

  • den Blick für fachbezogene Lern- und Unterrichtsprozesse sowie für das Lehrpersonenhandeln zu schärfen (Analyse und Reflexion von Unterricht sowie Lernprozessen der Schülerinnen und Schüler)
  • in der Auseinandersetzung mit (fremden) Unterrichtssituationen eigene Konzepte zum Fach-, Lehr- und Unterrichtsverständnis zu reflektieren
  • diagnostische Kompetenzen in Bezug auf das Vorwissen und die Vorstellungen der Lernenden sowie zu möglichen Lernschwierigkeiten zu erweitern
  • in der Verknüpfung von realisierten Unterrichtsszenen mit fachdidaktischen Grundlagen (fallbasiertes Lernen) relevante Fragestellungen zu bearbeiten.

Die vorgeschlagene Art der Bearbeitung bedingt den Aufbau einer respektvollen, wertschätzenden, kritischen und reflexiven Haltung zu fremdem und eigenem Unterricht im Hinblick auf eine kooperative, kollegiale Unterrichtsentwicklung in der Schulpraxis.

Die Arbeitsvorschläge sind insbesondere auf zwei Bereiche der Unterrichtswahrnehmung ausgerichtet:

  • A) Maßnahmen der Lernunterstützung durch kognitive Anregung und inhaltliche Strukturierung in ausgewählten Phasen des Unterrichts

    Die ausgewählten Szenen geben Einblick in einzelne Phasen des realisierten Unterrichts, z. B.

    • Einstieg in Doppelstunden mit Wiederaufnahme der bisherigen Erfahrungen und Inhalte sowie Orientierung über die Ziele und den Verlauf der Doppelstunde;
    • Szenen zum eigenständigen Arbeiten der Lernenden, zum Experimentieren, zum Erschließen und Verarbeiten von Informationen, zur Auseinandersetzung mit Frage- und Problemstellungen, zum Dokumentieren (individuell, in Partnerarbeit, in Gruppen);
    • Gespräche in der Klasse zum Austausch von Erfahrungen und Erkenntnissen, zum Klären von Fragen, zum Einordnen, Zusammenfassen von Sachverhalten, Ergebnissen u.a.

    Innerhalb dieser Unterrichtsphasen initiieren und begleiten die Lehrpersonen Lernprozesse durch Maßnahmen der kognitiven Anregung der Schülerinnen und Schüler sowie der inhaltlichen Strukturierung von Unterrichtsgegenständen.

    Folgende Fragen zur Beobachtung und Analyse können dabei bearbeitet werden:

    • Welche Maßnahmen der Lehrperson zur Unterstützung von Lernprozessen der Schülerinnen und Schüler sind in der entsprechenden Szene sichtbar?
    • Wie arrangiert und strukturiert die Lehrperson den Prozess des Austausches, der Darlegung von Ergebnissen u.a.?
    • Wie agiert, reagiert, interveniert die Lehrperson in Bezug auf Ideen und Vorstellungen der Lernenden und bezogen auf die sachgemäße Erschließung und Auseinandersetzung mit Lerngegenständen?
    • Wie werden Ergebnisse aus Phasen des Explorierens und Experimentierens, des Erschließens von Informationen (z. B. aus Sachtexten) aufgenommen, kommentiert, zueinander in Bezug gesetzt und geordnet?
    • Wie werden Beiträge der Lernenden aufgenommen? Wie werden wesentliche Erkenntnisse verdeutlicht und Rückfragen gestellt? Wie wird zur Klärung angeleitet?
    • Wie wird sprachlich gearbeitet (Umgang mit Begriffen, Unterstützung bei der Formulierung von Vermutungen u.a.)?
    • Welche Hilfestellungen bzw. Klärungen ergeben sich aus unterschiedlichen Repräsentationen (Materialien, Darstellungen, sprachliche Erläuterungen u.a.)?
    • ……

    Und daran anschließend:

    • Wie nehmen Lehrpersonen Vorstellungen der Lernenden wahr? Wie setzen sich Lehrpersonen damit auseinander und wie arrangieren sie weiterführende Lerngelegenheiten mit Bezug zum Vorwissen und zu bisherigen Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler?
    • Welche Chancen und Möglichkeiten werden in der Szene allenfalls nicht wahrgenommen bzw. aufgenommen?
    • Welche alternativen Handlungsmöglichkeiten gibt es?

    Möglich sind dabei auch Vergleiche zwischen mehreren Szenen zur gleichen Unterrichtsphase (z. B. zu Phasen des Einstiegs, zum Arrangement von Klassengesprächen für den Austausch und die Klärung von Ergebnissen) oder zu Szenen, in welchen eine Begleitung eigenständiger Arbeiten der Schülerinnen und Schüler (z. B. beim Durchführen von Versuchen, bei Untersuchungen) im Vordergrund steht.

    Unterlagen und Materialien:

    • Videoausschnitt(e)
    • entsprechende Transskripte
    • Planungsgrundlagen der Lehrperson
    • sachbezogene Informationen und Einordnung
    • Unterlagen aus dem Unterricht, welche in der Unterrichtsszene einbezogen werden (z. B. Schaubilder, Arbeitsblätter, Ergebnisblätter u.a.)

  • B) Analyse von Schülervorstellungen in Hinblick auf die weitere Planung des Unterrichts sowie die Begleitung von Lernprozessen

    Mit Hilfe der Videos und der Zusatzmaterialien kann erschlossen werden, über welche Vorstellungen, Erfahrungen oder Ideen die Lernenden zu Lerngegenständen, Phänomenen in unterschiedlichen Situationen verfügen. Aus Aussagen und Beschreibungen der Lernenden – z. B. in Unterrichtsgesprächen oder beim eigenständigen Explorieren oder Bearbeiten von Informationen – kann ihr Vorverständnis erschlossen und interpretiert werden und es werden Überlegungen zur adaptiven Anlage von Lernprozessen möglich.

    Folgende Fragen zur Beobachtung und Analyse können dabei bearbeitet werden:

    • Über welches Vorwissen, über welche Erfahrungen verfügen die Lernenden? Wie gelingt es ihnen, sich dieses Wissen und diese Erfahrungen bewusst zu machen sowie ihre Vorstellungen zu artikulieren?
    • Wie beschreiben die Lernenden ihre Vorstellungen, worauf nehmen sie Bezug (z. B. Erfahrungen aus dem Alltag)? Wie begründen und argumentieren sie?
    • Welche Erfahrungen und Vorstellungen der Schülerinnen und Schüler sind direkt anschlussfähig? Bei welchen sind entsprechende Klärungen nötig und wie können diese im Lernprozess angelegt werden?
    • Was bedeuten diese Vorstellungen für den weiteren Lernprozess (Anschlussmöglichkeiten, Arrangement zum Erweitern und Differenzieren, ggfs. auch zum Korrigieren von Vorstellungen im Unterricht, Umgang mit unterschiedlichem Vorwissen und mit unterschiedlichen Erfahrungen im Unterricht)?
    • Mit welchen Impulsen, Anregungen, (Rück-)Fragen u.a. bemühen sich die Lehrpersonen, 
      • Vorstellungen und Konzepte der Lernenden zu erschließen und zu verstehen? („Perspektivenwechsel“)
      • den Kontext/die Erfahrungen zu erkennen, aus welchen die Lernenden ihre Vorstellungen konstruieren?
      • Lerngelegenheiten und -prozesse mit Bezug zum Vorwissen und zu bisherigen Erfahrungen zu arrangieren (auch in der Ausrichtung auf kumulatives Lernen) und die Lernenden in die „ nächste Zone der Entwicklung“ zu führen?
    • Über welche Vorstellungen verfüge ich als Lehrperson? Wie haben sich diese entwickelt? Mit welchen Erfahrungen verbinde ich bestimmte Vorstellungen u.a.?

    Unterlagen und Materialien:

    • Videoausschnitt(e)
    • entsprechende Transskripte
    • sachbezogene Hinweise und Erläuterungen
    • Unterlagen aus dem Unterricht, welche in der Szene einbezogen werden bzw. für diese relevant sind (z. B. Schaubilder, Arbeitsblätter, Ergebnisblätter)