Digitale Erschließung und Analyse heraldischer Quellen mit Methoden des Semantic Web

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Obgleich Wappen vom 12. bis mindestens zum 18 Jahrhundert ein allgegenwärtiger Bestandteil der europäischen Kultur waren und zentrales Ausdrucksmittel in deren Kommunikation, spielen sie in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dieser Zeit jedoch nur eine sehr untergeordnete Rolle. Dies gilt sowohl für deren Nutzung im Rahmen hilfswissenschaftlicher Fragestellungen als auch im Bereich der kulturhistorischen Forschung oder der politischen Geschichte. Als Grund für diese Zurückhaltung lassen sich dabei drei verschiedene Gründe identifizieren: Die Masse der zur Verfügung stehenden Quellen, die Heterogenität der Medien und Repositorien, welche heraldische Informationen transportieren können, sowie schließlich die Komplexität der Heraldik als Gegenstand selbst, mit ihrer Fachsprache, ihren Regeln und ihren schwer verwendbaren und zum Teil stark veralteten Hilfsmitteln. So stellt beispielsweise die Identifikation eines unbekannten Wappens noch immer eine fast unüberwindbare Herausforderung dar. Analysen zu historischen Entwicklung der Wappen, ihrer Komposition und Darstellungsweisen, die hier helfen könnten, liegen kaum vor. 

Mit der Digitalisierung bieten sich hier jedoch neue Möglichkeiten, dieses bisher weitgehend unbearbeitet gebliebene Quellenmaterial fruchtbar zu machen. Im Rahmen des Projektes wird daher erforscht, in welcher Weise sich die Methoden des Semantic Web nutzen lassen, um Wappenbeschreibungen plattformunabhängig zu erfassen und gemeinsam auswertbar zu machen. Damit sollen Archiven, Bibliotheken und Denkmalbehörden neue Möglichkeiten bereitgestellt werden, die heraldischen Informationen in ihrem Material zu erfassen und nutzbar zu machen und auch ohne umfangreiches Domänenwissen unbekannte Wappen zu identifizieren. Zugleich sollen der kulturhistorische Forschung neue Wege für die Erforschung der visuellen Kultur und Kommunikation in Mittelalter und Frühneuzeit und deren historische Entwicklung eröffnet werden.

Förderung:

Das Projekt wird ab 1.03.2019 von der VolkswagenStiftung im Umfang von 493.000 € für drei Jahre gefördert.

Publikationen:

(gemeinsam mit Thomas Riechert) Digital Heraldry. The State of the Art and New Approaches Based on Semantic Web Technologies, in: Christelle Balouzat-Loubet (Hg.), L’édition en ligne de documents d’archives médiévaux, Turnhout 2018, S. 102-125 [im Druck].