3,8 Millionen für deutsch-russisches Forschungsvorhaben

Münstersche Landschaftsökologen koordinieren Forschung zu Folgen des Klima- und Landnutzungswandels in Westsibirien

Münster (upm), 26. September 2011

In Sibirien, so befürchten Wissenschaftler, wird es zu Veränderungen der Landschaft kommen, die auch negative globale Auswirkungen haben.
In Sibirien, so befürchten Wissenschaftler, wird es zu Veränderungen der Landschaft kommen, die auch negative globale Auswirkungen haben.
Foto: WWU
Prof. Dr. Norbert Hölzel
Prof. Dr. Norbert Hölzel
Foto: privat

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) stellt 3,8 Millionen Euro für ein deutsch-russisches Forschungsprojekt zur nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen in Westsibirien zur Verfügung. Durch den Klimawandel und eine Ausweitung von Agrarflächen in Sibirien befürchten die Forscher erhebliche negative Effekte, die auch globale Auswirkungen haben, beispielsweise durch die Freisetzung von Treibhausgasen. Sie wollen daher in den kommenden fünf Jahren Konzepte für eine nachhaltige Landnutzung erarbeiten, um diesen Herausforderungen zu begegnen. Das Institut für Landschaftsökologie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) koordiniert das Verbundprojekt. Die münsterschen Landschaftsökologen erhalten gut 1,8 Millionen Euro.

"SASCHA", so der Titel des Forschungsvorhabens, ist im Süden der russischen Provinz Tyumen angesiedelt, welche in Sibirien an der Grenze zu Kasachstan liegt. Die Wissenschaftler beschäftigen sich mit dem Einfluss des Klima- und Landnutzungswandels auf Ökosystemfunktionen. Zu diesen Funktionen gehören beispielsweise die Versorgung mit sauberem Trinkwasser, die Bodenfruchtbarkeit sowie das Angebot an Lebensräumen für weltweit gefährdete Tier- und Pflanzenarten.

Die Forscher rechnen damit, dass sich der sogenannte Getreide-Gürtel in Westsibirien durch den Klimawandel und die weltweit steigende Nachfrage nach Ackerland nach Norden ausbreitet. Als eine mögliche Konsequenz dieser Entwicklung befürchten sie eine Freisetzung von Treibhausgasen aus den riesigen Moorflächen Westsibiriens, die als Kohlenstoffsenken von weltweiter Bedeutung sind. Kohlenstoffsenken nehmen das Treibhausgas Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre auf und wirken damit der Erderwärmung entgegen. Eine Umwandlung der Moore in Ackerflächen würde den Treibhauseffekt nochmals massiv verstärken.

"Nach den umfangreichen Vorarbeiten der Antragsphase waren wir froh, endlich den Bewilligungsbescheid in Händen zu halten", betont Prof. Dr. Norbert Hölzel, der das interdisziplinäre Verbundvorhaben federführend koordiniert. Neben drei Arbeitsgruppen des Instituts für Landschaftsökologie der WWU – Ökosystemforschung, Klimatologie und Biozönologie – sind Arbeitsgruppen der Humboldt-Universität Berlin, der Universitäten Kiel und Osnabrück, der Hochschule Osnabrück sowie die münsterschen Fernerkundungsfirma EFTAS beteiligt. Als wissenschaftliche Partner auf russischer Seite fungieren die Staatliche Universität sowie die Staatliche Agrarakademie in Tyumen. Das Projekt mit dem vollständigen Titel "Sustainable land management and adaptation strategies to climate change for the Western Siberian corn-belt (SASCHA)" ist Teil des BMBF-Förderschwerpunktes "Nachhaltiges Landmanagement".

Weitere Informationen zum Projekt Forschen A-Z / Prof. Hölzel