"Lebende Zäune" für mehr Biodiversität

Verbindungen zwischen Regenwald-Resten fördern die Ausbreitung von Kolibris und die Bestäubung von Pflanzen

Ein Kolibri (Violettdegenflügel) im Flug
Ein Kolibri (Violettdegenflügel) im Flug
© Urs Kormann

Ob Brasilien, Kolumbien oder Venezuela: Wo einst dichter Regenwald stand, ist vielerorts kaum noch ein Baum zu sehen. Vor allem für Plantagen und Weideland muss immer mehr Wald weichen. Was übrig bleibt, sind nicht zusammenhängende, von Nutzflächen durchschnittene Waldgebiete – für die betroffenen Ökosysteme eine Katastrophe. Ökologen aus Münster und Göttingen haben nun in Zusammenarbeit mit amerikanischen Wissenschaftlern der Biologischen Station Las Cruces in Costa Rica herausgefunden: Reste tropischen Regenwalds mit "lebenden Zäunen" aus Bäumen und Sträuchern zu verbinden fördert die Ausbreitung von Kolibris und damit die Bestäubung einheimischer Pflanzenarten durch diese Vögel. Isolierte Pflanzen erhalten dagegen weit weniger Pollen und bilden entsprechend weniger Früchte aus. Die Arbeit wurde in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins "Proceedings of the Royal Society B" veröffentlicht.

Ein "Grüner Schattenkolibri" trinkt Nektar aus einer Blüte.
Ein "Grüner Schattenkolibri" trinkt Nektar aus einer Blüte.
© Matthew Betts
Die Ergebnisse zeigen, dass Landwirte mit einfachen und kostengünstigen Maßnahmen die Bestäubung und Vermehrung einheimischer Pflanzenarten fördern können, so die Forscher. "Hecken und lebende Zäune können in Schutzgebieten, die durch starke Wald-Fragmentierung gekennzeichnet sind, große Bedeutung haben", sagt Dr. Urs Kormann, der die Untersuchungen im Rahmen seiner Doktorarbeit durchführte. Er platzierte experimentell die in Costa Rica heimischen Helikonien ("Falsche Paradiesvogelblumen") in Waldfragmenten und verfolgte den Pollenfluss, der durch spezialisierte Kolibris erfolgte. Die Arbeit wurde von Prof. Dr. Christoph Scherber (Westfälische Wilhelms-Universität Münster) und Prof. Dr. Teja Tscharntke (Universität Göttingen) betreut.

"Die Zerstörung und Fragmentierung natürlicher und naturnaher Lebensräume in Kulturlandschaften ist eine der wichtigsten Ursachen der augenblicklichen Verluste an biologischer Vielfalt und ihrer wichtigen ökologischen Funktionen. Ihr Erhalt und die Schaffung von verbindenden Landschaftselementen sind daher von zentraler Bedeutung", betont Tierökologe Christoph Scherber.

 

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