Zu einer kritischen Theologie der Liebe zwischen Begehren und Gesetz (Habilitation)
Die Arbeit möchte eine kritische Theologie der Liebe in der Konstellation zwischen Freiheit, Gesetz und Begehren leisten. Auf der Grundlage philosophischer Untersuchungen sollen Kriterien und Korrektive für den inflationären und teilweise unkontrollierten Gebrauch einer Semantik der Liebe zu liefern, sowie zu einer parallelen Abwertung der Dimensionen des Begehrens und des Gesetzes. Statt aber „Liebe“ in Reaktion darauf unter Generalverdacht zu stellen oder gänzlich in Absehung von der affektiven Dimension zu bestimmen, soll sie Vielmehr als die Chiffre und den Ernstfall des Humanum verstanden werden.
Ausgangspunkt des Projekts steht die Rekonstruktion der Reziprozität zwischen dem vor-subjektiven Moment des Begehrens und dem unterbrechenden, formgebenden Moment des Gesetzes. Diese Beziehung soll als Dialektik von Kraft und Form im Hinblick auf eine integrative Theorie des Subjekts entfaltet werden. Die leitende Hypothese lautet: Erst die Formung durch eine Norm oder ein Gesetz setzt die transzendierende Kraft des Begehrens frei und macht es zum konstitutiven Moment des Subjekts – das Subjekt selbst als Geist soll in dieser Spannung gesucht werden.
1) Philosophische Untersuchung:
Im philosophischen Part der Untersuchung wird die Reziprozität zwischen dem Vor-Subjektiven Moment des Begehrens und dem unterbrechenden und gestaltenden Moment des Gesetzes als Dialektik von Kraft und Form in Hinblick auf eine integrative Theorie des Subjektes rekonstruieren und darin eine Erweiterung und Revision des transzendentallogischen Freiheitsmodell geleistet werden. Dabei ist die Hypothese leitend, der nach erst die Formung durch ein Gesetz/eine Norm, die eigene transzendierende Macht des Begehrens freisetzt und das Begehren zum Moment des Subjektes macht. Das spezifische des Subjektes selbst als Geist soll in der Verbindung beider Momente gesucht werden. Die Untersuchung will dabei eine Vertiefung des Freiheitstheoretischen Subjektmodells leisten durch die Auseinandersetzung mit und Aufwertung der zwei Dimensionen von Begehren und Norm, die einerseits gerne als das Andere oder gar das Gegenteil der Freiheit und anderseits als sich gegenseitig ausschließend aufgefasst werden. Es soll (insbesondere im dreiergespräch zwischen Lacan, Kant und Hegel) Untersucht werden unter welchen Bedingungen/in welcher Gestalt Liebe als die Gelungene Form der Fremd- und Selbstbeziehung gelten kann, die die Gelungene Vermittlung von Besonderem, Allgemeinen, Einzelnen leiste.
2. Theologische Untersuchungen:
Die Untersuchung zielt auf eine Theologie des Begehrens, die das Begehren Gottes für den Menschen als Ursprung thematisiert. Der Gott des Exodus und der Christus des Neuen Bundes entziehen sich sowohl narzisstischer Projektion als auch diffuser Verschmelzungssehnsucht