Forschungsperspektive
Das Denken der Moderne ist maßgeblich durch den Gedanken der Freiheit bestimmt. Dieser Gedanke formiert das Selbstverständnis und Handeln der Menschen und ist an der Leitidee von Humanität orientiert. Aus der Idee der Freiheit resultiert die innere Würde des Menschen als einzigartiger Person und zur Humanität gehört die Sorge um ein gutes und gelingendes Leben möglichst aller Menschen.
Dabei zeigt die Moderne auch eine Dialektik, die in Paradoxien führt. So kann die Freiheit durch eine Bezogenheit auf andere Freiheit in fundamentaler Gleichheit und eine geschwisterliche Verantwortung mit dem Ziel solidarischer Gerechtigkeit profiliert sein. Sie kann aber auch auf einen liberalistisch privatisierten Individualismus hin interpretiert werden, der vor allem auf die eigenen Interessen ausgerichtet ist und den eigenen Vorteil sucht. Schließlich wird Freiheit mitunter so verstanden, dass alles möglich ist, sodass Indifferenz entweder eine Haltung beliebiger Willkür fördert oder eine durch die Anonymität der Masse und die Orientierung am Konsum angepasste Konformität erzeugt.
Diese Dialektik stellt die Menschen vor die Aufgabe, nach selbstverantworteten und gemeinsam ausverhandelten normativen sozialen Ordnungen zu suchen, die in der Befreiung zur Freiheit ihren Maßstab und ihren Grund haben. Zu dieser Suche gehört in biblischer Perspektive die Sondierung lebensdienlicher Entfaltungen eigener Begabungen, ein Leben in kommunialen und selbstwirksamen Beziehungen und eine Sozialgestalt, die unterwerfende Herrschaft und Missbrauch von Macht zugunsten von aktiver Teilhabe und chancengerechter (, individueller) Potenzialförderung überwindet.
Diesem anthropologischen Zugang entspricht die theologische Bestimmung Gottes als Liebhaber des Lebens (Weish 11,26) unter der Leitidee vollkommener Freiheit. Diese Gottesrede bezieht sich dabei auf die Frage der Ermöglichung gelingenden Lebens, auch angesichts dessen, was Menschen nicht bzw. nicht mehr möglich ist.
Mit diesem Leitgedanken verbindet sich ein Konzept relationalen Denkens, insofern Freiheit dazu bestimmt ist, andere Freiheit zu wollen und der anderen Freiheit Lebensmöglichkeiten zu eröffnen. Damit steht eine Theologie der Freiheit unter der Maßgabe, Befreiungen zur Freiheit zu explizieren. In dieser Perspektive verstehen sich die unterschiedlichen Forschungsprojekte und -teilprojekte des Seminars für Fundamentaltheologie und Religionsphilosophie.