Studientag zur Zukunft der Theologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät
Welche Funktion hat die Theologie in einer Gesellschaft, in der der Großteil nicht mehr glaubt und dennoch nichts vermisst? Wie muss sich die Theologie künftig aufstellen, um ein attraktives Studienfach zu sein? Einen ganzen Tag lang diskutierten Studierende und Lehrende der Katholisch-Theologischen Fakultät mit geladenen Gästen über diese drängenden Fragen.
Sinkende Studierendenzahlen und ein Rückgang der Zahl theologischer Promotionen und Habilitationen bereiten nicht nur der Katholisch-Theologischen Fakultät in Münster Sorgen, sondern auch zahlreichen anderen Fakultäten und theologischen Instituten, die bereits um ihre Existenz bangen. Ludger Hiepel und Matthias Beckmann verdeutlichten dies anhand der Zahlen katholischer Theologiestudierender in Münster sowie mittels einer Studie des Theologen Bernhard Emunds zur Situation des wissenschaftlichen Nachwuchses der Theologie im gesamten deutschsprachigen Raum.
Niedrige Zahlen seien nicht zwangsläufig ein Indiz für eine Bedeutungslosigkeit von Christentum und Theologie, beruhigte Dr. Andreas Verhülsdonk, Referent für Religionspädagogik bei der Deutschen Bischofskonferenz. Er appellierte an Kirche und Theologie, ihre gesellschaftliche Rolle und ihr Verhältnis zur mehrheitlich konfessionslosen Gesellschaft neu zu definieren. Die Theologie habe eine öffentliche Aufgabe und bleibe auch in Zukunft relevant, nicht nur wegen der kulturellen Bedeutung des Christentums sondern auch wegen ihrer geschätzten Funktion in den Bereichen Caritas und Bildung.
Prof. Dr. Simone Birkel von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt nahm die institutionellen Strukturen der Theologie in den Blick, in denen diese ihre öffentliche Aufgabe zu erfüllen versucht. Wie gelingt eine zukunftsfähige Neuaufstellung: in Form eines "Change", also einer Optimierung bestehender Muster und Strukturen, oder in Form einer "Transformation" mit Paradigmenwechseln, veränderten Denkweisen und neuen Strukturen? Sie erläuterte die Ausgangsbedingungen für gelingende Transformation und stellte mit der Eichstätter School of Transformation and Sustainability ein gelungenes Beispiel eines Transformationsprozesses mit einem Whole-Institution-Approach vor, in dem das Leitmotiv Nachhaltigkeit in allen Dimensionen der Institution durchbuchstabiert wird.
Dr. Andreas Eimer, Leiter des Career Service der Universität Münster, betonte die Notwendigkeit, das Besondere und die Relevanz der Theologie stärker hervorzuheben. Er führte aus, nicht nur die Theologie, auch andere Geisteswissenschaften seien in der Krise, weil oftmals nicht klar sei, welche Perspektiven durch ein geisteswissenschaftliches Studium eröffnet würden. Er forderte, die Dynamik des Studiums besser zu erklären.
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Am Nachmittag wurden die Impulse aus den Vorträgen in fünf verschiedenen Workshops vertieft. Die Teilnehmer:innen erarbeiteten konkrete Vorschläge für eine Theologie der Zukunft.
Zahlreiche Post-its mit vielfältigen Impulsen schmückten am Ende die Pinnwand im KTh I. Zu lesen waren dort Forderungen nach einer klaren Positionierung des Faches sowie nach einem stärkeren Wissenschaftstransfer, insbesondere in Richtung Schulen. Konkret wurde der Wunsch geäußert, eine:n Schulbeauftragte:n der Fakultät zu benennen.
Vonseiten der Studierenden wurde betont, dass man nicht unbedingt eine Transformation wie in Eichstätt brauche. Vielmehr solle das gestärkt werden, was bereits an guten Strukturen vorhanden sei. Auf struktureller Ebene wurde der Wunsch nach einer Neuverteilung vorhandener Mittel geäußert sowie eine größere Präsenz der Katholisch-Theologischen Fakultät innerhalb der Universität.
Am Ende stand die Frage im Raum, wie diese Impulse konkret weiterverfolgt werden können. Dekan Köster hatte bereits eine Lösung parat: Er werde die Ideen mit ins Dekanat nehmen und dort auswerten, um konkrete Vorschläge für die weitere Arbeit zu machen.